Neheim. Ein war ein prägender Unternehmer des Sauerlandes: Der Neheimer Dieter Henrici, langjähriger BJB-Geschäftsführer, verstarb in Nacht zu Sonntag.

Die Familie Henrici, das Neheimer Lichttechnik-Unternehmen BJB, die sauerländische Wirtschaft und die Arnsberger Stadtgesellschaft trauern um Dieter Henrici. Der langjährige Geschäftsführer von BJB und mit ihm ein prägendes Gesicht der Stadt- und Wirtschaftsgeschichte verstarb in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Alter von 86 Jahren. In ersten Reaktionen aus Wirtschaft und Politik wurde das Wirken des Neheimers für das Wohl der Region gewürdigt.

Als Geschäftsführer bei BJB war Dieter Henrici im Jahr 2019 aus dem operativen Geschäft ausgetreten. Sehr wohl war er aber noch Gesellschafter des Unternehmens, in dem sein Sohn die Familientradition als Geschäftsführer bei BJB fortsetzt.

Mehr als ein Drittel der bald 156-jährigen Geschichte des Neheimer Traditionsunternehmens Brökelmann Jaeger Busse (BJB) hat Dieter Henrici als Geschäftsführer mitgeprägt. Ende 2019 war er im Alter von 82 Jahren aus Altersgründen kürzer getreten – und das nach 56-jähriger Geschäftsführertätigkeit. Der langjährige BJB-Chef wechselte in den Beirat. Auch blieb er weiterhin BJB-Gesellschafter. In den Betrieb und in sein Büro kam er aber dennoch regelmäßig. BJB war sein Lebenswerk, umso mehr betrübte ihn stets, wenn das Unternehmen durch schwierige Fahrwasser zu navigieren war.

Ein Kopf der Neheimer Zeitgeschichte

Ein sehr gelungenes Porträt über das Lebenswerk von Dieter Henrici ist auch in einem sehenswertes Video des Heimatbundes Neheim-Hüsten zu sehen.

Auf der Internetseite www.heimatbund-nh.de unter der Rubrik „Projekte/AGs“ ist ein rund 15-minütiger Videobeitrag aus der Portrait-Serie „Köpfe der Zeitgeschichte“ aufzurufen.

Die beiden ehemaligen Redakteure unserer Zeitung, Martin Schwarz und Lothar Ladage aus Neheim, haben diesen Beitrag im Frühjahr 2022 erstellt und veröffentlicht.

Dieter Henrici – damals schon im Alter von 85 Jahren – kommt dort zu Wort und erzählt im Interview von seinem Leben als Neheimer und Unternehmer sowie von BJB.

Ein großartiger Mensch

„Er war ein großartiger Mensch“, sagt Egbert Neuhaus, Geschäftsführer des Hüstener Unternehmens Wesco und Vorsitzender des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte. „Er war ein Vertreter der sozialen Marktwirtschaft wie aus dem Buche.“ Neuhaus, der mit dem Tode von Dieter Henrici auch den Verlust eines Freundes betrauert, spricht „von einer großen Persönlichkeit des Wirtschaftslebens und der Stadt Arnsberg, die viel nach Innen und Außen bewegt hat“.

Da BJB alle namhaften Leuchtenhersteller mit Lichttechnik im In- und Ausland beliefert, kannte Dieter Henrici die großen Player in der Licht- und Leuchtenbranche. Er hatte sich in der Licht- und Leuchtenbranche gut vernetzt. Etwa 30 Jahre gehörte er dem Fachverband Licht im „Zentralverband der Elektro- und Elektronikindustrie (ZVEI)“ Deutschland an.

Hohe Wertschätzung

Dieter Henrici genoss unter den BJB-Mitarbeitern hohe Wertschätzung. Der langjährige Geschäftsführer suchte bei seinen Rundgängen durchs Neheimer Werk immer wieder den persönlichen Kontakt zu seinen Mitarbeitern und erfuhr so durchaus auch zwischenmenschlich Persönliches, aber auch Wichtiges aus dem Betrieb, zumal dann, wenn etwas nicht rund lief.

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Dieter Henrici gab sein Amt als Geschäftsführer in einer Zeit ab, in der das lichttechnische Unternehmen in schwerem Fahrwasser war und sich inmitten eines Strukturwandel-Prozesses befand, der durch die LED-Technologie ausgelöst wurde. Dies hatte auch schon zu erheblichen Stellenreduzierungen geführt: Während Ende 2008 im Neheimer BJB-Werk noch 685 Mitarbeiter (davon rund 60 Auszubildende) beschäftigt waren, sank der Personalbestand im Neheimer Werk bis Ende 2016 auf 473 Mitarbeiter (davon 45 Auszubildende). Ende 2021 waren noch rund 310 Mitarbeitende für BJB in Neheim tätig.

Dieter Henrici hatte mit seinem Sohn Philipp lange Zeit Personalreduzierungen dadurch verhindern können, weil der Betrieb bei rückläufiger Ertragslage Eigenmittel zuschoss. Aber selbst beim leidigen Personalabbau gab es einen erhöhten Arbeitgeber-Kostenanteil bei Transfergesellschaften. Inzwischen schaut BJB trotz schwieriger Rahmenbedingungen wieder positiv nach vorne und baute sogar wieder Personal auf.

Dieter Henrici und sein Lebenswerk nur bei BJB und in der Licht- und Leuchtenbranche zu verankern, wäre aber zu kurz gegriffen. Rund 20 Jahre war er Präsident der IHK Arnsberg, etwa 30 Jahre gehörte er dem Vorstand des heimischen Unternehmensverbands Südöstliches Westfalen (heute Westfalen-Mitte) an.

In heimischen Wirtschaftskreisen machte die traurige Nachricht schnell die Runde: „Ich bin tief betroffen vom Tod unseres Ehrenpräsidenten Dieter Henrici. Er war eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit, dessen Engagement als Unternehmer, aber auch zwanzig Jahre lang als IHK-Präsident beispielgebend und inspirierend war“, teilte der aktuelle Präsident Andreas Rother in einer ersten Stellungnahme mit. Dieter Henrici sei „in jeder Weise das Ideal des bodenständigen, weitsichtigen, sozialkompetenten und erfolgreichen Mittelständlers“ gewesen. „Ich erinnere mich gerne an unsere vielen Gespräche und werde seinen Rat vermissen. Die Wirtschaftsregion Hellweg-Sauerland trauert um einen großen Unternehmer“, so Andreas Rother.

Gestalter und Möglichmacher

Vom vielfältigen Schaffen des Verstorbenen weiß auch Arnsbergs Bürgermeister Ralf Bittner zu berichten. „Kommunalpolitiker, Unternehmer, Ehrenamtler, Unterstützer der Wirtschaft, aktiver Bürger unserer Stadt – mit Dieter Henrici verliert Arnsberg mit ihrem Ehrenbürger einen Menschen, dem sie viel zu verdanken hat“, so Bittner in einer ersten Reaktion auf den Tod des Unternehmers. Als „Gestalter und Möglichmacher“ habe Dieter Henrici allen vor Augen geführt, dass wirtschaftlicher Erfolg auch durch gesellschaftlichen Einsatz ermöglicht werde. „Sein ehrenamtliches Engagement kam der Stadt und wirtschaftlich gesehen auch der ganzen Region zugute“, so Bittner. Dieter Henrici habe nicht nur zu den Gründern der Bürgerstiftung Arnsberg gehört, sondern habe auch viele kultur- und bildungsrelevante Projekte und Initiativen unterstützt, sich in Vereinen engagiert und sie geleitet und war bis zuletzt im Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderung Arnsberg (wfa) aktiv. „Dort habe ich ganz persönlich seine Wirtschafts- und Entscheidungskompetenz wertgeschätzt“, sagt Bürgermeister Ralf Bittner. Ganz Arnsberg betrauere seinen Verlust und sei in Gedanken bei seiner Familie.

Portrait des Heimatbundes Neheim-Hüsten über Dieter Henrici>>>

Persönliche Gespräche

Den BJB-Mitarbeitern bleibt der Senior-Chef als Unternehmer in Erinnerung, der beim Gang durchs Werk auch das persönliche Gespräch mit einzelnen Mitarbeitern suchte und diese dabei auch oft mit ihrem Namen ansprechen konnte. „Etwa 80 Prozent unserer Mitarbeiter kenne ich mit Namen“, erzählte Henrici bei seinem Abschied aus der Geschäftsführung im Jahr 2019. Umso schwerer fiel es ihm dann, in den vergangenen Jahren Personal abzubauen. Das zögerte er mit Minusstunden in Jahresarbeitszeitkonten und „Leben von der Substanz bei rückläufigen Erträgen“ so lange raus, bis es nicht mehr ging.

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Mit Dieter Henrici ist ein sozialer Unternehmer von uns gegangen, der schon vor Jahren durch die Stadt Arnsberg mit der Ehrenbürger-Würde ausgezeichnet worden war. Henrici stand wie kein anderer für die Kraft und die Ethik mittelständischer Unternehmen im Sauerland.