Wennigloh. Ellen Welke aus Wennigloh schreibt Songtexte, singt und schneidet ihre eigenen Musikvideos. Wie die Worte bei ihr bunt und lebendig werden.

Es sind ihre eigenen Zeilen, die ihr Tränen über die Wange kullern lassen. Zeilen aus ihrem Gedicht „Blick“, die sie emotional werden lassen. „Ich bin eine Heulsuse“, sagt sie und lacht. Aber genau diese Gefühle sind es, die ihre Werke zu dem werden lassen, was sie sind: Mutmacher von Mensch zu Mensch. Lebenserfahrungen. Schicksale, die jeden betreffen. Künstlerisch in Szene gesetzt.

Ellen Welke sang schon als Kind die Einkaufslisten rauf und runter. „So konnte ich sie mir besser merken“, sagt die 55-Jährige. Ihr Großvater liebte klassische Musik. Und so gab es zu Omas Kuchen auch immer etwas Musik auf die Ohren. „Musik ist für mich wie atmen“, sagt sie.

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Und dennoch geht sie aus Überzeugung und einem tiefen Gefühl der Sinnhaftigkeit einem normalen Beruf nach. Verbringt jedoch jede freie Minute mit Musik. „Ich liebe den Zauber“, sagt Ellen Welke, „Wenn man davon leben muss, geht dieser vielleicht verloren.“ Sie sei frei in dem, was sie tue. Ungezwungen. Sie könne ihre Kreativität und auch Emotionalität voll ausleben.

In erster Linie in ihren Texten, denn diese kommen tief aus ihrer Seele. „Es kostet mich auch Mut, die Texte zu veröffentlichen“, sagt sie, „aber ich bin viel zu emotional für Oberflächlichkeiten.“ Daher schreibt sie all ihre Songtexte direkt aus dem Leben heraus – auch für sich selbst. Und für Menschen, die vielleicht gerade in einer ähnlichen Situation stecken. „Dabei möchte ich die Dinge liebevoll ansprechen, ohne zu direkt zu werden.“

Gedichte und Songtexte aus Wennigloh

Seit sie denken kann, schreibt sie auch Gedichte. Nur wenige veröffentlicht sie – schreibt eher für sich selbst. „Mein Mann wollte immer, dass ich sie binden lasse“, erzählt Ellen Welke, „doch ich habe mich immer gefragt, wozu, Lyrik interessiert doch kaum jemanden.“ Sie wünscht sich, dass sich die Menschen gut fühlen, wenn sie ihre Gedichte lesen oder ihre Musik hören.

„Ihr Name ist übrigens blau“, sagt sie plötzlich zu mir. Ellen Welke macht ihrem Farbspiel im Kopf Luft und verrät, dass sie immerzu Farben sehe. Sie spricht von ihrer Synästhesie – die Kopplung zweier Sinneswahrnehmungen, die normalerweise getrennt voneinander arbeiten. Kurz: Statt schwarze Buchstaben auf weißem Untergrund, sieht sie Farben. „Früher habe ich immer gedacht, dass etwas mit mir nicht stimmt“, sagt sie und lacht. „Bis ich einmal einen Artikel darüber las und verstand, was bei mir anders ist.“ Es sei genetisch vererbt – von wem, könne sie jedoch nicht mehr herausfinden.

Heute weiß sie dieses Phänomen sehr zu schätzen. Bunte Lebensfreude. Und das spiegelt sich auch in ihren Musikvideos wider. „Ich liebe Farben“, sagt sie.

13 Jahre lang tanzte sie auch Ballett im internationalen Ballett- und Tanzinstitut Alexander Zeilinger, mit ihrer Freundin Susanne Grass.

Drei Musikvideos sind auf ihrem YouTube-Kanal zu finden, alle drei schafften es sogar auf NRWision. „Schwester (Das Stille in uns)“ heißt einer der Songs, der aus Ellen Welkes Feder stammt und den sie innerhalb ihres Musikprojekts „Von Mensch zu Mensch“ mit Multiinstrumentalist Michael Vuckovac aus Pforzheim auf Reisen schickte.

Eigene Gestaltung der Musikvideos

Der Song ist eine Metapher: Er steht für das Schicksalhafte im Leben - zwischen Mobbing, Verlust und Trauer. Die Klammer um „Das Stille in uns“ steht für die Dinge, über die man nicht gerne spricht. Ellen Welke kümmert sich dabei um fast alles selbst: Gesang, Text, Arrangement Gesang Mix, Videogestaltung, Regie und sogar Videoschnitt. „Das lasse ich mir nicht aus der Hand nehmen“, sagt sie und lacht. „Da hängt mein ganzes Herzblut dran.“

Unterstützt wird sie dabei nicht nur von ihrem Mann, der selbst beispielsweise auch in ihrem ersten Musikvideo zu „Meine Welt, Deine Welt“ zu sehen ist, sondern auch die Tänzerinnen Susanne Grass, Ingeborg Blom und Sabrina Borgstedt, die gemeinsam mit Ellen Welke die dynamischen Tänze zu „Schwester (Das Stille in uns)“ beisteuern. Erstere hat diese sogar mit choreografiert.

Mystisch und farbenfroh zeigt sich Ellen Welke in ihrem Musikvideo zu „Schwester (Das Stille in uns)“.
Mystisch und farbenfroh zeigt sich Ellen Welke in ihrem Musikvideo zu „Schwester (Das Stille in uns)“. © Privat

Auch ihr Mann ist Hobby-Musiker – damals aktiv in der eigenen Band. Er habe den neuesten Song namens „Gib nicht auf“ mitentwickelt. Aktuell arbeitet Ellen Welke an dem neuen Musikvideo, das sie auch zum ersten Mal komplett selbst gefilmt hat. „Ich habe den Freiraum. Das ist schön, macht Spaß und erfüllt mich mit Dankbarkeit.“

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Ein kurzer Blick ins Intro beweist: Auch hier wird es wieder bunt, mystisch und klangvoll. Erstmals startet sie in englischer Sprache und geht später ins Deutsche über. Wann sie dieses Video veröffentlichen wird, kann Ellen Welke noch nicht sagen. Denn „wenn gutes Wetter ist, kriegt man mich nicht ans Schneiden“, sagt sie.