Sundern. Martin Lindner reist um den Erdball, um über die Vogelart zu tagen. Gerade war er beim Kongress in den USA: Er ist weltweit gefragt.

Raus in die Natur, einen Spaziergang im Wald oder einfach nur auf einer Bank verweilen. Der Blick geht dabei für viele nur selten nach oben. Für Martin Lindner hingegen wurden die Waldspaziergänge seit seiner frühen Kindheit ausschließlich dazu genutzt, die verschiedensten Arten von Vögeln in der Höhe und in den Bäumen zu beobachten.

Als 14-jähriger Junge entdeckt er dann zum ersten Mal in einer Buche im Wald ein Nest mit Mäusebussarden. Das war der Start für ihn, immer mehr über das Reich der Vögel erfahren zu wollen. Aus vielen Fachbüchern eignet sich Lindner nach und nach ein großes Wissen über Vogelarten und die gesamte Natur an. Jedoch macht er damals sein Hobby nicht zum Beruf – noch nicht. Zunächst lernt der Hobby-Ornithologe den Beruf Graveur.

AG zum Schutz der Eulen

Das soll jedoch nicht die Tätigkeit sein, die ihn bis an sein Lebensende erfüllt. Nebenbei widmet er sich jahrelang der Beobachtung von verschiedenen Vogelarten im Sauerland. In den 90er-Jahren legt er dann seinen Schwerpunkt auf die Beobachtung von Uhus und Wanderfalken. Seit 2007 ist er bei der biologischen Station Hochsauerlandkreis in Brilon tätig. Damit geht der 62-Jährige nun seinem Hobby auch auf beruflicher Ebene nach. 25 Jahre ist er von da an in der Metallindustrie tätig.

Als Bundesvorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Eulen erfasst er zudem jährlich die Brutplätze der Uhus im Hochsauerlandkreis. Dieses Jahr nimmt der Eulenexperte dadurch an der achten World Owl Conference in Onalaska, Wisconsin in den USA teil. Neben einem Sponsoring von 1000 Euro der deutschen Arbeitsgemeinschaft an die internationale Tagung, tauscht er als einer von zwei deutschen Vertretern sein Wissen vor Ort mit weiteren Experten aus. Insgesamt waren 120 Personen aus 16 verschiedenen Ländern bei dem Kongress dabei.

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Ende Oktober galt es fünf Tage lang anhand von Vorträgen, Workshops und Exkursionen das eigene Wissen zu erweitern und an andere weiterzugeben. Besonders der Workshop zur Beobachtung und Analyse von Eulenrufen habe Lindner begeistert. Passend dazu habe eine Vertreterin aus den Niederlanden die Rufe von einzelnen Uhus nachahmen können. „Ich habe viel Neues gesehen und erzählt bekommen, das mir vorher noch nicht bekannt war“, berichtet Lindner über die erkenntnisreiche Reise.

Er selbst hat ein Poster zum Thema Belastung von Eulen durch Rodentizide für die Tagung erstellt. Dies seien Gifte, die in Deutschland hauptsächlich zur Bekämpfung von Ratten und Mäusen eingesetzt werden. Dadurch seien vor allem aber auch Eulen betroffen, da sie als Beutegreifer die Wirkstoffe ihrer Beute aufnehmen. Zudem sei das Gift auch ökologisch für die Umwelt problematisch. Mit seinem Poster klärt er über den Sachverhalt auf und hofft auf einen Austausch mit einem weniger gefährlichen Gift für die Eulen und die gesamte Natur.

Zu allen Vorträgen und Postern wird nach dem Eulenkongress jeweils ein Artikel verfasst und anschließend gesammelt als wissenschaftliche Fachzeitschrift veröffentlicht. Für Martin Lindner war jedoch nicht nur die Wissensvermittlung durch die einzelnen Beiträge der Teilnehmer spannend. Vor allem der persönliche Austausch und das Vernetzen untereinander, das sei sehr besonders gewesen.