Arnsberg. Landwirte und Weidetierhalter fordern die Politik auf, beim Thema Wolf umzudenken. Die Kreisjägerschaft meldet sich zu Wort.

Die stärker werdende Wolfspopulation bringt die Landwirte und Weidetierhalter in Zorn: „Wölfe und Weidetierhaltung verträgt sich nicht“, sagt Bernd Eichert vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV). Als Wolfsbeauftragter wird er beim Verbandstag des Kreisverbandes HSK Ende Oktober einen Vortrag halten (siehe Info). Eichert, der aus dem Kreisverband Olpe stammt und dort Mutterkühe hält, weiter: „Wir müssen uns entscheiden zwischen mehr Ökologie und Bio auf der einen Seite und dem Wolf auf der anderen.“ Eichert reagiert mit seinen Worten auf den letzten Wolfsnachweis des Landesamtes (Lanuv). Es hat zwei Spuren bei Arnsberg und Möhnesee bestätigt, das Wildtier ist in den heimischen Gefilden angekommen.

Alexander Lenze aus Neheim, Vorsitzender der Kreisjägerschaft im HSK, teilt die Sorge und appelliert an die Revierinhaber: „Die müssen auf uns zukommen, wenn wir aktiv werden sollen.“ Er hält es für unerlässlich, den Wolf auch zu bejagen. „Wenn Risse zunehmen - so wie wir es beobachten - muss er regulierbar sein.“ Es habe sich herausgestellt, dass die Schutzzäune keine Sicherheit bieten, in Niedersachsen hätten die ersten Deichschäfer bereits aufgegeben, knapp zwei Jahre, nachdem die Gegend dort zum Wolfsgebiet erklärt worden war.

Diese Fähe kennt das Landesamt schon+++

„Die Zukunft der Weidetierhaltung wird durch die aktuelle Strategie der Politik beim Thema Wolf ernstzunehmend bedroht“, heißt es auch in einer aktuellen Resolution des WLV vom 15. September. Darin wird die Landesregierung NRW zu einem fundamentalen Umdenken aufgefordert: Insbesondere auch in Westfalen-Lippe hat sich der unter Strengschutz stehende Wolf in den vergangenen Jahren ungebremst ausgebreitet. „Im Hinblick auf das aktuelle Rissgeschehen verzeichnen wir in NRW für das Jahr 2023 bis jetzt 153 gerissene Schafe und Ziegen sowie ein Rind“, schreibt Hubertus Beringmeier als Präsident des WLV.

Bernd Eichert findet da drastischere Worte. „Wir laufen sehendes Auge in die Katastrophe“, sagt er. Der Wolf habe eine Fortpflanzungsrate von 30 Prozent im Jahr. Die Schutzzäune schützten nicht. Und fast 80 Prozent der Nutztierhalter bewirtschafteten ihre Höfe im Nebenerwerb, so wie er selbst auch: „Wenn das so weiter geht, werden sich einige Stalltüren demnächst für immer schließen.“ Es lasse niemanden kalt, wenn er auf seinem Grund einen zerfleischten Tierkadaver findet. Gerade das Sauerland sei bekannt für seinen Weidelandbetrieb, hier hätten sich große Habitate etabliert, dem Ruf nach mehr Biodiversität und Nachhaltigkeit werde bereits nachgekommen. Die Ansiedlung des Wolfes widerspreche diesen Prinzipien.

Lenze sieht das ähnlich. In einer so dicht besiedelten Kulturlandschaft sei ein Leben mit dem Wolf schwierig bis unmöglich. „Ich weiß von Reiterinnen, die auf einem Ausritt von einem Wolf verfolgt worden sind. Hier bei uns, im Hochsauerlandkreis.“

Verbandstag der Landwirte

Der Kreisverbandstag des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland steht unter dem Thema: „Der Wolf ist da! Hat unsere Nutztierhaltung noch eine Zukunft?“.

Er ist am Donnerstag, 26. Oktober, ab 19 Uhr „come together“ mit Imbiss/ 20.00 Uhr Beginn Schützenhalle St. Jakobus Remblinghausen Am Sportplatz, 59872 Meschede