Neheim. Am Sonntag ist Larissa Hachmann-Figgen ordiniert worden. Welchen Blick sie auf die moderne Kirche hat und was ihr wichtig ist, erfahren Sie hier.

„Zur Kirche bin ich über Umwege gekommen – als Kind und Jugendliche hatte ich wenig Kontakt dazu.“ Eigentlich ein Satz, den man von einer Pfarrerin nicht erwarten würde. Doch für Larissa Hachmann-Figgen (33) ist das Realität. Erst durch den Konfirmandenunterricht in der Kirchengemeinde Arnsberg lernt sie, eine Verbindung zum Glauben zu haben – dank der guten Jugendarbeit, sagt sie. Nach dem Abitur beginnt sie schließlich ein Lehramtsstudium, Englisch und Religion. „Aber das Englische hat mir keinen Spaß gemacht – viel zu viel Linguistik, das hatte ich mir anders vorgestellt.“

+++ Lesen Sie auch: Eltern spenden Sohn lebende Lungenlappen

Sie macht Praktika in verschiedenen Kirchengemeinden, dort findet sie dann schließlich ihren Grund, sich für evangelische Theologie zu entscheiden: „Ich habe dort viele Menschen kennengelernt, die ihren Glauben leben und lieben. Sie zeigen so viel Offenheit und Herzlichkeit – genau das faszinierte mich.“ So entschied sie sich für den Weg des Glaubens, machte ihr erstes Examen, arbeitete als Vikarin unter anderem in Münster und Warstein, bevor sie ihr zweites Examen machte und Pastorin wurde.

Am vergangenen Sonntag wurde Pfarrerin Hachmann-Figgen von der evangelischen Kirchengemeinde Neheim schließlich ordiniert – also auf Lebenszeit ins Pfarrerinnenamt erhoben. „Durch die Corona-Pandemie und dadurch, dass ich meine Tochter bekommen habe, hat sich das immer wieder verschoben“, erzählt sie. „Aber ich glaube, dass es genau so sein musste: So kann ich eine große Feier veranstalten, mit all den lieben Menschen, die mir auf dem Weg begegnet sind, nicht nur ein kleines Zusammenkommen unter Pandemieregeln.“ Die Ordination bedeutet für sie eine große Verantwortung, aber auch eine große Freude, dass es endlich soweit ist.

Unerschöpflicher Einsatz für den Nachwuchs und wichtige Kinder- und Jugendarbeit

Pfarrerin Hachmann-Figgen legt besonders viel Wert auf Kinder- und Jugendarbeit – schließlich seien sie die Zukunft der Kirche. „Sie sind noch so unbefangen“, sagt sie. Deswegen führt sie regelmäßig Kindergottesdienste durch, und plant Aktionen für den Nachwuchs der Gemeinde. Außerdem hat sie eine halbe Stelle als Religionslehrerin am Berufskolleg Berliner Platz. „Das gibt mir eine ganz andere Perspektive auf unseren Glauben. Dort sitzen 16- bis 20-Jährige, die nur wenig oder gar keinen Kontakt zur evangelischen Kirche hatten. Ich finde es spannend, welche Zweifel und Fragen sie haben, und wir gehen regelmäßig in den Diskurs: Schauen zum Beispiel, welche Menschen aus dem Alten Testament andere Religionen auch in ihren Schriften haben. Ich predige keinen Glauben, ich vermittle Wissen.“ Gelebte Ökumene also – das wünscht sie sich auch für die Zukunft.

„Ich bin gespannt, wie die Kirche sich verändert – und da ist einiges im Gange. Aber das ist gut.“ Ihr Wunsch: Dass mindestens die christlichen Kirchen näher zusammenrücken, denn es gehe eben nicht mehr um Spaltung, sondern um Zusammenhalt. Hachmann-Figgen möchte als Pfarrerin nahe an den Menschen sein, für sie da sein, sie durch ihr Leben begleiten – aber auch zeigen, dass „Kirche mehr ist als nur der Gottesdienst“. Viel Arbeit, das weiß sie.

+++ Lesen Sie auch: Das sind unsere Familien-Tipps für schöne Ferien zu Hause

Die kann sehr einnehmend sein, aber sie versucht, auch Zeit für sich selbst zu finden: Zeit für ihren Mann und ihre zwei Jahre alte Tochter. Mit ihnen ist sie gern draußen, im Garten oder beim Wandern. „Früher sind wir auch gerne geklettert oder waren Bergsteigen, aber das ist mit einem kleinen Kind nicht ganz so einfach.“ Sie lacht. Sie verbringt auch gerne Zeit mit ihren Freunden – das ist ihr wichtig, um Gleichgewicht zu finden. „Man muss die Balance finden zwischen der Begleitung der Menschen als Pfarrerin und sich selbst als Mensch.“

Gelebte Ökumene

Zur Ordination hat Larissa Hachmann-Figgen sich von ihren Gästen keine Geschenke gewünscht, sondern Spenden: Die sollen zur Hälfte in die Jugendarbeit hier vor Ort gesteckt werden, und zur Hälfte werden sie an ein Flüchtlingsprojekt in Istanbul gesteckt, in welchem sie sich selbst ehrenamtlich engagiert hat früher. „Dort wird die christliche Botschaft live gelebt, deswegen liegt mir das Projekt so am Herzen.“

Ein Bibelvers begleitet sie schon seit ihrer Konfirmandenzeit, und sie ruft ihn sich immer wieder ins Gedächtnis: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“

+++ Weitere Nachrichten aus Arnsberg, Sundern und Umgebung finden Sie hier