Solange wir in „wir“ und „die Anderen“ denken, werden wir den Alltagsrassismus nicht los. Toleranz und Vielfalt? Ein Kommentar.
„Kein Platz für Rassismus“ steht auf dem rechten Teil der im Arnsberger Bahnhof aufgestellten Bank, die vor einigen Tagen in einer feierlichen Runde eingeweiht wurde. Darunter fehlt die Sitzfläche. Ein gutes und wichtiges Zeichen – keine Frage. Ein Zeichen, das mittlerweile in vielen Städten aufgestellt wurde. Und dennoch „nur“ ein Zeichen. Denn die Thematik, die dahinter steckt, nämlich die Bekämpfung des Alltagsrassismus, wird gefühlt auf die lange Bank geschoben. Der DIES internationalis, die Interkulturellen Wochen – all diese und viele weitere Events und Zeichen sollen für die Vielfalt und Toleranz in Arnsberg stehen und das interkulturelle Miteinander stärken.
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Unterschwellig untermauern all diese Highlights aber auch das Denken in „wir“ und die „Anderen“. Kulturelle Vielfalt meint „die mannigfaltige Weise, in der die Kulturen von Gruppen und Gesellschaften zum Ausdruck kommen“. So schreibt es die Unesco. Toleranz meint „die Duldung, dass andere Menschen anders leben, eine andere Religion als man selbst haben oder auch anders kochen“. Kurzum bedeutet Toleranz Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen unserer Welt. Wir denken also in „wir“ und „die Anderen“.
Wer Alltagsrassismus völlig ausmerzen möchte, muss aufhören, in „wir“ und „die Anderen“ zu denken, muss aufhören, hinter „Ali“ direkt „den Araber“ zu sehen – und muss vor allem hinter einem echten „Wir“ stehen. Und auch, wenn viele, viele Arnsberger und Sunderaner bemüht sind, genau dieses „Wir-Denken“ in den Vordergrund zu stellen, so sehen sich Menschen wie Kelly immer wieder dem Alltagsrassismus ausgesetzt.