Niedereimer/Oeventrop. FHS Holztechnik baut Spielplätze. Wie viel Kreativität darin wirklich steckt und was die Arnsberger Firma so international erfolgreich macht.
Für Kinder sieht die Welt noch anders aus: Sie ist kleiner, bunter, fröhlicher. Wie viele schöne Tage verbringen sie auf Spielplätzen. Dort werden Häuschen zu Kaufläden und Klettertürme zu unbezwingbaren Burgen – der Fantasie der Kinder sind keine Grenzen gesetzt. Die meisten Menschen werden sich auch zumindest noch dunkel an die Zeiten erinnern, als ihre Fantasie auf Spielplätzen aufblühte. Doch es gibt nur wenige, die diese Kindheitsträume Wirklichkeit werden lassen. Viele dieser wenigen findet man bei FHS Holztechnik – dort werden Kinderspielanlagen gebaut.
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„Alles begann mit einem Weidezaun. Das war der erste Auftrag für die kleine Holzverarbeitungsfirma“, sagt der damalige und heutige Inhaber und Geschäftsführer Reinhard Gebhardt. Das war 1984. Über Schaukeln kamen sie dann zu immer größeren Spielplatzgeräten und schließlich Spielplätzen. Die Firma vergrößerte sich in den 1990er Jahren sogar mit einer hauseigenen Schlosserei – auch das erstmal als One-Man-Show, mittlerweile gibt es einen vollen, hochmodernen Zweitstandort nur für die Metallfertigung, welcher federführend vom Sohn Lukas Gebhardt gesteuert wird. Sein Bruder Felix Gebhardt zeigt seine Fachexpertise als Techniker in der Holzverarbeitung.
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Die Arnsberger Firma gehört mittlerweile zu den größten deutschen Spielgerätebaufirmen und hat ungefähr 95 Mitarbeitende – damit stehen Sie auf der Grenze zwischen klassischem produzierendem Handwerk und Industrie. Schon das vierte Jahr in Folge verzeichnet das Unternehmen den „größten Auftrag der Firmengeschichte“: Seit 2020 werden immer wieder größere Projekte angenommen, wie jetzt ein Spiel- und Aussichtsturm in Heidenheim, der nicht nur 15 Meter hoch werden, sondern auch mit einer 30 Meter langen Rutsche ausgestattet werden soll.
Jeder Auftrag wird individuell gefertigt. „Wir arbeiten mit einem Baukastensystem“, erklärt Sebastian Schulte, der kaufmännische Leiter der Firma. So könnten die Interessenten sich bestimmte Grundideen aussuchen, wie Spielhäuser oder auch den „Urmel“, eine Drachenwippe. Jedoch kann jedes Teil nach Wunsch konfiguriert und natürlich individuell gestaltet werden: Soll der „Urmel“ vielleicht ein Widder werden? Oder die Rutsche rechts statt links vom Kletterhäuschen abgehen und statt einer Kletterwand lieber ein Kletternetz? All das wird immer im Einzelfall besprochen – der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. „Die Individualität ist das, was Spaß macht“, sagt Andre Schröder, seit diesem Jahr Teil der Unternehmensleitung.
So baute FHS schon einen Keltenspielplatz in Magdeburg oder ein Tropenspielplatz in der Wilhelma, dem zoologischen Garten in Stuttgart. Und auch für komplett eigenständige Ideen wie einem bespielbaren Zug oder Flugzeug hat die Firma die richtigen Leute: Eine hauseigene Grafikerin entwirft individuelle Spielplatzideen genauso wie der Berliner Designer und Diplomingenieur Norbert Schwarz, der schon seit über zwanzig Jahren mit FHS zusammenarbeitet. Außerdem haben sie einen Schnitzer in der Firma, der in liebevoller Kleinstarbeit Holzfiguren nach Bildvorlage erstellt. Trotz dieser individuellen Einzelfertigung verspricht das Unternehmen eine Lieferzeit von ungefähr 16 bis 20 Wochen. Das Ziel: Ein hoher Spielwert, keine Langeweile und viel Abwechslung für die spielenden Kinder.
Schon lange beschränkt sich FHS dabei nicht mehr nur auf Projekte in Deutschland. „Wir liefern eigentlich überall hin“, sagt Schulte. „Der Kundenstamm im Ausland liegt in Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Schweden und auch Australien und Neuseeland“, erklärt Gebhardt. Die weiteren Auslandsaufträge, aus Südkorea zum Beispiel, seien Einzelaufträge. Aber unter anderem in Großbritannien und den BeNeLux-Ländern haben sie feste Vertriebspartner, von dort kommen also regelmäßig Aufträge.
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Der allergrößte Teil der Auftraggeber sind dabei Kommunen – entweder direkt oder über Landschaftsbaufirmen. Nur etwa ein Prozent der Aufträge seien Privatkunden. „Das liegt daran, was wir bieten“, so Schulte. Denn alle Geräte erfüllen die EU-Normen für Spielplätze und sind ausladend und langlebig geplant – das sei für die meisten Privatgärten einfach eine Nummer zu groß. Ganz ausgeschlossen sei das natürlich nicht, aber eben unüblich. Für die Kommunen gibt es dann vollen Service: Die Anlagen werden noch vor Ort in den Hallen mit 10 Metern Kranhöhe aufgebaut und getestet, bevor sie wieder teilzerlegt, verladen und zum Standort gebracht werden. Auch die Montage wird von FHS-Mitarbeitern oder Dienstleistern übernommen, für die Wartung haben sie einen eigenen Servicemonteur. Geschäftsführer Reinhard Gebhardt weiß: „Vom Design bis zur Spielplatzeröffnung alles aus einer Hand bekommen ist für unsere Auftraggeber der interessante Ansatz, sowie die Top-Qualität aus Sauerländer Händen.“