Arnsberg. Info-Veranstaltung zum Schlossberg im „Blauen Haus“ stößt auf reges Interesse. Besucherzentrum kommt gut an – Aussichtsturm weniger.

„Turm oder nicht Turm“ lautete eine der vielen Fragen, die im Verlauf der Info-Veranstaltung zur Zukunft des Schlossbergs am Montagabend im Arnsberger Sauerland-Museum erörtert wurden. Der neu gegründete Verein „Zukunft Schlossberg e.V.“ hatte eingeladen, etwa 80 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung gefolgt – um sich informieren zu lassen, aber auch, um eigene Ideen einzubringen und (teils kritische) Anmerkungen loszuwerden.

Während der Referent des Abends, Dr. Ulrich Hermanns, noch im Stau stand, zeigte Ralf Paul Bittner Flagge für das Projekt: Er freue sich über ein „volles Blaues Haus“, so der Bürgermeister, das rege Interesse werte er als Zeichen, dass Vielen das Thema Schlossberg am Herzen liege.

Sendemast & Shuttle

Um Besucher künftig auf den Schlossberg zu bringen, ohne die Parkplatzsituation zu verschärfen, wäre ein Bus-Shuttle ideal. Erste Gespräche mit dem ÖPNV-Anbieter RLG wurden bereits geführt.

Der Sendemast auf dem Plateau könnte an einen alternativen Standort verlegt werden – der Vertrag mit Betreiber WDR läuft demnächst aus.

Die Auswertung der Schäden am Mauerwerk der Ruine läuft, Ergebnisse sollen in diesem Sommer vorliegen.

Manfred Stemmer betonte anschließend die gesamtstädtische Bedeutung des Projekts und versicherte den Anwesenden, jede Anregung werde gesammelt und auf ihre Machbarkeit hin geprüft. Jammern über Leerstände sei nicht genug, meinte der Vorsitzende des noch jungen Vereins mit Blick auf die Probleme, die den Stadtteil drücken. Ein möglicher Problemlöser, in Person von Dr. Hermanns, war inzwischen eingetroffen; der Projektentwickler aus Münster, vielen Arnsbergern gut bekannt, startete seinen Vortrag mit einem Rückblick auf die wechselvolle Geschichte des bereits im Siebenjährigen Krieg zerstörten einstigen Herrschaftszen­trums des Herzogtums Westfalen. Um die verbliebenen Ruinen auf dem markanten Plateau aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken, sei bereits viel Geld geflossen, so der Planungsfachmann: „Der Wow-Effekt fehlt aber noch“, legt sich Dr. Hermanns mit Blick auf eine angemessene Inwertsetzung fest – diese sei bisher nicht gelungen.

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Ist ein Aussichtsturm der Heilsbringer? Die Turm-Idee sei bereits um 1900 aufgekommen, so der Münsteraner, der auch prompt einige Entwürfe visualisierte – von einer Holz-Konstruktion bis hin zu einem futuristisch wirkenden Metallgebilde in Form eines Ofenrohres...

Unter dem Oberbegriff „Motivation 2023“ forderte der Referent die Zuhörer im Blauen Haus dann auf, eigene Vorstellungen zur Schlossberg-Renaissance zu äußern.

Der Schlossberg aus der Luft fotografiert. Gut erkennbar ist der Sendemast, der zukünftig verlegt werden könnte.
Der Schlossberg aus der Luft fotografiert. Gut erkennbar ist der Sendemast, der zukünftig verlegt werden könnte. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Dabei kristallisierte sich heraus, dass die Aussichtsturm-Option nicht von allen Anwesenden mit getragen wurde – zumindest nicht als Holzkonstruktion. Gut angenommen hingegen wurde die mögliche Errichtung eines Besucherzentrums auf dem Schlossberg. Die gezeigten Entwürfe eines von Holz und Glas geprägten, an einen Bungalow erinnernden Gebäudes überzeugten die meisten Anwesenden. Letztere geizten auch nicht mit Hinweisen zu Problemfeldern, die es zu beackern gelte – Parkplatzsituation, Müllentsorgung, (noch fehlende) Infrastruktur, (z B. ein öffentliches WC) wurden genannt. Die „Abgelegenheit“ des Ortes erschwere derzeit die notwendige „soziale Kontrolle“, meinten einige Besucher der Veranstaltung – und äußerten den Wunsch nach einem „Begegnungszentrum“ – familienfreundlich und mit Gastronomie.

Zurück zur sichtbaren Stadtkrone

Das Bestreben, den Schlossberg wieder zur sichtbaren Stadtkrone werden zu lassen, einte zum Ende der Veranstaltung das breite Meinungsspektrum: „Es muss sich wieder lohnen, dort hinauf zu gehen!“ Die Dringlichkeit betonte Dr. Jürgen Schulte-Hobein: „Wir müssen es jetzt anpacken“, so der frühere Leiter des Sauerland-Museums, „es ist die letzte Möglichkeit, aus dem Stadtteil wieder etwas zu machen.“

„Jetzt“ heißt was genau? Ein Besucherzentrum sei in „zwei Jahren plus“ realisierbar, legte sich Dr. Hermanns fest, Weitere Vorhaben wie einen Turmbau betrachtet der Projektentwickler mit der Perspektive „Schlossberg 2030“. Geduld ist also gefragt – und, wie Manfred Stemmer am Ende formulierte: „Drei Dinge: erstens Beharrlichkeit, zweitens Beharrlichkeit und drittens – Beharrlichkeit...“