Arnsberg-Kirchlinde. Glas mit Weiheurkunde von 1829 bei Restaurierung der Kapelle auf Hof Bauerdick entdeckt.
Wenn die Denkmalexpertin Dr. Bettina Heine-Hippler von einem Sensationsfund spricht, lässt das aufhorchen. Denn die LWL-Beauftragte für den Hochsauerlandkreis hat in ihrem Berufsleben schon viele große und kleine Funde bearbeitet und der Öffentlichkeit präsentiert.
Was hat es also auf sich mit diesem Sensationsfund?
Bereits 1019 erwähnt
Die Hofanlage in Kirchlinde erscheint erstmals 1019 in der Abtei Deutz, 1221 geht der Hof in Lehnpacht an das Kloster Oelinghausen über.
Die Bauten der heute vorhandenen Hofanlage entstanden im Wesentlichen zwischen dem 17. und dem 20. Jahrhundert.
Dazu gehören neben dem Haupthaus ein Altenteiler, die Hofkapelle sowie verschiedene Wirtschaftsgebäude, ein Speicher, eine Schmiede (1670), eine Scheune, ein Stall und ein Ökonomiegebäude. Hinzu kommen ein Ziehbrunnen, eine Landwehr und ein Kalkofen.
Das steinerne Speichergebäude stammt aus dem Jahr 1711. Die Kapelle wurde nach Restaurierung 1829 neu geweiht, jetzt fand man bei Arbeiten am Altar das Glas mit den Reliquien und der Weiheurkunde.
Wir treffen uns in Kirchlinde, einem Weiler zwischen Oelinghauserheide und Estinghausen. Grünes Ortsschild mit gelber Schrift, nach weniger als einer Minute ist man mit dem Auto durch. Linksseitig ein auf den ersten Blick „normales“ bäuerliches Anwesen, ein paar Meter Teerweg und man steht vor einer wohl gerade im Umbau befindlichen Kapelle inmitten eines Ensembles aus Gehöft, Stallungen und Wohnhaus. Eigentümer Klaus Bauerdick begrüßt die Gäste von Stadtverwaltung, Freundeskreis Oelinghausen und Presse und erzählt kurz über die Geschichte des weitläufigen Anwesens.
Der Klosterhof Oelinghausen wurde 1019 erstmals erwähnt, so der Senior-Chef, und bei der Aufhebung des Klosters Oelinghausen im Jahre 1804 gingen die Gebäude in das Eigentum der Familie Schulte-Bauerdick über. Aber zurück zum Sensationsfund: In einer Urkunde von 1148 wird die Existenz einer Hofkapelle zum ersten Mal beschrieben. Ab 1820 wurde die Kapelle verkleinert, umgebaut und, so weiß Ortsheimatpfleger Bernhard Padberg, am 18. Dezember 1829 von Johann Hermann Joseph Freiherr von Caspars zu Weiss, General- und Kapitularvikar im Erzbistum Köln, geweiht.
Damals war es üblich, ein Behältnis mit Reliquien und der Weiheurkunde im Altar einer Kirche oder Kapelle zu hinterlegen.
Bei Restaurierung gefunden
Und dieses Behältnis wurde jetzt bei Restaurierungsarbeiten gefunden und freigelegt. Und das kam so: Die schmucke Kapelle auf einer Anhöhe zwischen Bäumen wird derzeit restauriert, dabei sollten sowohl das Fachwerk als auch der Altar mit Lehm verputzt werden. Beim Tieferlegen der Altarplatte dann die Entdeckung. David Bauerdick fand hinter einem Stein ein kleines Glas mit rundem Bleiverschluss, scheinbar alt, aber wie alt genau?
Schnell war klar: Das Glas trägt die eingeschliffenen Initialen des Generalvikars Johann Caspers und darüber die Freiherrenkrone und enthält neben Reliquien die Weiheurkunde von 1829.
Diese Urkunde ist am 15. Oktober 1829 besiegelt worden, davon zeugt das mit rotem Siegellack verewigte Wappen des Erzbistums Köln, unterschrieben ist das Dokument vom Vertreter des Erzbistums Johann Caspers und dem Oelinghauser Prämonstratenser Johann von Hagel, als Zeugen fungierten vor knapp 200 Jahren Fredericus Hellwig (Pastor von Enkhausen) und Franziskus Böhmer (Prämonstratenser Wedinghausen).
Nach erfolgter Restaurierung der Kapelle wird das Kleinod dann wieder seinen angestammten Platz unter der Altarplatte finden – bis zum nächsten Umbau.