Sundern. Fast geheim: Im Herzen des Sauerlandes, in totaler Abgeschiedenheit, liegt das buddhistische Meditationshaus Vimaladhatu.

Im Altenhellefelder Wald führt ein Wanderweg zum Sonnenstück. Sogar mit dem Auto kommt man auf den Berg hinauf, denn dort liegt mitten im Wald das buddhistische Meditationshaus Vimaladhatu. Versteckt und in vollkommener Ruhe findet man den sogenannten „reinen Ort“ - das ist die Übersetzung von Vimaladhatu. „Wenn man von der Straße in den Wald abbiegt, hat man das Gefühl, man betritt eine andere Welt“, meint Bodhimitra (71), der mit bürgerlichem Namen Bram van Barneveld heißt.

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Er suchte nach einem Ausgleich und fand ein neues Leben

Er hat sowohl das Meditationshaus in Sundern als auch das Buddhistische Zentrum in Arnsberg gegründet und gehört seit fast 40 Jahren dem Orden der Triratna an. „Hier habe ich meinen Lebenssinn gefunden“, verrät der gebürtige Niederländer. Dem buddhistischen Weg zu folgen - das sei seine Erfüllung. „Das war nicht von Anfang an so“, gesteht er. Ursprünglich habe er nur meditieren wollen. Der promovierte Biochemiker suchte nach einem Ausgleich im Alltag und fand ein neues Leben. „Lange Zeit versuchte ich, beim Buddhismus den Fehler zu finden - ich war misstrauisch dem Ganzen gegenüber, doch ich habe bisher keinen Fehler gefunden“, sagt Bodhimitra.

Das Meditationshaus Vimaladhatu liegt mitten in der Natur und bietet einen Blick über den Sunderner Wald.
Das Meditationshaus Vimaladhatu liegt mitten in der Natur und bietet einen Blick über den Sunderner Wald. © WP | Anja Jungvogel

Seit seinem Eintritt in den Triratna-Orden hört der 71-Jährige nicht mehr auf seinen Namen Bram, sondern wird von den meisten Mitmenschen nur noch Bodhimitra genannt. Auf die Frage, was Buddhismus eigentlich sei, lasse sich nicht so einfach eine Antwort finden, sagt der Meditationslehrer, der im Sunderner Meditationshaus regelmäßig Seminare anbietet, sogenannte Retreats. „Manche Menschen meinen, der Buddhismus ist eine Religion, andere verstehen ihn eher als eine Philosophie oder einen Lebensstil“, erklärt er. „Und einige Hindus behaupten, der Buddhismus ist bloß eine Abzweigung des Hinduismus, doch diese Sichtweise wird von uns energisch abgelehnt.“

Was ist Buddhismus?

Weltweit bekennen sich fast 500 Millionen Menschen zum Buddhismus, die meisten leben in Süd- und Ostasien. Doch auch im Westen wenden sich Menschen dem Buddhismus zu. „Zu uns ins Sauerland kommen Interessierte aus ganz Deutschland und sogar aus England“, sagt Dietmar Becker, der im Meditationshaus Vimaladhatu als Hausmeister arbeitet. Er sei auf ähnliche Weise wie Bodhimitra zum Buddhismus gelangt. „Zunächst war ich skeptisch, merkte dann aber schnell, wie sympathisch und inspirierend der Buddhismus ist. Heute zähle ich meinen ersten Besuch dort zu den wichtigsten Tagen in meinem Leben. Meditation und Buddhismus haben mein Leben äußerst positiv verändert“, verrät er.

Die Mehrbettzimmer sind spartanisch eingerichtet.
Die Mehrbettzimmer sind spartanisch eingerichtet. © WP | Anja Jungvogel

Immer mehr Menschen suchten mittlerweile nach einem tieferen Sinn im Leben und merkten immer deutlicher, dass Konsum, Kommerz und Luxus nicht wirklich glücklich mache. „Die Lösung und vor allem Zufriedenheit liegt in jedem selbst“, meint Bodhimitra und lädt zur Teilnahme ein. „Alle zwei Jahre veranstalten wir einen Tag der offenen Tür, der jedes Mal sehr gut angenommen wird.“

Der Meditationsraum.
Der Meditationsraum. © WP | Anja Jungvogel

Auch die Seminare im Meditationshaus werden gut besucht. Viele sind lange im Voraus ausgebucht. Der nächste Retreat beschäftigt sich beispielsweise mit dem Thema „Sterben und Tod“ und wird von Bodhimitra geleitet. Die Teilnehmenden reisen am Freitag an und bleiben eine Woche zu Gast im Meditationshaus. „Zwischen Vorträgen und themenbezogenen Präsentationen haben die Leute immer wieder Zeit, um zu meditieren oder spazieren zu gehen, zur Ruhe zu kommen“, erklärt Bodhimitra das Konzept. Das Essen im Haus ist vegan. Zigaretten und Alkohol sind ebenso tabu wie Fernsehen, Radio, Tageszeitung oder Smartphone. „Abends vor dem Zubettgehen herrscht Stille“, so der Buddhist. Die Teilnehmenden sind angehalten zu schweigen. Die 1- bis 3-Bett-Zimmer sind spartanisch eingerichtet und werden von den Gästen selbst gereinigt und gepflegt.

Vom Meditationshaus aus genießt man einen traumhaften Blick über den Sunderner Wald.
Vom Meditationshaus aus genießt man einen traumhaften Blick über den Sunderner Wald. © WP | Anja Jungvogel

„Am Ende haben die meisten eine Entwicklung erfahren.“ Man sei ein anderer Mensch, betont auch Dietmar Becker, der sich noch gut an seinen ersten Retreat erinnert. „In mir hat sich etwas verändert. In der Stille kann man seine eigenen Gedanken und Gefühle viel besser wahrnehmen“, meint er.

Es gibt sogar eine kleine Bibliothek mit buddhistischer Fachliteratur.
Es gibt sogar eine kleine Bibliothek mit buddhistischer Fachliteratur. © WP | Anja Jungvogel

Nähere Infos über das Meditationshaus Vimaladhatu in Sundern und welche Seminare dort stattfinden, sind im Netz unter: www.vimaladhatu.de zu finden.

Die Buddhistische Gemeinschaft Triratna

Triratna ist ein buddhistischer Orden, der vor 55 Jahren in Großbritannien gegründet wurde. Der Orden ist durch eine westlich orientierte Bewegung entstanden, die buddhistische Lehren in zeitgemäßer Form anbietet. „Triratna“ ist Altindisch und bedeutet „Drei Juwele“. Damit sind die drei zentralen Ideale des Buddhismus gemeint: Buddha (das Ideal von Erwachen), Dharma (die buddhistische Lehre) und Sangha (die Gemeinschaft der Praktizierenden).

Es gibt in über 20 Ländern der Welt zahlreiche buddhistische Stadtzentren, Meditationshäuser auf dem Land und viele andere Projekte. Auch nach mehr als 50 Jahren ist die Entwicklung von Triratna nicht abgeschlossen. Die Telinehmenden möchte weiter erforschen, wie buddhistische Praxis das Leben bereichern und verändern kann. Näheres über Triratna unter: www.triratna-buddhismus.de