Neheim. Die Neheimer Jäger stellen traditionell den Hofstaat für den König – doch in diesem Jahr fehlen die Teilnehmer. Warum sich dabei sein lohnt.
Das viertägige Neheimer Jägerfest ist alle zwei Jahre das Highlight für viele Neheimerinnen und Neheimer. Auch, wenn es einige Parallelen zu anderen Schützenfesten in der Region gibt, so unterscheidet sich das Jägerfest in einigen Dingen maßgeblich von anderen Festen. So wird zum Beispiel beim Königsschießen nicht etwa auf einen hölzernen Vogel geschossen, sondern auf einen Stern. Und der König stellt sich auch nicht seinen eigenen Hofstaat zusammen, der dann auf verschiedenen Festen als Gasthofstaat mitfährt.
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Nein, der Jägerhofstaat wird schon Monate vor dem Fest zusammengestellt – denn er hat eine ganz andere Bedeutung als in anderen Orten. Sie sind etwas Besonderes, mit den Damen in ihren knielangen, weißen Kleidern und Handschuhen und den Männern in ihren Jägeruniformen. „Die Mitglieder des Hofstaats sind die ersten auf der Tanzfläche und die letzten, die das Fest verlassen“, erzählt Konstantin Pape. Der 29-Jährige war damals selbst im Hofstaat, ist jetzt Leiter der Hofstaat-Kommission.
Nachwuchsproblem beim Jägerverein
Er, und mit ihm der gesamte Jägerverein, ist auf der Suche nach jungen Männern und Frauen, die Lust haben, sich als Hofstaat zu engagieren – und die Neheimer Quadrille zu lernen. Das ist ein Volkstanz, basierend auf einem französischen Gardetanz, den der Hofstaat während des Festes fünf oder sechs Mal präsentiert. Die Quadrille ist ein Höhepunkt des Jägerfestes.
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Ganz so einfach ist das in diesem Jahr aber nicht. „Wir brauchen 24 Menschen, 12 Tanzpaare, um unsere klassischen drei Tanzkreise stellen zu können“, so Konstantin Pape. Aber mehr gingen natürlich auch, man könne auch einen vierten Kreis aufstellen. „Wir schicken niemanden nach Hause.“ Normalerweise gab es immer einige aus den Vorjahren, die noch einmal Lust hatten, mitzumachen – und die jüngeren warteten sehnsüchtig auf ihre Chance, im Jägerfest im Mittelpunkt zu stehen. „Ich glaube, Corona hat dem einen Strich durch die Rechnung gemacht“, überlegt Konstantin Pape. „Sie konnten die Quadrille ja gar nicht so wirklich mitbekommen, und haben da jetzt gar keinen Bezug zu.“
Das bringt einem der Jägerhofstaat
Dabei bringt die Hofstaatsmitgliedschaft auch viele Vorteile – das weiß Stephanie Wankum, selbst unterstützend in der Kommission tätig. „Ich weiß gar nicht, wie lang ich im Hofstaat war. Lang auf jeden Fall“, erinnert sie sich. „Das war immer eine tolle Zeit!“ Die Gruppe trifft sich schon Monate vor Festbeginn einmal in der Woche donnerstags oder freitags ab 19 Uhr, übt zusammen die Schritte.
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Insgesamt gibt es fünf Touren, die gelernt werden müssen, und eine Polka. „Ich glaube nicht, dass die Schritte zu kompliziert sind. Es sind auch Leute dabei gewesen, die die Schritte binnen von zwei Tagen alle gelernt hatten“, erzählt Stephanie Wankum. Und Konstantin Pape lacht: „Bisher haben wir noch allen das Tanzen beigebracht!“
Gemeinschaft, Freundschaften, Spaß – und vielleicht die große Liebe
Doch es geht nicht nur um den Hofstaat, auch um die Gemeinschaft: Denn der Hofstaat verbringt fast das gesamte Jägerfest zusammen, da muss man sich gut kennen und verstehen lernen. „Das Training ist immer mit Ende offen, es gibt immer auch einen gemütlichen Teil“, sagt Stephanie Wankum. „Man kann auch alleine herkommen, da lernt man mindestens 23 neue Leute kennen.“ Außerdem, das verrät Konstantin Pape, sei der Hofstaat auch eine „Pärchenschmiede“ – einige haben sogar geheiratet, die sich im Neheimer Hofstaat kennengelernt haben.
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Der Hofstaat ist fest integriert in den Ablauf des Jägerfests: Sie sind die Stimmungsmacher, auch wenn sie nicht ihre Quadrille aufführen. Bei allen Elementen des Fests, vom bayerischen Abend am Freitag bis zum Festschluss am Montag sind sie dabei. Das gesamte Wochenende erhalten die Mitglieder Verpflegung und Getränke kostenlos, sitzen am Königstisch. Den Festumzug müssen die Damen nicht einmal mitlaufen – sie werden in Kutschen gefahren.
Dafür gibt es rundherum wenige Verpflichtungen außerhalb des Jägerfests: „Wir fahren nicht mit auf andere Schützenfeste. Der Hofstaat wird am Mittwoch vorm Jägerfest einmal präsentiert, und wir haben traditionell Auftritte in den Neheimer Altenheimen in der Woche vorm Jägerfest“, erzählt Stephanie Wankum. Nach dem Fest, im Herbst, gibt es dann am Wochenende einen gemeinsamen Tagesausflug. „Dann ist man eine eingeschworene Truppe und freut sich einfach, Zeit miteinander zu verbringen.“
Wer jetzt Lust bekommen hat, in den Hofstaat des Neheimer Jägervereins zu gehen, der kann sich auf der Website unter jaegerverein-neheim.de, auf Facebook (Jägerverein Neheim) oder auf Instagram (@jaegerhofstaat) melden. „Oder einfach jeden Jäger ansprechen“, sagt Konstantin Pape. „Die wissen, wo man sich melden muss!“