Arnsberg. Die Industrie im HSK kann die Entscheidung der Landesregierung gegen das Modellprojekt „HydroNet“ nicht verstehen.
Die Stadt Arnsberg möchte 2030 klimaneutral sein. Dieses ambitionierte Ziel hatten sich Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Politik bereits im Juli 2021 gesetzt. Damals wurde eine Kooperationsvereinbarung für ein Modellprojekt unterzeichnet. Grundstein für das Projekt sollte der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft sein.
Von Balve aus bis zur Firma A + E Keller in Arnsberg sollte eine elf Kilometer lange Wasserstoff-Leitung entstehen. Von hier aus sollten weitere Pipelines wie bei einem Spinnennetz Unternehmen der Region mit Wasserstoff versorgen.
Große Enttäuschung
Heute, nicht einmal zwei Jahre später, herrscht große Enttäuschung. Das Modellprojekt mit dem schönen Namen „HydroNet“ wurde Ende vergangenen Jahres von der schwarz-grünen Landesregierung auf Eis gelegt. Für Dr. Stephan Guht, Geschäftsführer von A + E Keller, ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar.
„Ich bedauere sehr, dass dieses Projekt nicht weiterverfolgt wird. Besonders vor dem Hintergrund, dass die Grünen Teil der Regierung sind, kann ich das nicht verstehen. Wenn man 2030 klimaneutral werden will, muss man entweder regenerative Energien beziehen oder selbst erzeugen.“
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Man habe seiner Ansicht nach die Chance verpasst, eine Modellregion für Nachhaltigkeit im Sauerland zu erschaffen. Besonders frustriert ist Guht darüber, weil ja die Infrastruktur ja bereits vorhanden ist. Denn eine alte – nun nicht mehr benutzte – Gasleitung sollte für den Transport des Wasserstoffs verwendet werden. Das Essener Versorgungsunternehmen Westenergie hatte mit den Beteiligten intensive Gespräche geführt und für interessierte Abnehmer des Wasserstoffs in der Wirtschaft geworben.
Andreas Rother, Präsident der IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland, kann der Meinung von Stephan Guht nur beipflichten. „Die Stakeholder für das Projekt standen bereit, es war ein großes Interesse aus der Wirtschaft zu verzeichnen – und dann kommt plötzlich die Entscheidung aus Düsseldorf, dass man die Pläne nicht weiterverfolgt. Von unserer Seite kann ich da nur großes Unverständnis äußern“, sagt Rother.
Blockheizkraftwerk
Die Firma A + E Keller wollte in Arnsberg ein Blockheizkraftwerk mit Wasserstoff versorgen und dadurch Strom produzieren – CO2-frei! Das Unternehmen arbeitet für die Automobilindustrie und benötigt für seine Produktion vor allen Dingen sehr viel Strom. Dr. Stephan Guht, der von der Fachzeitschrift „Die Deutsche Wirtschaft“ im vergangenen Jahr in die Liste der wichtigsten Führungspersönlichkeiten in der deutschen Wirtschaft aufgenommen wurde, glaubt an die Transformation von der klassischen Automobilindustrie hin zur E-Mobilität. „Die Elektromobilität ist ein Treiber für das Wachstum. Auch der Chipmangel hat sich zuletzt deutlich verringert. Allerdings hinkt die Infrastruktur – Stichwort E-Ladesäulen – deutlich hinterher.“ Hier sei die Politik dazu aufgerufen, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.
Ganz aufgeben will man „HydroNet“ vonseiten der Wirtschaft im Sauerland noch nicht, wie Jörg Nolte, Hauptgeschäftsführer der IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland betont: „Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es ein Umdenken in Düsseldorf gibt.“ Vielleicht gibt es ja Förderzugänge, mit denen man das Projekt doch noch realisieren könne.
Ein erster Fördermittelantrag über 25 Millionen Euro im vergangenen Jahr von der Westenergie war in Düsseldorf abgelehnt worden, weil die Projektskizze verändert und an andere Rahmenbedingungen angepasst werden sollte. Nach diesen Anpassungen war das Projekt plötzlich deutlich teurer geworden, so dass Westenergie einen neuen Antrag über 38 Millionen Euro stellte. Dieser wurde dann vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie in Nordrhein-Westfalen abgelehnt.
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubauer gab an: Nach Einschätzung des Ministeriums entspreche die im November vorgelegte überarbeitete Projektskizze „nicht den zuvor getroffenen Verabredungen im Hinblick auf eine Fokussierung, die Passgenauigkeit zur Förderrichtlinie Progres.NRW-Innovation sowie die Höhe der beantragten Förderung“.