Neheim. Jetzt tummeln sie sich wieder: Verschiedene Fischarten fühlen sich in der renaturierten Möhne bei Neheim nun „pudelwohl“. Das wurde dafür getan.

Jetzt können die Äschen in Ruhe laichen, denn nach zweijähriger Planungszeit ist das Renaturierungsprojekt an der Möhne in Neheim rechtzeitig fertig geworden.

Lennart Wermelt (30), Vorsitzender des Angel- und Sportfischervereins Gut Wasserwaid, freut sich: „Nun ist das Flussbett wieder ökologisch in Ordnung.“ Die letzte und mit rund 30.000 Euro bezifferte Maßnahme war übrigens komplett ehrenamtlich vom Angel- und Sportfischerverein Gut Wasserwaid initiiert und zu fast 100 Prozent vom Hochsauerlandkreis gefördert worden (wir berichteten).

1.000 Kubikmeter Flusskies

Die Möhne sollte mit rund 1.000 Kubikmeter Flusskies angereichert werden, da durch die letzten Hochwasser jede Menge Steine weggespült worden sind. Auf einer Strecke von 350 Meter, zwischen Möhnewehr und Ruhr (ungefähr 1,3 Kilometer vor der Mündung) ist der Kies im November letzten Jahres ins Gewässer eingebracht worden.

Eine geschlängelte Flussführung soll nun zusätzlich vor künftigen Niedrigwasserphasen schützen. „Nur so können Fische, Krebse, Insekten und andere Wasserbewohner gut überleben“, erklärt Markus Kühlmannn, Ruhrverbands-Fachmann für Fischwirtschaft. Die Renaturierungsmaßnahme sei ein Baustein, um dem Fluss wieder eine vielfältige Struktur zu geben.

Die Idee entstand während der lang anhaltenden Niedrigwasserphase im Jahre 2020, erinnert sich Lennart Wermelt. Zu dieser Zeit sei die Möhne an manchen Stellen nur noch als „kleines Rinnsal“ geflossen. Ausgetrocknete Stellen wurden für Fische zur Todesfallen.

>>>Angler werten Möhne ökologisch auf<<<

Mit der nun vollzogenen Maßnahme soll das künftig vermieden werden. „Wir wappnen die Möhne für die Zukunft, damit sie ein vitaler Fluss bleibt“, so Wermelt.

Lennart Wermelt freut sich, dass das Flussbett wieder ökologisch in Ordnung ist.
Lennart Wermelt freut sich, dass das Flussbett wieder ökologisch in Ordnung ist. © WP | Anja Jungvogel

Mittlerweile ist das Leben zurück. Auch Eisvögel und Wasseramseln sind entlang der Möhne zu beobachten. Hier fühlt sich zudem die vom Aussterben bedrohte Quappe wieder wohl. Im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojektes von Ruhrverband, Angelvereinen und der Stadt Arnsberg wurde der Raubfisch zurück ins Wasser gesetzt. „Und Anfang des Jahres 2020 konnte von der Bezirksregierung Arnsberg die eingeschränkte Beanglung der Quappe genehmigt werden“, so Kühlmannn.

Diese Ausnahmegenehmigung ist bis Ende nächsten Jahres gültig und die weitere Freigabe sei von angemessenen Fangzahlen abhängig.

Auch auf die Einhaltung der Maßgaben wird geachtet. Dazu zählt beispielsweise, dass die Fische mindestens 35 Zentimeter groß sein müssen, um geangelt zu werden. Kleinere Quappen sollen unverletzt zurück in den Fluss geworfen werden. Die Schonzeit beginnt am 15. Dezember und endet am 28. Februar. „Außerdem sollte jeder Angler dem Gewässer nicht mehr als zwei Fische entnehmen“, so Till Seume vom Landesfischereiverband. Der Fischbestand sei hier sehr gut, meint der Experte. Bei der letzten Messung im September 2021 seien ausgesprochen viele Bachforellen gezählt worden. „Nahezu ideale Laichbedingungen“, meint auch Thorsten Baader, zweiter Vorsitzender des Vereins. „Geangelt werden in der Möhne zudem gerne Äschen und Aale.“

Vorfreude auf die Angelsaison

Die Saison geht allerdings erst am 1. Mai los. Die Angelfreunde sind daher noch ganz entspannt. „Zur Zeit herrscht außerdem Hochwasser in der Möhne“, so Lennert Wermelt. Da könne man sich beim Fliegenfischen eh nicht auf den Beinen halten und würde vom Strom mitgerissen. Der 30-jährige Agrarbetriebswirt angelt seit seinem siebten Lebensjahr und hält als Vorsitzender des Sportfischervereins Gut Wasserwaid die 165 Mitglieder zusammen. Dieter Hammerschmidt, Fachdienstleiter für Arten- und Biotopschutzmaßnahmen der Stadt Arnsberg, lobt das Engagement der Angler. „Das ist schon bemerkenswert und nicht unbedingt in jedem Verein so üblich.“

Till Seume vom Landesfischereiverband sagt, dass der Fischbestand in der Möhne gut sei.
Till Seume vom Landesfischereiverband sagt, dass der Fischbestand in der Möhne gut sei. © WP | Anja Jungvogel

Denn mehr als 150 ehrenamtliche Arbeitsstunden für Planung, Begehungen, Abstimmungen, Materialbeschaffung und Schriftverkehr seien bereits ins Projekt gesteckt worden, ehe der erste Öko-Bagger ins Wasser gehen konnte, um den Fluss zu modellieren.

Im Vereinsheim Zum Möhnewehr 21 trifft man sich regelmäßig zur geselligen Fachsimpelei und freut sich schon jetzt darauf, den Kolleginnen und Kollegen „Petri Heil“ zu wünschen, dann ist ein guter Fang prophezeit. Petri Dank!