Niedereimer. Die Familie Bossle verwandelt einen Baumarkt-Parkplatz in einen Ort für actiongeladene Auftritte. Explosionen inklusive...
Es gibt zahlreiche Gründe, den lokalen Stabilo-Baumarkt in Niedereimer zu besuchen. Sei es, weil man Gartenpflanzen für den eigenen Vorgarten sucht, oder um das nächste anstehende Heimwerkerprojekt zu verwirklichen – oder aber etwas unorthodoxer wegen eines fast zehn Tonnen schweren, mit acht Zylindern und 560 PS motorisierten Panzers, die trotz des erheblichen Eigengewichts durch die Lüfte fliegt.
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Außerhalb des Standardangebots findet am Sonntagmorgen nämlich eine zweistündige Motor- und Feuershow auf dem Parkplatz statt, die an Spannung und Action nichts zu wünschen übrig lässt. Dass hier und heute etwas anders ist als an gewöhnlichen Tagen, bahnt sich bereits beim Betreten des Stabiloparkplatzes an. Vor einer großen, mit blauen Stofftüchern verkleideten Wand, die den Parkplatz in zwei Bereiche unterteilt, reiht sich hier ein Auto an das nächste, als wäre verkaufsoffener Sonntag, und passiert man eben diese blaue Wand, so betritt man das Showgelände. Wie verwandelt, lässt sich der Platz kaum wiedererkennen; links rücken die Besucher eng auf den extra aufgebauten Holzbänken zusammen, rechts warten die auftretenden Künstler und ihre kräftigen Maschinen vorfreudig auf ihren Moment der Aufführung und ein Panzer, zwei Monstertrucks und einige Feuerlöscher im Hintergrund geben schon jetzt einen Hinweis auf einige Programmpunkte der Show.
Die Töchter zeigen keine Angst
Alles ist bereit für das motorisierte Spektakel. Pünktlich um elf Uhr legen die Künstler dann auch los, zuerst noch relativ harmlos mit einer Vorstellungsrunde. Doch bereits hier will man seinen Augen nicht trauen. In einem der PS-reichen „Driftcars“ fährt ein Mädchen von gerade einmal zwölf Jahren vor, es handelt sich um Lorene Bossle, die jüngste von drei Töchtern des Veranstalters Sascha. Sie und ihre 15-jährige Schwester Isabella treten tatsächlich mit eigenem Programm bei der Show auf, denn die „Motorshow Xtreme“ sei „Familiensache“, wie Sascha im Vorhinein erklärt hatte, „in fünfter Generation. Und so wie die Mädchen dafür brennen, bleibt das auch so“.
Nachdem sich die Künstler mit dem Publikum vertraut gemacht haben, geht es an die erste Nummer des Tages. Dafür zeigt Sascha, was in seinem aufgemotzten BMW so alles drinsteckt, wenn man das Lenkrad des Autos auf ein paar Tausend Umdrehungen im ersten Gang ruckartig herumreißt. Spielerisch leicht driftet er in immer kleiner werdenden, präziseren Kreisen auf dem Parkplatz und lässt dabei spektakulär die Reifen quietschen. Die daraus resultierende Rauchwolke ist enorm.
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Danach wird es gefährlicher. Er und sein Stuntkollege Peter fahren mit Vollgas rückwärts aufeinander zu, und nur wenige Zentimeter, bevor sie aufeinander auftreffen würden, weichen sie einander gekonnt durch eine 180-Grad-Drehung aus. Allerdings scheint Peter dabei etwas klaustrophobisch geworden zu sein: der Platz im Auto beengt ihn zu sehr, und für mehr Beinfreiheit wird er zu Saschas Beifahrer der etwas anderen Art, indem er auf dessen Dach Platz nimmt und sich am Fenster festklammernd in hohen Geschwindigkeiten herumkutschieren lässt. Wem die Autos noch nicht ausreichen, bekommt daraufhin eine Show auf zwei Rädern geboten – oder streng genommen auf einem.
Präzision ist gefordert
Beim nächsten Auftritt zieht ein Motorrad nämlich Wheelies, mal steht der Fahrer dabei auf seinem Sattel, mal fährt er freihändig. Mit ähnlicher Artistik kann auch Lorene auf ihrem Quad überzeugen, die ihren Vater mit Stolz erfüllend trotz des jungen Alters schon ein gesamtes Publikum für sich gewinnen kann. Bevor es dann an die wirklich zerstörerisch-groben Stunts geht, kann Sascha noch ein letztes Mal sein Feingefühl im Auto beweisen. Er fährt mit der rechten Wagenhälfte eine Rampe empor, die linke bleibt auf dem Boden, sodass sich der Familienvater letztendlich in der Schräglage auf zwei Reifen befindet. Nur mit einem große Präzision erfordernden Spiel aus Kupplung, Gas und Lenkrad kann er das Auto so ausbalancieren. Da das soweit unfallfrei gelingt, möchte Sascha es etwas schwerer gestalten, und holt sich vier Damen aus dem Publikum in sein Auto, um den Akt zu wiederholen. Dieses besteht nämlich nicht nur aus dem typischen Jungen im Grundschulalter, dessen größter Traum es ist, einmal in einem Monstertruck zu sitzen und dessen Vater, der diese Begeisterung im Laufe seines Erwachsenwerdens auch nie verloren hat, sondern ist bunt gemischt und familiär geprägt.
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Nachdem auch der fünffach bemannte Schräglagenstunt geglückt ist, geht es an die nervenaufreibend-gefährlichen Aufführungen. Mit ihrem feuerfesten Auto düsen zwei Fahrer durch brennende Holzwände, verursachen dabei Explosionen mit riesigen Stichflammen und meterhohen Rauchschwaden. Um noch einen draufzusetzen, wird dem Publikum demonstriert, wie ein „Crashcar“ seinem Namen gerecht werden kann. Eine Rampe herauffahrend und sich danach mehrmals überschlagend baut einer der Künstler absichtlich einen Unfall,
Raunen und dann erwartungsvolle Stille gehen durchs Publikum, aber schließlich klettert der Fahrer aus der Heckscheibe des auf dem Dach liegenden Autos heraus und die Anwesenden toben. Als großes Finale steigen Sascha und Peter in den ohrenbetäubend lauten Panzer und die Monstertrucks. In den bis zu sechs Meter hohen, fast zehn Tonnen schweren und mit über 700 PS motorisierten Maschinen überrollen und zermahlen sie drei weitere Crashcars, als handle es sich bei ihnen um Spielzeugautos. Nach zwei Stunden voller nervenaufreibender Action und geballten Adrenalins findet der 32-jährige Phillip, der das erste Mal als Besucher bei einer solchen Show dabei war, abschließende Worte: „Da spricht jetzt das Jungensherz aus mir, aber ich glaube, das war das Großartigste, was ich je gesehen habe!“