Arnsberg. Was der Kunstverein alles auf die Beine stellt: Besuch aus aller Welt, Ausstellungen, Projekte, Kunst im öffentlichen Raum und Überraschungen.

Der Kunstverein Arnsberg präsentiert ab dem 17. Februar bis zum 16. April eine Ausstellung der persischen Künstlerin Farkhondeh Shahroudi. Damit soll der Anfang eines dreiteiligen Projektes gesetzt werden, das bis zum 30. Juni, unter dem Titel „Das Theater in jedem von uns“ läuft.

Die imposante Reihe beginnt mit 32 Werken, die Farkhondeh Shahroudi in ihrem Berliner Atelier geschaffen hat und von Pauline Doutreluingne, der künstlerischen Leiterin des Arnsberger Kulturvereins, dort entdeckt worden sind.

Mit dem Ausspruch „Gestern war ich so müde, dass ich den Tee gegessen habe“ soll diese Ausstellung betitelt werden. Und dieser Satz sei nicht nur humoristisch zu deuten, sondern „als ein skulpturales Gewebe aus poetischer, sozialer und politischer Textur“, so Pauline Doutreluingne, die ebenfalls in Berlin wohnt und von dort aus wöchentlich nach Arnsberg pendelt.

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Pauline Doutreluingne hat die künstlerische Leitung.
Pauline Doutreluingne hat die künstlerische Leitung. © Anja Jungvogel

Man muss der Kuratorin schon genau zuhören und noch besser hinschauen, wenn man genau verstehen will, was sie meint. Dann entdeckt man die Tiefgründigkeit und Sorgfalt, mit der sie die Kunstwerke auswählt und beschreibt. Aus diesem Grund bietet sich die aktuelle Ausstellung für alle Kunstfreunde und diejenigen, die es noch werden wollen, gleichermaßen an.

Doch zurück zu Shahroudis Arbeiten, die stark von ihrer ursprünglichen Heimat – dem Iran – inspiriert werden. So bestehen sie aus verflochtenen Beziehungen zwischen Schrift und Bild, zwischen Körper und Erzählung. In Poesie und Erinnerungen an Teheran gibt die 60-jährige Künstlerin vieles von sich preis.

Die Ausstellung im Kunstverein Arnsberg verbindet sowohl Malerei, Objekte und Fotografie aus den früheren Schaffensjahren der Künstlerin, als auch ganz neu konzipierte Installationen und Zeichnungen. Die meisten Werke werden erstmalig ausgestellt und in einer erzählerischen Choreographie gezeigt, die das Publikum dazu einlädt, in die vielschichtigen inneren „Landschaften“ von Farkhondeh Shahroudis einzutauchen.

Bewegungen von Menschen

Ihre Arbeiten thematisieren zudem Bewegungen von Menschen, die ausgeliefert, entwurzelt oder ausgelagert sind, die sich zwischen Orten und Welten bewegen wie in einem Theaterstück. Viele Figuren der Ausstellung erinnern an das traditionelle iranische Theater, wo Schauspielerinnen und Schauspieler ebenso wie das Publikum und auch Tiere auf der Straße zu einer Einheit verschwimmen.

Der Betrachter, der die Räumlichkeiten des Arnsberger Kunstvereins an der Königstraße 24 betritt, wird sofort von den imposanten Installationen, Skulpturen als auch Bildern der Künstlerin gefangen, die in ihrer ursprünglichen Heimat Malerei studiert hat und ihr Studium in den 90er Jahren in Dortmund mit dem Themenschwerpunkt der Objektkunst abschloss.

In ihren Skulpturen und Installationen werden orientalische Teppiche zu beweglichen Gärten, zu heterotopen Räumen: sie verfügen über eine andersgeartete Räumlichkeit, die einerseits die Imagination freisetzt und andererseits jenem Gefühl des Nichtdazugehörens Form verleiht, wie es der Künstlerin im Exil zu eigen ist.

Farkhondeh Shahroudi lacht gerne.
Farkhondeh Shahroudi lacht gerne. © Anja Jungvogel

„Ich fahre nur noch selten in meine ursprüngliche Heimat“, verrät sie und ist entsetzt über die aktuellen Geschehnisse im Iran. Shahroudi bezeichnet sich selbst als politisch orientierter Mensch, worauf sie bei ihrer Kunst zwar nicht reduziert werden will, aber dennoch ein Teil von ihr ist. „Ich habe zudem einen humorvollen Charakter“, verrät die 60-Jährige und lächelt.

Als Höhepunkt der Ausstellung und gleichzeitig zum Abschluss, wird Shahroudi am 15. April um 16 Uhr eine Performance im öffentlichen Raum präsentierten. Dazu werden die Bürgerinnen und Bürger eingeladen, zu vorgegebenen Rhythmen zwei Steine aufeinander zu klopfen.

Diese Klang-Prozession führt Shahroudi kostümiert auf dem Neumarkt an. Ihr selbstentworfenes Kleid, das aus Kautschuk-Reifen besteht, ist eine Adaption der schiitischen Trauerzeremonie und in der Tradition des iranischen Theaters „ta‘ziyeh“. Anmeldungen dazu nimmt der Kunstverein per E-Mail entgegen: kontakt@kunstverein-arnsberg.de.

Über die Künstlerin

Farkhondeh Shahroudi, 1962 in Teheran geboren, lebt und arbeitet heute in Berlin. 2022 wurde die sie mit dem Hannah-Höch-Förderpreis ausgezeichnet. Zu ihren letzten Einzel- und Gruppenausstellungen gehören unter anderen: “A Different Now is Close Enough to Exhale on You”, Goodman Gallery in Cape Town, Südafrika (2022); “Max Beckmann war nicht hier”, Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin (2022); “Ich Habe Knast” im Spittelmarkt, Berlin (2022) und “Force Times Distance”, Sonsbeek, Arnhem in den Niederlanden (2021).

Farkhondeh Shahroudi schlüpft schon mal in ihr Kleid, das sie für die Performance extra angefertigt hat.
Farkhondeh Shahroudi schlüpft schon mal in ihr Kleid, das sie für die Performance extra angefertigt hat. © Anja Jungvogel