Arnsberg. Speeddating ist mittlerweile gesellschaftlich etabliert- Akzeptanz gegenüber Homosexualität ebenso. Wieso nicht beides verbinden?
Ein gutes Pils braucht sieben Minuten, da sind sich die meisten Sauerländer einig. Aber wie lange dauert ein gutes Gespräch? Wer Christina Albers und ihrem Speeddating-Programm vertraut, kennt die Antwort auf diese Frage: ebenfalls sieben Minuten. Während diese Zeitspanne dem durstigen Bierenthusiasten wohl ganz schön lang vorkommt, sind die 420 Sekunden für ein Gespräch eine doch sehr kurze Zeit - aber dennoch vollkommen ausreichend, so Christina Albers. Bekanntlich zählt ja der erste Eindruck, und beim Speeddating wird diese Weisheit auf die Spitze getrieben. Der Trend hat bereits im Jahr 2016 auch Arnsberg erreicht, als „Senior-Trainerin“ Christina Albers aus Neheim das erste Speeddating für Singles im Alter von über 55 Jahren organisiert hat.
Seither gab es viele verschiedene Auflagen des Kennenlern-Programms, mal für ältere Arnsberger, mal eine jugendlichere Ü30-Aktion. Die aktuelle Version ist trotzdem ein Novum für den Arnsberger Raum. Am Freitag, 6. Oktober, findet nämlich das erste Speeddating für lesbische Frauen statt- ein Angebot, über das sich auch die Arnsberger Frauenberatungsstelle freut.
Von einem speziellen Altersschwerpunkt wendet sich Christina Albers diesmal ab. „Jede Frau, die Interesse daran hat, eine andere Frau zu suchen, ist herzlich willkommen“, erklärt die Senior-Trainerin das aktuelle Konzept. „Und dabei gibt es keine weiteren Kriterien.“ Eine gewisse Auslese beispielsweise nach Alter sei auch deshalb nicht sinnvoll, weil homosexuelle Menschen sowieso eine deutlich geringere Menge an potenziellen Partnern hätten.
Etabliertes Programm
Während das Publikum des Angebotes dementsprechend ein vollkommen neues ist, bleibt das Programm selber „sehr ähnlich wie beim Speeddating für heterosexuelle Menschen“, gibt Christina Albers einen Einblick in das bürgerschaftliche, ehrenamtliche Projekt. Konkret werden also die Teilnehmerinnen je zu zweit an einem Tisch sitzen und sich die sieben Minuten miteinander und übereinander austauschen. Dann ertönt ein Wecker, das Gespräch ist beendet, die Teilnehmerinnen gehen einen Tisch weiter und die sieben Minuten starten von vorn.
Durch eine solche Rotation ist nicht nur besonders viel Austausch möglich, die Teilnehmerinnen können außerdem an nur einem Abend einer ungewöhnlich große Anzahl verschiedener Menschen begegnen und im Dialog mit Frauen ins Gespräch kommen, die sie unter anderen Umständen so nicht kennengelernt hätten.
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Das ist auch gerade für Christina Albers selber ein sehr interessanter Aspekt, denn auch sie trifft ja, wenn auch nicht als Teilnehmerin, sondern als Organisatorin, verschiedenste Menschen. Anstoß, das Speeddatingprogramm vor sieben Jahren überhaupt zu beginnen, war nämlich genau dieser Reiz. Im TV-Film „Altersglühen“, in dem die Prominenz des deutschen Films - vor allem Senta Berger und Mario Adorf - ein Speeddating durchspielen, ist die Neheimerin auf das Format aufmerksam geworden, und wollte es auch in ihrer Heimat lokal sofort umsetzen. „Ich bringe einfach sehr gerne Menschen zusammen“, berichtet Christina Albers von ihrer romantischen Passion. „Vor einiger Zeit habe ich dann die erste persönliche Anfrage erhalten, das Programm auf homosexuelle Menschen auszuweiten, und war sofort dabei. Die Zeit und die Gesellschaft sind mehr als reif für dieses Angebot“, findet sie.
Ähnlich sieht das Hannah Püttmann, Beraterin und Sozialarbeiterin bei der Frauenberatung in Arnsberg. Eine der vielfältigen Aufgaben dieser Beratungsstelle ist es, lesbischen Frauen, die Probleme rund um ihre sexuelle Orientierung haben, bei der Bewältigung dieser zu helfen. „Bei uns auf dem Land haben wir noch zu wenig Programm für homosexuelle Menschen. Wenn man in die Städte guckt, ist das Thema viel offener gestaltet“, erzählt Hannah Püttmann aus ihrer eigenen Erfahrung als Beraterin. Von Christina Albrechts Programm erhofft sie sich transparenteren Umgang in dieser Hinsicht.
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Spannend könnte der Abend auch mit Blick auf die Teilnehmerzahl werden. Nach ihrer Speeddating-Premiere 2016 hatte Christina Albers nämlich noch berichtet: „Es sind meistens die Männer, die sich nicht trauen.“ Auf zwölf interessierte Damen hatte es damals nur fünf Anmeldungen männlicher Pendants gegeben, sodass sie sieben Frauen eine Absage zuschicken musste. An zu geringer männlicher Beteiligung wird der kommende Abend jedenfalls nicht scheitern.