Langscheid. Auch im HSK leiden Menschen unter der heimtückischen Nervenkrankheit. Erstmals gibt es nun eine Selbsthilfegruppe für jüngere Betroffene

„Als ich von der Diagnose erfuhr, bin ich zusammengebrochen.“ Von einem auf den anderen Tag veränderte sich das Leben von Christoph Bankstahl grundlegend. Der Amecker musste sich 2018 anhören, dass er an Parkinson erkrankt ist. Mit damals 58 Jahren und mitten im Berufsleben.

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Die Arnsbergerin Sandra Blume war sogar erst 46 Jahre alt, als sie ebenfalls die Diagnose Parkinson erhielt. Sofort suchte sie nach Informationen zu der Krankheit. „Ich wollte mich mit anderen Betroffenen austauschen, einfach nur reden“, berichtet sie mit eindrücklichen Worten.

Wenn man heutzutage die Krankheit Parkinson erwähnt, dann denken viele Menschen noch an Seniorinnen und Senioren jenseits der 70, die zitternd im Sessel sitzen. Doch immer mehr jüngere Menschen erkranken daran. Christoph Bankstahl hat deshalb eine JuPa-Selbsthilfegruppe in Langscheid ins Leben gerufen.

Austausch auf Augenhöhe

„JuPa“ ist dabei die Abkürzung für Junge Parkinsonkranke. „Ich habe den Austausch mit anderen Erkrankten auf Augenhöhe gesucht. Was tut einem gut? Wie kann man sich helfen? Was ist mit der Medikation? Und vor allem, kann ich noch weiter arbeiten, wenn ich unter Parkinson leide?“ Das sind nur einige der Fragen, die sich Bankstahl stellte.

Bankstahl wollte trotz der bitteren Nachricht positiv nach vorne schauen und nicht resignieren. Über die neu gegründete Selbsthilfegruppe kam er mit Sandra Blume in Kontakt. Mittlerweile unterstützt die heute 48-jährige Christoph Bankstahl bei der aktiven Arbeit. „Ich war einfach froh, dass er hier solch ein Angebot für jüngere Parkinsonerkrankte gibt. Im HSK gab es ein solches Angebot vorher nicht. Meist sind die Selbsthilfegruppen für Ältere“, erinnert sich Sandra Blume. Rund 30 Personen gehören der Gruppe mittlerweile an, die sich alle paar Monate in der Neurologischen Klinik Sorpesee trifft. Darunter sind auch Betroffene aus Warstein, Iserlohn und Hemer. Eben weil das Angebot so selten ist. Das jüngste Mitglied war gerade einmal 27 Jahre alt, als es zur Gruppe dazustieß.

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Die Privatklinik in Langscheid ist aber mehr als nur der Veranstaltungsort für die Treffen der Selbsthilfegruppe. Als Parkinson-Spezialklinik verfolgt man einen ganzheitlichen Ansatz, begleitet die Patientinnen und Patienten sowohl ambulant als auch stationär gemeinsam mit vier neurologischen Praxen in Arnsberg, Neheim, Meschede und Langscheid. „Unsere Pflegefachkräfte werden speziell zum Thema Parkinson weitergebildet und geschult“, sagt Pflegedienstleiterin Sandra Gabriel.

Sogar moderne Technik wie eine VR-Brille kommt bei der Therapie zum Einsatz.
Sogar moderne Technik wie eine VR-Brille kommt bei der Therapie zum Einsatz. © Eric Claßen

Ergotherapeutin Melanie Kapune arbeitet seit 2013 in Langscheid. Bei einer Parkinson-Erkrankung sei es wichtig, dass man die Menschen dabei unterstütze, in Bewegung zu bleiben und Übungen in den Alltag einzubauen, erklärt sie.

Weil die Klinik auf fortschrittliche Methoden setzt, kommt auch eine VR-Brille zum Einsatz. Mit Hilfe dieser Brille lernen die Männer und Frauen, ihre motorischen Fähigkeiten zu schulen. Christoph Bankstahl spielt zum Beispiel in der virtuellen Welt Volleyball oder trommelt. Alles wird gemacht, um möglichst viel Muskelmasse möglichst lange zu erhalten.

Verlust von Dopamin

Denn genau das ist das Heimtückische hinter der Krankheit, wie Sandra Gabriel erläutert: „Bei Parkinson sterben Nervenzellen im Hirn ab, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dieser wiederum ist u.a. dafür verantwortlich, Bewegungen zu steuern. Bleiben die Reize aber aus, baut sich die Muskelmasse sukzessive ab.“ Dadurch lasse die Flüssigkeit von Bewegungen nach. „Man kann Parkinson nach derzeitigem Stand der medizinischen Forschung nicht heilen, man kann nur den Verfallsprozess herauszögern und die Situation für die Erkrankten verbessern“, so Gabriel.

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Dem Dopamin-Mangel könne man durch bestimmte Medikation begegnen. „Wir haben hier Patienten, die 14 verschiedene Medikamente pro Tag nehmen müssen. Jeder muss individuell eingestellt werden. Da geht es um exakte Uhrzeiten und genaue Mengen!“ Ansonsten könne es passieren, dass Personen auf ihrem Sitz regelrecht „einfrieren“, weil sie keine Kontrolle mehr über ihre Körperbewegungen haben. Studien aus der Frühdiagnostik sagen, dass man den Ausbruch von Parkinson nicht verhindern könne, selbst dann, wenn man es frühzeitig erkennen würde. Einige Medizinerinnen und Mediziner sind der Ansicht, dass eine Tendenz der Erkrankung bei familiärer Vorbelastung steige. So oder so gestalte sich die Krankheit als ein schleichender Prozess.

Kontakt mit der Jupa-Selbsthilfegruppe aufnehmen

Wer sich für die Arbeit der JuPa-Selbsthilfegruppe interessiert und vielleicht Kontakt sucht, kann sich bei Christoph Bankstahl per E-Mail an christoph.bankstahl@web.de oder bei Sandra Blume unter sandra.blume@gmx.de melden. In der Gruppe wird untereinander per WhatsApp kommuniziert.