Sundern. Seit mehr als einem Jahr ist man auf der Suche nach einer Fachkraft. Der Förderverein schlägt deshalb Alarm
Die Zukunft von Sunderns Stadtbibliothek ist gefährdet. Das ist zumindest die Ansicht des Fördervereins. Diese Befürchtung fußt vor allem auf der unsicheren Situation in der Bibliotheksleitung.
Ende 2021 war die damalige Leiterin Thea Schroiff in den Ruhestand verabschiedet worden. Seit dieser Zeit ist die Leitungsstelle vakant. „Wir haben zweimal die Stelle ausgeschrieben. Doch leider ist es auf dem Arbeitsmarkt sehr schwer, Fachkräfte für das Bibliothekswesen zu finden. Der Markt ist leer und es ist bei den wenigen potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten auch nicht leicht, jemanden zu motivieren, ins Sauerland zu kommen, wenn es vergleichbare Stellen in den großen Ballungsgebieten gibt“, erklärt Christopher Schlinkert. Er ist Leiter des Fachbereichs 1 für Zentrale Dienste und u.a. zuständig für Personalangelegenheiten bei der Stadt Sundern.
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Zwischenzeitlich habe es eine Kandidatin gegeben, die in der Bücherei die Leitungsstelle übernehmen sollte. Doch nach der Probezeit wurde vonseiten der Verwaltung entschieden, das Arbeitsverhältnis nicht fortzusetzen. Zu den genaueren Hintergründen dieser Entscheidung gibt es keine Informationen aus der Verwaltung. Auch im Förderverein weiß man nicht, warum die Kandidatin vorzeitig gehen musste.
Grundsätzlich seien die Kriterien, die Bewerberinnen und Bewerber für die Leitungsstelle erfüllen müssten, schon anspruchsvoll, wie Christopher Schlinkert betont. „Man muss ein abgeschlossenes Studium im Bibliothekswesen oder einem vergleichbaren Bereich mitbringen, idealerweise bereits über mehrjährige Erfahrung im öffentlichen Bibliothekswesen sowie im Bereich digitaler Entwicklungen mitbringen. Das Korsett der Vorgaben ist recht eng, was unter anderem auch mit dem Tarifrecht zusammenhängt. Die Hürden für Quereinsteiger sind daher in der Regel leider zu hoch“, betont der Personalchef.
Wichtige Fördergelder
Ein weiteres Argument gegen einen Quereinsteiger seien auch die Vorgaben für Fördergelder in den Bibliotheken. In vielen Fällen fließen diese Fördergelder nur, wenn bestimmte Standards erfüllt werden. Zu diesen Standards gehöre eine geeignete Bibliotheksleitung mit den nötigen Qualifikationen.
Besonders dieser Umstand bereitet auch dem Förderverein derzeit Kopfschmerzen, wie Mathildis Schmitz-Hengesbach kritisch anmerkt. Durch die vakante Leitungsstelle fehlen der Bücherei derzeit wichtige finanzielle Mittel. „Wir sammeln immer wieder Geld, um diese der Bücherei für Neuerwerbungen zur Verfügung zu stellen. Ohne diese Unterstützung könnte der Bestand nicht aktuell gehalten werden.“
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Vor 25 Jahren hatte Schmitz-Hengesbach gemeinsam mit anderen Mitstreiterinnen und Mitstreitern den Förderverein gegründet. Die aktuelle Situation macht sie traurig, wie sie betont. „Ich weiß, dass im Rathaus viele gar nicht wissen, was in der Bücherei passiert. In den letzten beiden Jahren lag auch die Medienarbeit der Bücherei ziemlich brach, weil das eigentlich Aufgabe der Leitung wäre.“ Dabei sei es aus ihrer Sicht wichtig, dass die Bevölkerung sehe, wie vielfältig das Angebot der Bücherei sei.
„Die Auswahl an Medien, die man dort ausleihen kann, übersteigt den reinen Buchbestand längst um ein Vielfaches. Auch DVDs, die bei Kindern beliebten Tonie-Figuren und sogar E-Books für den E-Book-Reader kann man sich ausleihen. Hinzu kommen Veranstaltungen wie das Kinder-Kino, für die man einfach mehr werben müsste.“
Sorge vor Einsparungen
Der Förderverein hatte zudem Sorgen, dass die Bücherei vielleicht sogar ganz geschlossen würde. Jennifer Salzmann-Vogt, die Leiterin des Fachbereichs 4 für Jugend und Familie, hatte im Rahmen einer Haushaltspräsentation einer anderen Stadt über Einsparpotenziale im Rahmen der freiwilligen Leistungen referiert. Dies beinhaltete dort auch die Stadtbücherei in Zeiten der Corona-Pandemie.
Zumindest diese Sorge, Einsparungen bei der hiesigen Bibliothek vorzunehmen, konnte dem Förderverein final genommen werden. Bei der Mitgliederversammlung des Vereins war Jennifer Salzmann-Vogt anwesend und hatte den Mitgliedern versichert, dass sie in ihrer jetzigen Position voll und ganz die Stadtbibliothek in Sundern unterstütze.
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Aktuell arbeitet die Bücherei mit zwei Teilzeitkräften. Außerdem soll das Team mit einer weiteren Mitarbeiterin aus der Verwaltung unterstützt werden. „Wir möchten das operative Geschehen durch diese Entscheidung stabilisieren“, sagt Christopher Schlinkert. Gleichzeitig werde die Leitung der Bibliothek zumindest dort, wo es aktuell möglich sei, durch die Fachbereichsleitung mitbetreut, damit möglichst wenig brachliege.
Christopher Schlinkert weiß aber auch, dass sich die Suche nach einer geeigneten Fachkraft für die Leitungsstelle noch hinziehen kann. „Wir sind natürlich abhängig vom Arbeitsmarkt. Gleichzeitig muss man vielleicht irgendwann auch darüber nachdenken, ob es im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen nicht doch eine Alternative, z.B. über einen Quereinstieg, mit Fort- und Weiterbildungen, geben kann.“