Arnsberg. Von Januar an wird es keinen Kinderarzt in Alt-Arnsberg mehr geben. Ein ehrenamtlicher Fahrdienst auf Zeit ist eine Anfangslösung.

Bereits im Oktober wurde bekannt, dass die kinderärztliche Versorgung in der Region um Arnsberg angespannt ist - die Botschaft, dass nun auch die Kinderarztpraxis im „Medizinischen Versorgungs-Zentrum Arnsberg“ an der Hellefelder Straße geschlossen werden soll, stieß bei vielen Eltern auf Unverständnis.

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Auch, wenn der Betreiber, das Klinikum Hochsauerland, lediglich von einem Umzug nach Hüsten sprach, ist Fakt, dass es vom 1. Januar 2024 an letztlich keine Kinderarztpraxis mehr in Alt-Arnsberg geben wird.

„Wir befürchten, dass einige Kinder dann medizinisch unterversorgt bleiben“, sagt Verena Sen, Leiterin des Fachbereichs Sozialraumorientierung der Caritas Arnsberg-Sundern, „daher freue ich mich über die Idee von Johannes Böhnke.“ Der Pfarrer und Vorsitzende des Trägervereins des Jugendtreffs Gierskämpen schlug vor, einen „Fahrdienst zum Kinderarzt“ ins Leben zu rufen. „Wenn nur ein Kind einen Schaden davon trägt, weil es keine medizinische Versorgung erfährt, dann ist das nicht schön“, sagt er.

Familien in schwierigen Lebenslagen

Der Fahrdienst solle denjenigen vorbehalten bleiben, die sich aktuell in schwierigen Lebenslagen befinden. „Es gibt viele Familien, die ihre Kinder einfach nicht zum Arzt nach Hüsten oder Neheim bekommen“, sagt Verena Sen, „vielen fällt das schwer - aus unterschiedlichsten Gründen.“

Mit fieberndem Kind Bus fahren? Das können sich viele Eltern nicht vorstellen (Symbolbild).
Mit fieberndem Kind Bus fahren? Das können sich viele Eltern nicht vorstellen (Symbolbild). © Shutterstock / Tomsickova Tatyana | Tomsickova Tatyana

Einigen Familien fehle es an den finanziellen Mitteln, andere seien mit der Organisation überfordert. Wieder andere scheiterten an Sprachbarrieren und zu guter Letzt sei es auch nicht zielführend, mit einem fiebrigen Kind, das sich womöglich auch noch übergeben muss, in einem Bus von Arnsberg nach Hüsten zu fahren. „Das ist ja auch eine hygienische Frage“, so Johannes Böhnke, „das Kind kann ja im Bus weitere Mitfahrende anstecken.“

Es gibt viele Familien, die ihre Kinder einfach nicht zum Arzt nach Hüsten oder Neheim bekommen - aus unterschiedlichsten Gründen.
Verena Sen, Leiterin Fachbereich Sozialraumorientierung der Caritas Arnsberg-Sundern

Mit dem Fahrdienst erreichen wolle man viele Eltern über den Jugendtreff Gierskämpen oder auch die Sozialberatung der Caritas. Einfach, um betroffenen Eltern eine Unterstützung zu bieten - und den Kindern damit eine grundlegende medizinische Versorgung.

Kein Taxi auf Abruf

„Wir möchten hier kein kostenloses Taxi anbieten“, stellt Johannes Böhnke klar, dass es sich um eine Hilfestellung handelt. Zudem solle das Angebot des kostenfreien Fahrdienstes nur eine Art Überbrückung darstellen, denn „bei allem Tun muss der Dialog um die wohnortsnahe kinderärztliche Versorgung weitergehen“, wie Verena Sen anmerkt. „Dieses Angebot soll eine Brücke zum Kinderarzt sein - ist jedoch nur als Überbrückung zu sehen.“

Auch gehe es nicht darum, dass Eltern den Fahrdienst ähnlich wie ein Taxi auf Abruf ordern könnten, sondern, dass sie sich während bestimmter Erreichbarkeiten an das Team wenden könnten. „Wir organisieren dann den Fahrdienst und vermitteln die Fahrer bzw. Fahrerinnen.“

Ehrenamtliche mit Auto gesucht

Um ab Januar mit dem Fahrdienst starten zu können, werden genau diese benötigt: Fahrer und Fahrerinnen. Das Team setzt dabei auf ehrenamtliches Engagement aus der Bevölkerung und sucht Menschen, die es sich vorstellen könnten, beispielsweise an einem Vormittag in der Woche aktiv zu werden. „Denn meistens ist es mit der Fahrt hin und zurück an sich nicht getan“, sagt Verena Sen, „es wäre schon gut, wenn die Person dann mitgeht, damit die Eltern und das Kind da ankommen, wo sie hinmüssen.“

Bestenfalls, fügt Johannes Röhnke an, verfügten die Ehrenamtler über einen eigenen Pkw. „Die Fahrer und Fahrerinnen wären dann auch über das Ehrenamt versichert - das ist bereits abgeklärt.“

Interessiert, ehrenamtlich tätig zu sein?

Wer sich vorstellen kann, als Fahrerin oder Fahrer des „Fahrdienstes zum Kinderarzt“ tätig zu werden und darüberhinaus bestenfalls noch über einen eigenen Pkw verfügt, der kann sich an Verena Sen unter der E-Mail-Adresse v.sen@caritas-arnsberg.de wenden oder aber auch an Pfarrer Johannes Böhnke unter der E-Mail-Adresse johannes-boehnke@evkirche-so-ar.de.

Auch für weitere Fragen zur Idee und/oder zum Ehrenamt beantworten die beiden Ansprechpartner*innen gern.