Hüsten. Der GVU Hüsten feiert sein 63. Sommerfest inklusive Vogelschießen, durstigen Kehlen und weiblicher Partizipation am Gewehr.
Die Straßen in Arnsberg und Umgebung sind am vergangenen Samstag beinahe menschenleer, nur vereinzelt lässt sich hier und da mal ein Radfahrer blicken, ansonsten gespenstische Stille. Wie Millionen andere Fußballenthusiasten sitzen auch die Hüstener in Scharen gespannt vor ihren Fernsehern und verfolgen den letzten Bundesligaspieltag, bei dem die so begehrte Schale zurück ins heimische NRW kommen könnte.
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Sucht man allerdings an der richtigen Stelle, so lässt sich sogar an diesem sportlich besonderen Tag eine Menschenmenge finden, die sich auch ganz ohne Fußball mit dem eigenen Programm ordentlich amüsiert. Der GVU feiert nämlich sein 63. Sommerfest inklusive Vogelschießen, durstigen Kehlen und weiblicher Partizipation am Gewehr. Neben dem Vorstand und dem Blasorchester der Arnsberger Bürgerschützen besuchen am Samstag zirka 50 Interessierte das schattig gelegene Vereinsheim in Unterhüsten.
Jung und alt feiern gemeinsam in Hüsten
Auffallend ist dabei, wie streng heterogen die Menge ist. Egal ob Mann oder Frau, jung oder alt, mit Familie oder ledig: Das Sommerfest wollen sich verschiedenste Menschen nicht entgehen lassen. Einerseits liegt das sicherlich an dem breiten Angebot. Für das leibliche Wohl aller Anwesenden ist durch Waffelverkauf, Pommesbude und natürlich Zapfteam gesorgt, die oftmals in „GVU-Jaust“-Shirt gekleideten Kinder erfreuen sich an einer Hüpfburg und dem Losstand. Und das Orchester zeigt gerne, was es draufhat und unterhält damit sichtlich. Andererseits sind die Menschen hier so ungewöhnlich vielfältig für ein Schützenfest, weil es sich strenggenommen gar nicht um ein solches handelt.
„Wir sind nicht im Schützenbund“, erklärt der erste Vorsitzende des GVU, Detlef Blanke, „deshalb mussten wir, als wir vor zehn Jahren eingeführt haben, dass auch Frauen schießen dürfen, nicht erst die Schützensatzung ändern“. Das habe es deutlich erleichtert, die zeitgemäße Umgestaltung durchzuführen, und seitdem sei der Ansturm weiblicher Interessierter ausgesprochen groß: „Und wir arbeiten daran, dass es noch mehr wird“, ergänzt Detlef Blanke zuversichtlich.
Die auch deswegen so ausgelassen-entspannte Atmosphäre heizt sich sofort an, als die entscheidenden Worte des Tages pünktlich um 15.15 Uhr aus den Lautsprechern ertönen: „Antreten zum Schießen“. Dem hat auch der noch amtierende König Ralf Sommer jetzt wohl fast ein Jahr lang entgegengesehen - mit lachendem, wie mit weinendem Auge. Denn das letzte Jahr war für ihn „richtig spitze. Die Feiern waren so voll wie noch nie, da hat man den Nachholbedarf gemerkt“.
Mischa Magh bringt Vogel nach 30 Minuten zu Boden
Aber jeder König muss irgendwann die Krone überreichen, so auch Ralf. Sein Rat an die Nachfolge: „Lass das Jahr einfach auf dich zukommen, der Rest ergibt sich dann von selbst“. Nach etwa 40 Minuten und dem „gefühlt 1023. Schuss“, so der Moderator, steht dann eine Ablösung fest, aber nicht für Ralf Sommer, sondern für den ehemaligen Geck Alexander Senft. Und tatsächlich: Wie viele Jahre zuvor übernimmt eine Frau, nämlich die 31-jährige Johanna Wissing seine Rolle. Ihre erste Amtshandlung in der neuen Funktion wirkt patent: „Erstmal hole ich jetzt einen Träger, danach schaue ich weiter“.
Schneller und mit weniger Schüssen findet sich dann der diesjährige König. Mischa Magh kann nach zirka einer halben Stunde den Vogel zu Boden bringen, zuvor hatte er sich in dem grünen, naturbelassenen Ambiente einen Zweikampf mit Alexander Senft gestellt. Die Ehefrau in spe des 33-jährigen Kfz-Meisters, Jessica van Hoeck, wird ihm dabei als Königin zur Seite stehen.
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Und auch Mischa weiß ganz genau, wie er diesen Erfolg feiern möchte: „Ich hole mir jetzt ein Bier“, verkündet er lachend. Das gehört wohl, wie die Schießfeste im Allgemeinen zur lokalen Kultur dazu. Anna, die heute zum Zuschauen und Mitfeiern gekommen ist, formuliert dazu abschließende Worte: „Mir gefällt es hier super. Schützenfest ist einfach Sauerländer DNA“.