Arnsberg. Als Geschäftsführer hat er die Fusion gestemmt und Bau des Notfallzentrums Hüsten realisiert. Jetzt erfolgte die Trennung vom Klinikum.

Was seit dem Jahreswechsel in der Gerüchteküche brodelte, ist nun Fakt. Werner Kemper ist nach 13 Jahren nicht mehr Geschäftsführer des Klinikums Hochsauerland. Nach einem Beschluss der Gesellschaftsversammlung im Januar stand fest, dass der 65-Jährige nicht mehr weiter die Verantwortung im Klinikum trägt. Im Herbst hatte er noch angekündigt, seinen Vertrag trotz Eintritt in das Rentenalter zu verlängern - aber maximal bis Ende 2024. Neuer alleiniger Geschäftsführer ist Michael Gesenhues.

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Das neue Notfall- und Intensivmedizinzentrum des Klinikums Hüsten ist errichtet und hat im Sommer seine Arbeit aufgenommen. Eng mit der Realisierung des 92-Millionen-Euro-Projekts verbunden ist der Name Werner Kemper. Der Sprecher der Geschäftsführung des Klinikums Hochsauerland hat dieses Zukunftsprojekt für den Krankenhausstandort Arnsberg noch rechtzeitig vor Erreichen seines Renteneintrittsalters verwirklicht. Kemper hatte damals gesagt, dass er noch Aufgaben für sich sehe. Nun wird offiziell von einem „Generationenwechsel“ in den Geschäftsführungen des Klinikums und der Alexianer GmbH gesprochen, die ein weiteres Mitwirken von Kemper nicht mehr erforderlich mache.

Michael Gesenhues ist neuer Geschäftsführer des Klinikums Hochsauerland.
Michael Gesenhues ist neuer Geschäftsführer des Klinikums Hochsauerland. © WP | Klinikum HS

Spekulationen über die Hintergründe

Nun aber kam alles schneller als gedacht. Über die Hintergründe wird spekuliert, wozu auch die zunächst spärliche Kommunikation des Gesellschafters beiträgt. Fakt aber ist: Werner Kemper hat seinen Auftrag in Arnsberg erfüllt, der von 2011 bis heute zum Ziel hatte, den Gesundheitsstandort Arnsberg mit seinen einst drei unabhängigen Krankenhäusern zukunftsfähig aufzustellen. Überraschend kam der Zeitpunkt dennoch für ihn. Und so zeigt er sich auf Nachfrage auch bewegt und gibt zu, dass dies alles für ihn emotional schwierig sei. Er macht klar, dass es sein Wunsch sei, sich „von allen“ zu verabschieden. „Ich bin den Mitarbeitenden sehr dankbar, dass sie in dieser Phase diesen Weg mitgegangen sind“, so Kemper. Das sei die Grundlage für den erfolgreichen Prozess gewesen, der nun hinter dem Klinikum Hochsauerland liegt.

Am 1. Januar 2011 war Werner Kemper als Geschäftsführer des damals noch gar nicht fusionierten Klinikums berufen worden. Das St. Johannes-Hospital Neheim, das zusammen mit dem Karolinenhospital Hüsten und dem Marienhospital Arnsberg in den neuen Krankenhausverbund Klinikum Arnsberg aufgehen sollte, war da der Arbeitgeber. Angetreten war Werner Kemper damals mit dem Gründungsauftrag. Im Dezember 2011 fusionierten die Häuser - und Werner Kemper war von Beginn an ihr Geschäftsführer. In einer Pressemitteilung zu der Trennung ist bei Kemper die Rede von einem „weitsichtigen Visionär und prägenden Geschäftsführer“, der einen breit aufgestellten Maximalversorger mit Krankenhausstandorten in Arnsberg und Meschede hinterlasse.

Michael Gesenhues ist Nachfolger

Eigentlich hätte Werner Kemper am 1. November 2023 in den Ruhestand treten können. Er verlängerte aber seinen Vertrag „unter Beibehaltung aller Kompetenzen“ bis maximal Ende 2024. Eine Nachfolge sollte in diesem Zeitraum eingearbeitet werden. Zu Beginn des Jahres war Michael Gesenhues (46) - bis dahin im Controlling des Klinikums - dann als neues Mitglied der Geschäftsführung vorgestellt worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte unsere Zeitung die Recherche über die Ablösung Werner Kempers bei den Alexianern bereits eingeleitet. Da hieß es aber noch, dass Kemper Sprecher der Geschäftsführung bleiben sollte. Gesenhues ist nun alleiniger Geschäftsführer des Klinikums und zugleich Regionalgeschäftsführer der Alexianer im Hochsauerland.

Gesellschafter beim Klinikum Hochsauerland sind die St. Johannes- und Maria-Stiftung mit Sitz in Arnsberg-Neheim (36,05 Prozent) sowie die Alexianer Misericordia GmbH, Krankenhausträgergesellschaft mit Sitz in Münster (27,90 Prozent) und die Alexianer GmbH (36,05 Prozent). Kemper hatte schon im Herbst geahnt, so sagte er damals, dass es „im Konzern-Vorstand der Alexianer im Verlauf der nächsten Monate auch zu einer Neubewertung kommen kann“.

Der Neubau des Notfall- und Intensivzentrums in Hüsten ist von Werner Kemper maßgeblich initiiert worden.
Der Neubau des Notfall- und Intensivzentrums in Hüsten ist von Werner Kemper maßgeblich initiiert worden. © WP | Martin Haselhorst

Lob für ein „Lebenswerk“

Diese „Neubewertung“ ist nun erfolgt - es kam zur Trennung. „Die Entwicklung des Klinikums kann ohne Einschränkung als Lebenswerk von Werner Kemper bezeichnet werden“, wird Professor Dr. Norbert Roeder in der Pressemitteilung als Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums Hochsauerland zitiert. Er verweist auch auf „Weitsicht beim Aufbau der Bildungsakademie“ und „Projekte innovativer Personalentwicklung“. Im Namen aller Gesellschafter dankt Andreas Barthold, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, Werner Kemper „für seinen unermüdlichen persönlichen Einsatz für das Klinikum“ - verbunden mit den obligatorischen besten Wünschen für den künftigen Lebensweg. Auf dem hat Werner Kemper bereits Pläne. „Ich werde als Berater arbeiten“, sagt er. Sein Augenmerk richte sich auf Projekte außerhalb der Region.

Der Geschäftsführer des Klinikums machte sich trotz seines erfolgreichen Umbaus der Krankenhauslandschaft in Arnsberg und Meschede bei vielen Prozessen nicht nur Freunde. Mit seinem zielstrebigen Auftreten, seiner Art und als kompromissloser Verhandlungspartner eckte er häufig auch an. Die Bilanz seiner Krankenhauszusammenführung - das Klinikum wuchs unter Einbeziehung des Walburgakrankenhauses in Meschede zum Klinikum Hochsauerland - steht aber für sich. Die Eröffnung des Notfall- und Intensivmedizinzentrums am Standort Hüsten vollendete nun diesen Prozess, in dessen Verlauf Kemper aber auch immer wieder auf Widerstände und sich insbesondere in den Anfangsjahren der Fusion nicht ausreichend mitgenommen gefühlte Mitarbeitende traf. Heute verfügt das Klinikum an seinen Standorten zusammen über 927 Betten und 32 Kliniken und ist mit 3500 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder der Region.

Einer, der von Beginn an mit Werner Kemper zu tun hatte, ist der heutige Arnsberger Bürgermeister Ralf Paul Bittner. Er hat Kemper zum ersten Mal kennengelernt, als er noch Mitglied im Aufsichtsrat des damals städtischen Marienhospitals war und der Fusionsprozess zwischen der „Karoline“ und dem „JoHo“ und dann kurz danach auch mit dem Marienhospital im Gange war. Heute ist Bittner Aufsichtsratsmitglied und Vorsitzender des Gesellschafters St. Johannes und Maria.

„Werner Kemper hat vom ersten Tag an mit Vollgas die Entwicklung der drei und heute mit Walburga in Meschede vier Standorte vorangetrieben und mit pausenlosem Einsatz mit der Planung, dem Bau und jetzt der Eröffnung des Notfallzentrums Hüsten die medizinische Versorgung auf das höchste Niveau gehoben“, so Bittner. Damit sei die Sicherung des Medizinstandortes Arnsberg auf Jahrzehnte gesichert. „Das ist für Arnsberg und die Region ein unglaublich wichtiger Standortfaktor für die zukünftige Entwicklung hier vor Ort. Das in vielerlei Hinsicht“, so Bittner vor einigen Monaten. Auch Bittner bedankt sich nun „im Namen der Menschen in unserer Region bei Werner Kemper für das langjährige Engagement in dieser entscheidenden Frage“, so der Bürgermeister, „gemeinsam mit unserem Partner, der Alexianer GmbH, werden wir jetzt weiter nach vorne schauen“.

Die Geschichte des Marienhospitals++++

Die Fusion, gemeinsam mit dem Caritasverbandes Arnsberg-Sundern die Gründung der Pflegeakademie, der Ausbau des Schulstandortes und Verwaltungssitz in der ehemaligen Petrischule und zuletzt der Bau des Notfallzentrums sind Teile der sichtbaren Bilanz des Geschäftsführers. „Die vergangenen vier Jahre waren die härtesten meiner beruflichen Laufbahn“, sagt Kemper selber. Die Corona-Zeit mit ihren Belastungen und Herausforderungen - das Klinikum machte das Marienhospital vorübergehend zum Corona-Krankenhaus - und der Neubau des Notfallzentrums in Zeiten des Ukrainekrieges mit Lieferengpässen und Baukostenexplosionen stellten große Anforderungen. „Da habe ich auch viele Opfer im Privatleben gebracht“, weiß Kemper. Er müsse nun auf jeden Fall mehr auf seine Gesundheit schauen, sagte er im Herbst.