Hüsten/Meschede. Bald wird am Flugplatz Meschede/Schüren ein neuer ITH stationiert. Beteiligt sind auch Hagelstein Rettungsdienst aus Hüsten und das Neheimer INM.
Vor zehn Jahren begann dieses Projekt mit einer Idee von Markus Hennecke – jetzt soll sie, mit Hilfe von verschiedenen Unternehmen, noch in diesem Jahr Wirklichkeit werden. Die Rede ist vom Rettung Sauerland 0 ITH 1. ITH, das steht für Intensivtransporthubschrauber – und er ist der erste seiner Art im Hochsauerlandkreis. Für den Betrieb eines Hubschraubers für Sekundärseinsätze, also die Verlegung von Patienten von einem Krankenhaus zum anderen, gibt es schon seit Jahren eine Genehmigung; der Standort Meschede/Schüren ist im aktuellen Luftrettungsbedarfsplan mit aufgeführt.
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Mittlerweile liegt diese Genehmigung bei Air Lloyd Flight Services, eines der beteiligten Unternehmen beim Projekt Luftrettung Sauerland. Die Firma mit Hauptsitz in Bonn-Hangelar stellt die Maschine, einen Hubschrauber des Typs MD 902 Explorer, und die Piloten – fünf werden in das Projekt involviert, zwei in Vollzeit und drei in Teilzeit. „Bei Bedarf dürfen wir auf Grundlage des aktuellen Luftrettungserlasses NRW mit der Maschine auch Primäreinsätze, also als RTH in der Notfallrettung fliegen, wenn es erforderlich ist“, erklärt Markus Hennecke.
Wer an dem Projekt beteiligt ist
Hennecke ist Vorsitzender des Fördervereins Luftrettung Sauerland und Projektleiter des Rettung Sauerlands. Er kommt selbst aus dem Rettungsdienst, fährt in der Bodenrettung, und hat auch tiefgreifende Luftrettungserfahrung – genauso wie die meisten Menschen, die in dem Verein sind und sich im Projekt engagieren. So wie Stefan Schulte, zweiter Vorsitzender, und Nicolai Wachholz – die beiden sind die leitenden HEMS-TC. Diese sperrige Abkürzung steht für „Helicopter Emergency Medical Service – Technical Crew” und bezeichnet, einfach gesagt, die Notfallsanitäter an Bord des Helikopters. Insgesamt soll es 15 HEMS-TC geben, die bei der Firma Hagelstein Rettungsdienst angestellt werden sollen – sie stellt nicht nur die Notfallsanitäter, sondern auch die medizinische Ausstattung. Ergänzt wird das Team um zirka 20 Notärzte, erklärt Stefan Schulte – sie werden für ihre Einsätze auf dem ITH beim Institut für Notfallmedizin eingestellt. „Die Notfallsanitäter, die zum HEMS-TC ausgebildet werden und sich dort engagieren, sind entweder Voll- oder Teilzeitkräfte, die bei der Hagelstein Rettungsdienst GmbH für den ITH angestellt sind.“
Dr. Marcel Kaiser, Geschäftsführer von Hagelstein und dem INM, ist schon seit mehr als zwei Jahren im Projekt involviert, war aber erstmal nur Ansprechpartner und stand beratend zur Seite, erklärt er. „Viele einzelne Gespräche haben zu dem Plan geführt, den wir jetzt ausführen.“ Bis zum tatsächlichen Start der Maschine gebe es noch einige Hürden zu überwinden: So muss die Maschine, die zuletzt in Großbritannien geflogen war, wieder nach deutschen Standards umgebaut und die Umbauten von den zuständigen Stellen abgenommen werden. Die Luftrettung unterliegt strengen Auflagen, sowohl in der Technik als auch in der Ausbildung des Fachpersonals. So müssen mitfliegende medizinische Fachkräfte jahrelange Erfahrung in der Notfallmedizin nachweisen – sowohl die Notfallsanitäter/HEMS-TC als auch die Ärzte in ihren jeweiligen Bereichen – und weitere Schulungen auf sich nehmen. „Die Fortbildungen sind mittlerweile größtenteils abgeschlossen“, sagt Hennecke. Das Ziel aller Beteiligten: Den Helikopter noch in diesem Jahr in Betrieb zu nehmen.
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Dafür muss aber nicht nur der Helikopter und sein Personal einsatzbereit sein, sondern auch die Luftrettungsstation auf dem Flugplatzgelände sowie das Flugplatzgelände selbst. „Ein Gebäude hier bekommen wir zur Verfügung gestellt, um dort Räumlichkeiten für die Besatzung einzurichten“, so Hennecke. Der Helikopter wird an sieben Tagen die Woche tagsüber mit einem Piloten, einem Notarzt und einem HEMS-TC besetzt. Für sie entstehen dort nicht nur Umkleiden und Sanitärräume, sondern auch Aufenthaltsräume. Außerdem wird auf dem Flugplatzgelände eine Zapfsäule für Kerosin installiert – eigens für den Hubschrauber. „Davon profitiert natürlich auch der Flugplatz“, sagt Hennecke, „Sie ist dann ja auch für andere Hubschrauber und Flugzeuge ein Anlaufpunkt zum Auftanken.“
Luftrettungsmittel ist im HSK dringend benötigt
Über die Hubschrauber in NRW
Rettung Sauerland 0 ITH 1 wird der vierte Intensivtransporthubschrauber (ITH) in NRW: Sie reihen sich neben den beiden öffentlichen ITHs, Christoph Rheinland (Standort Köln) und Christoph Westfalen (Greven/Steinfurt), und dem gewerblichen ITH Christoph Dortmund (DRF/ Dortmund) ein.
Darüber hinaus gibt es in NRW sieben Rettungstransporthubschrauber (RTH): Die Bundespolizei betreibt den Christoph 3 (Köln), Christoph 9 (Duisburg) sowie den Christoph 13 (Bielefeld), der ADAC den Christoph 8 (Lünen/Unna), Christoph 25 (Siegen), Christoph Europa 1 (Würselen/Aachen) und den Christoph Europa 2 (Rheine/Steinfurt).
In Arnsberg hat es im Jahr 2022 83 Hubschraubereinsätze gegeben, 69 Einsätze im Jahr 2021. Hier kamen hauptsächlich die Hubschrauber aus Lünen, Dortmund und Greven zum Einsatz. In Sundern gab es im Jahr 2022 38 Einsätze, im Vorjahr 34. Hier rückten hauptsächlich die Hubschrauber aus Lünen und Siegen aus. Diese Zahlen vermeldet der Hochsauerlandkreis.
Schließlich, so wissen sie alle, fehlt es an Luftrettungsmitteln im HSK. Durchschnittlich 35 Minuten braucht ein Intensivtransporthubschrauber (ITH) bis in den Hochsauerlandkreis, mehr als sechs Minuten länger als im Landesdurchschnitt – so geht es aus dem Luftrettungsbedarfsplan des Landes NRW hervor, der sich auf Zahlen aus 2016 beruft. Dabei gibt es im Hochsauerlandkreis sogar eine Einsatzrate über dem Landesdurchschnitt: Durchschnittlich liegt sie für NRW bei 0,09, während sie im HSK bei 0,25 – 0,375 liegt. Das will die Luftrettung Sauerland ändern. „Ein Helikopter ist deutlich schneller als die Bodenrettungsmittel“, so Hennecke, auch für die Notarztzubringung. „Und der Standort hier am Flugplatz ist natürlich optimal.“ Auch Dr. Kaiser bezeichnet den Rettung Sauerland-Hubschrauber als „wichtiges Projekt für die Region“ – er werde in seinen Augen den HSK auch als Standort für eine notfallmedizinische Karriere interessanter machen.
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Erstmal, so Kaiser, laufe die Genehmigung für den Betrieb des ITHs zwei Jahre. „Das erste halbe Jahr wird ein Probelauf werden. Wir wollen hier keine großen Einnahmen erzielen, sondern einfach nur kostendeckend arbeiten.“ Die Einsätze werden dabei von der Leitstelle in Steinfurt koordiniert – sie ist für den ITH Rettung Sauerland zuständig. „Die Leitstelle entscheidet, wer fliegt“, so Hennecke. Abgerechnet werde dann mit den Krankenkassen per Flugminute. Ob es da Konkurrenzdenken gibt? „Wer weiß“, sagt Hennecke, „Wir hatten aber noch keinen Kontakt mit anderen Luftrettungsanbietern.“ Das große Ziel von der Marke Luftrettung Sauerland ist ein dauerhafter Betrieb des Rettung Sauerlands.