Arnsberg. Beim Sammel-Samstag im Sauerland-Museum werden besondere Exponate begutachtet. Experten prüfen die Objekte ganz genau

Auf den ersten Blick sind es nur ein paar alte Fußballschuhe. Klassisch in schwarz, mit dem Adidas-Logo und dem Schriftzug „Hansi Müller“. Daneben liegt ein weißes Trikot aus Baumwolle. In blauer Schrift kann man den Sponsor, die Gaststätte Gierskämpen, lesen.

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Beides gehört Roswitha Ebert-Pawelczyk. Die Arnsbergerin ist eine Pionierin auf dem Feld des Frauenfußballs in der Stadt. Bereits 1982 besaß sie einen offiziellen Spielerpass (damals wurde noch nicht gegendert - Anmerk. der Redaktion) und spielte gemeinsam mit anderen jungen Frauen in ihrer Freizeit Fußball beim FC Gierskämpen. Frauen, die damals kickten, galten anders als heute, wo sogar ein Millionenpublikum der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft die Daumen drückt, in den 80er Jahren noch als Exotinnen.

Das Trikot und die Fußballschuhe stammen aus dieser Zeit. Die ehemalige Erzieherin hat beides mit zum Sauerland-Museum gebracht. Dort fand am Wochenende der sogenannte Sammel-Samstag des MuseumMobil der Stiftung Haus der Geschichte NRW statt. Das mobile Museum, welches seit Mitte des Monats seine Zelte vor dem Sauerland-Museum aufgeschlagen hatte, hatte die Menschen im HSK dazu animiert, ihre „Schätze“ vorbeizubringen und prüfen zu lassen, ob die Exponate für Ausstellungen in Museen geeignet sind.

Experteneinschätzungen

Dr. Sara-Marie Demiriz ist eine der Vertreterinnen der Stiftung, die die Objekte begutachtet und gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen, aber auch mit Dr. Oliver Schmidt vom Sauerland-Museum entscheidet, ob das vorgeschlagene Exponat in das Depot eines Museums wandern könnte bzw. sollte.

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Dr. Oliver Schmidt und Dr. Sara-Marie Demiriz (Mitte) prüfen die Exponate von Roswitha Ebert-Pawelczyk und lassen sich die Hintergründe dazu erklären.
Dr. Oliver Schmidt und Dr. Sara-Marie Demiriz (Mitte) prüfen die Exponate von Roswitha Ebert-Pawelczyk und lassen sich die Hintergründe dazu erklären. © Eric Claßen

„Die Fußballschuhe allein sind noch nicht interessant, aber in Verbindung mit der Geschichte der Besitzerin und den Hintergründen zum Beginn des Frauenfußballs im Sauerland gewinnen sie direkt an Bedeutung.“

„Da sind noch richtige Schraubstollen dran, das kennen die Kinder von heute kaum noch. Mein Vater hat mir sogar damals gezeigt, wie man die Schuhe richtig pflegt, damit sie möglichst lange halten“, berichtet Roswitha Ebert-Pawelczyk ganz stolz. Von ihren Eltern habe sie die Unterstützung erhalten, Fußball spielen zu dürfen. Schon als Mädchen sei sie gemeinsam mit den Jungs hinter dem Hotel Menge auf einer Wiese gestanden, um zu kicken. „Die Jungen haben mich direkt akzeptiert. Da gab es keine Probleme.“

Nur ihr Bruder sei von der Idee, dass Roswitha Fußball spielt nicht so überzeugt gewesen. „Er hatte wohl Angst, dass ich zu gut werde und gegen ihn gewinne“, lacht die Arnsbergerin.

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Schnell wird klar, dass das Konvolut aus Trikot, Spielerpass und Fußballschuhe seinen Weg nach Düsseldorf finden soll, wo es dann einmal öffentlich ausgestellt werden soll. „Vielleicht werden wir es auch mal im Rahmen einer Sonderausstellung hier im Sauerland-Museum präsentieren“, zeigt auch Dr. Oliver Schmidt, Leiter des Museums, Interesse.

Formalitäten abhaken

Die Kontaktdaten der Spenderin werden notiert. „An dieser Stelle wird auch besprochen, ob es eine Schenkung, eine Dauerleihgabe wird oder ob man ein sehr seltenes Objekt auch ankauft“, erklärt Schmidt.

Nach dem Klären der rechtlichen Fragen geht es einige Meter weiter zu Anke Jordans. Sie ist Restauratorin und nimmt das Objekt ins Auge. „Ich schaue mir an, in welchem Zustand sich die Exponate befinden und versehe alles mit einer Eingangsverzeichnungsnummer“, sagt die Expertin.

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Gerade bei Textilien müsse man sorgfältig schauen, ob sich in dem Stoff beispielsweise Schädlinge wie Motten befänden, um für die richtige Konservierung des Objekts zu sorgen. „Sind Schädlinge anzutreffen, muss das Objekt von anderen Objekten isoliert und die Schädlinge erst bekämpft werden.“

Im Depot in Düsseldorf würden die Objekte in unterschiedlichen Möbelstücken wie Planschränken, Schwerlastregalen oder Flügeltürschränken aufbewahrt. „Unterschiedliche Exponate erfordern unterschiedliche Aufbewahrungsorte. „In speziellen Klimakammern werden Luftfeuchtigkeit und Temperaturen gesteuert. „Wir wollen möglichst für Jahrhunderte die Objekte so gut es geht erhalten“, betont Jordans. Dr. Sara-Marie Demiriz, die zu ihrer Kollegin dazustößt, erklärt: „Die Schuhe oder das Trikot werden auch bewusst nicht gesäubert.“ Dadurch verliere das Objekt die Geschichte, die es erzählt. „So etwas muss man von Fall zu Fall abwägen.“