Hüsten. Nass-Geschäftsführer Bernd Löhr zur „Oben ohne“-Regelung im Freizeitbad. Ein ausdrückliches Verbot gibt es nicht
„Oben ohne“ im Freizeitbad Nass in Hüsten ist nicht ausdrücklich verboten. In der vergangenen Woche hatte eine interne Anweisung der Berliner Bäderbetriebe für Aufsehen gesorgt, nach der im Sinne des Antidiskriminierungsgesetzes auch Frauen das Recht eingestanden werden soll, „oben ohne“ die Berliner Bäder zu nutzen. Die Berliner Ombudsstelle hatte das bisherige Untersagen zuvor als Diskriminierung gewertet.
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Was aber nun, wenn auch im Nass Frauen mit Verweis auf Antidiskriminierung darauf bestehen, oben die Hüllen fallen zu lassen. „Unsere Haus- und Badeordnung verbietet diesen Fall nicht“, stellt Bernd Löhr, Geschäftsführer des Hüstener Freizeitbades, klar. Es komme aber immer auf die Situation und im Einzelfall auf die gegenseitige Rücksichtnahme an. „Wir sind als Teil der Daseinsvorsorge für alle Bürgerinnen und Bürger da. Fühlt sich eine Besucherin oder ein Besucher - egal aus welchen Gründen - jedoch gestört, muss im Einzelfall eine einvernehmliche Lösung gefunden werden“, sagt er. Soll heißen: Die Mitarbeitenden im Bad müssten ausgleichend eingreifen.
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Bislang aber seien solche Fälle in Hüsten noch nicht aufgetreten. „Bislang hat es in diesem Zusammenhang noch keine Probleme im Nass gegeben“, sagt Löhr, „mir sind nur einzelne strittige Fälle bekannt, die aber stets einvernehmlich gelöst werden konnten“.
Klarheit könnte ein Blick in die Haus- und Badeordnung des Nass bringen - tut sie aber nicht wirklich. Hier heißt es: „Der Aufenthalt im Nassbereich des Freizeitbades ist nur in üblicher Badebekleidung gestattet. Die Entscheidung darüber, ob eine Badebekleidung dieser Anforderung entspricht, trifft das Personal.“ Es wird also eine Definitionsfrage und auch eine subjektive Feststellung, für die es aber offenbar im Nass einen nicht niedergeschriebenen Bewertungsrahmen gibt. „Wir verstehen unter üblicher Badebekleidung Badehosen, Badeanzüge, Bikinis sowie Burkinis. Der kleinste gemeinsam Nenner ist somit die Badehose - ohne Nennung des Geschlechts“, sagt Bernd Löhr, „diese aktuelle Regelung erscheint uns ausreichend und lässt individuell genügend Handlungsspielraum“.
Nun ist die Frage nach dem „oben ohne“ von Frauen nicht das drängendste Problem bei der Regelung der Badebekleidung bei der es durchaus auch anderes Konfliktpersonal gibt. „Die Auslegung der angemessenen Kleidung ist immer mal wieder Thema in deutschen Bädern“, weiß Bernd Löhr.
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Keine artfremden Materialien
Sie dürfe zum Beispiel keine Taschen haben oder aus artfremdem Materialien bestehen. Die Badebekleidung bestehe in der Regel aus Kunstfasermaterial. „Etwaige Schwimmbekleidung aus Baumwolle, wie Sporthosen, Unterwäsche, abgeschnittenen Jeanshosen, T-Shirts, Kleidern oder Umhängen wird aus Hygienegründen von uns nicht akzeptiert“, sagt Bernd Löhr. Eine Zeit lang waren auch schwere „Bermudas“ in den Bädern umstritten, da diese offenbar zu viel Wasser aus den Becken mit hinaus trugen.
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Die Anweisung der Berliner Kollegen sieht der Nass-Geschäftsführer nicht als Vorbild für das Arnsberger Bad. „Unsere Haus- und Badeordnung bietet uns allen im Nass viel Handlungs- und Gestaltungsraum und wurde von unseren weiblichen Gästen bislang unterschiedlich gehandhabt. Bei uns bedarf es keiner besonderen Erlaubnis“, sagt Bernd Löhr. Er respektiere derartige gesonderte Regelungen anderer Einrichtungen aber. Darüber hinaus glaubt er, „dass in unserem Bad auch weiterhin nur wenige Frauen davon Gebrauch machen werden“.
Das Sonnenbad ohne Oberteil sei auf der Liegewiese im Freizeitbad Nass im Sommer ohnehin bereits weit verbreitet. „Die Benutzung der Schwimmbecken oben ohne sollte jede Frau für sich entscheiden“, so Bernd Löhr, „aus anderen Bädern höre ich, dass sich viele Frauen darüber freuen, nun selbst entscheiden zu können, ob mit oder ohne Oberteil zu schwimmen. Die meisten wollen sich dort aber erst einmal anschauen, wie es sich entwickelt“. Löhr geht davon aus, dass sich die Zahl der Schwimmerinnen ohne Oberteil im Freizeitbad Nass auch weiterhin in Grenzen hält.