Hüsten. Dorothee Kneer aus Hüsten backt mit Leidenschaft und dem Gefühl für die richtige Technik. Ihre Krapfen sind besonders beliebt.

Süßer Zuckerduft erfüllt die Luft, die sich stapelnde Rosinenkrapfen springen einem sofort in die Augen und Resthitze aus dem großen Ofen erwärmt den gesamten Raum. Hat man die Gelegenheit, zur Karnevalszeit die Backstube der Traditions- und Familienbäckerei Kneer in Hüsten zu besichtigen, so offenbart sich eine idyllisch-angenehme Plätzchenfabrikatmosphäre. Zumindest dürfen Außenstehende dieses Bild genießen, arbeitet man aber wie Dorothee Kneer, Geschäftsführerin in bereits vierter Generation, schon seit halb zwölf nachts in der Backstube, wird der Zauber schnell zum alltäglichen Arbeitsplatz - aber auch zum zweiten Zuhause. Hinter ihrer Geschichte stehen echte Passion und eine langjährige Tradition.

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Die Karnevalsstimmung kommt mittlerweile auch im Sauerland so richtig an, das geht an den lokalen Bäckereien natürlich nicht vorbei. Dabei darf selbstverständlich besonderes Festtagsgebäck für den letzten Schmaus vor der Fastenzeit nicht fehlen. Bei Kneer gibt es die dazu passenden Krapfen mit Rosinen, die über die Grenzen der alten Freiheit hinaus populär sind: „Die Leute stehen auf unsere Krapfen, gestern kamen sogar Kunden aus Holzen und haben danach gefragt“, erklärt die 44-jährige Bäckereiinhaberin stolz.

Arbeit aus Tradition

Wie so vieles im Familienbetrieb kann sich das süße Gebäck auf eine lange Tradition berufen. „Die Krapfen gab es hier schon, da war ich noch so“, verrät Dorothee Kneer und deutet dabei erläuternd auf ihre heutige Hüfthöhe. Das Erfolgsrezept dahinter hält sich ebenso lange: zunächst wird eine Brandteigmasse mit viel Wasser und wenig Fett sehr aufwendig zubereitet. Dabei werden auch schon die Rosinen mit eingebacken, die die besondere Süße in den Teig tragen. Danach kocht die Masse im Wasser, bevor sie in Fett siedet und backt. Hier gehen die Krapfen dann richtig auf, „dadurch werden sie schön luftig-fluffig“. Zuletzt nur noch zuckern, und fertig ist das festliche Gebäck.

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So viele Arbeitsschritte brauchen ihre Zeit. Vor dem Hintergrund, dass die Krapfen nur eine der vielen Auslagen im Verkaufsladen direkt neben der Backstube füllen, die anderen sich mit Brötchen, Graubrot und Co zieren, wird besonders nachvollziehbar, wieso die Chefin schon die ganze Nacht malocht. Dass sie die Verantwortung über das Backen dabei ganz alleine übernimmt, erleichtert die Lage auch nicht.

Glücklicherweise kann sich die Mutter von zwei Kindern jedoch auf eine Stütze immer verlassen: „Meine Familie. Ohne die käme ich manchmal nicht zurecht. Aber wenn es mal zu stressig ist, habe ich immer eine helfende Hand hier. Egal ob bei der Auslieferung, beim Backen oder im Verkauf“. Wenn die Eltern mal einspringen, mache sich besonders bemerkbar, dass das Handwerk familiär weitergegeben wurde.

Jeden Schritt selber zu übernehmen sei zwar aufwendig, aber: „Das ist halt Selbermachen und nicht Beutel aufreißen“.Das kommt wohl auch bei den Kunden sehr gut an. Denn obwohl die Bäckerei sich im Kontext der Energiekrise gezwungen sah, die steigenden Kosten zumindest auch bedingt an die Kunden weiterzugeben, bleiben diese der Traditionsbäckerei treu. Während immer mehr Bäckereien auch hier im Umland schließen mussten, hält sich Kneer stabil.

2016 übernahm Dorothee Kneer das Geschäft von ihren Elterm.
2016 übernahm Dorothee Kneer das Geschäft von ihren Elterm. © Archiv | Martin Haselhorst

Trotzdem macht sich natürlich eine gewisse Planungsunsicherheit breit. „Die Energiekosten steigen ja bei allen, nur in einer Bäckerei ist die Stromrechnung am Ende des Monats entsprechend noch einmal deutlich höher“, blickt Dorothee Kneer der aktuellen Lage entgegen. Die Motivation, trotzdem dem selbstständigen Geschäft treu zu bleiben, begründet sie mit der familiären Zugehörigkeit. Ohne die, so die Inhaberin, wüsste sie nicht, ob sie das Geschäft noch lange führen könnte. Für die Bäckertochter, -enkelin und sogar -urenkelin haben Backstube und Verkaufsladen aber noch einen ganz anderen Wert: „Das hier ist nicht nur mein Beruf, es ist mein Wohnort, mein Zuhause. Ich bin über dem Laden aufgewachsen, jetzt wohne ich ein Haus weiter mit eigenen Kindern“.

In Hüstens letzter Handwerksbäckerei wird die Tradition noch authentisch gelebt. Wer sich da selber vergewissern möchte, dem ist ein Besuch während der Karnevalszeit zu empfehlen. Die Krapfen gebe es nämlich ausschließlich zur fünften Jahreszeit, verkündet Dorothee Kneer…

Der letzte Schritt im Zubereitungsprozess: Dorothee Kneer zuckert die Krapfen. Wie alle anderen Schritte zuvor hat sie die alleine und per Hand übernommen.
Der letzte Schritt im Zubereitungsprozess: Dorothee Kneer zuckert die Krapfen. Wie alle anderen Schritte zuvor hat sie die alleine und per Hand übernommen. © Tim Drinhaus