Rumbeck. Michael Borgers lässt in Rumbeck alte Druckverfahren wieder auferstehen. Was er damit plant, lesen Sie hier
Sorgsam bestreicht Michael Borgers die einzelnen Buchstaben mit der auffälligen roten Farbe. Er spannt einen Bogen Papier in die Maschine und kurze Zeit später ist der Schriftzug „Nicht meckern Machen“ zu erkennen. Wir befinden uns in einem ehemaligen Schafstall des Klosters Rumbeck. Während nebenan im Konvent Koffee die Menschen ein Stück Torte und einen Kaffee genießen, ist Michael Borgers mit seinen Druckarbeiten beschäftigt.
Gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Benita Botta hat er das historische Gebäude gepachtet. Sie, eine gelernte Barista, führt das Kaffee und er, der gelernte Offset-Drucker, richtet gerade eine kleine, aber feine Druckerei ein. Der Weg führte die beiden aus Dortmund, wo sie noch leben, nach Rumbeck. „Wir waren auf der Suche nach einer Räumlichkeit, in der wir unsere Ideen verwirklichen können und sind dann hier auf das historische Gemäuer gestoßen, das wir gepachtet haben“ erklärt Borgers. Vorher war er in Dortmund angestellt und kümmerte sich um Technik und Organisation in einem Druckbetrieb. Aber nun wagt Michael Borgers den Weg in die Selbstständigkeit.
Besonders der Buchdruck und alte, historische Druckverfahren faszinieren den gebürtigen Münsterländer. „Der Prozess dauert natürlich viel länger, als das heute mit den modernen Verfahren der Fall ist. Gleichzeitig kann man den Werdegang von der Idee zum haptischen Produkt viel besser nachvollziehen. Das finde ich unglaublich spannend.“ Bei den modernen Druckverfahren sitze man meistens am Rechner, gebe Daten ein und drücke dann einen Knopf. Und irgendwann würde dann das Produkt vorliegen. Mit den alten Verfahren tauche man aber viel tiefer in das eigentliche Handwerk ein.
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Und dieses Handwerk hat durchaus eine lange Historie. 1440 erfand der Mainzer Johan Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Die erste Medienrevolution der Menschheitsgeschichte war eingeläutet worden.
In Rumbeck kann Michael Borgers auf zwei alte Druckmaschinen zurückgreifen. Eine der beiden befand sich eigentlich schon auf dem Weg in den Schrott und ist immerhin stolze hundert Jahre alt. Doch Borgers rettete sie vor der Zerstörung und gab ihr eine neue Aufgabe. Heute fertig er damit beispielsweise hochwertige Postkarten oder Visitenkarten an.
Dieses Café eröffnete in der Rumbecker Klosterscheune>>
„Ein Problem der heutigen Zeit ist tatsächlich, dass viele Mediengestalter den Bezug zu den Ursprüngen ihres Handwerks verlieren. So ist es mir auch zwischendurch ergangen. Dabei gehen Begriffe wie Bleisatz oder Fraktur, die heute immer noch verwendet werden, auf die Anfänge der Druckverfahren zurück.“ Allerdings spüre er in der Branche einen Sinneswandel. „Vintage ist derzeit total in und auch viele jüngere Menschen interessieren sich wieder für diese Themen.“ Außerdem schaffe das Handwerk eine Form des unmittelbaren Erlebnisses.
Michael Borgers wird seine kleine Maschinensammlung in Kürze um eine sogenannte Heidelberger Tiegel ergänzen. Diese Druckpresse kenne er in- und auswendig, weil er in der Ausbildung selbst noch damit gelernt und gearbeitet habe. „Bei meinen Druckarbeiten entschleunige ich automatisch. Es ist sehr kleinteiliges Arbeiten und durch den bewussten Umgang mit den Materialien – dazu zählen auch hochwertige und teure Papiersorten – vergesse ich alles um mich herum.“
Wer übrigens glaubt, dass die alten Drucktechniken nur wenige unterschiedliche Druckerzeugnisse zulassen, der täuscht sich. „Es gibt unendlich viele Möglichkeit, damit kreativ zu sein. Man kann aus den verschiedenen Schriftformen auch ganze Bilder entstehen lassen. Mit Linolplatten und Typografie lässt sich jede Menge gestalten.“
Generell wolle Michael Borgers sehr hochwertige Druckerzeugnisse und Letter-Press-Arbeiten anfertigen und verkaufen. Erste Aufträge für Hochzeitskarten und Ähnliches seien bereits eingegangen.
Ab Mai soll es außerdem im Konvent Koffee in Rumbeck auch Workshops für Interessierte geben. „In Dortmund habe ich bereits Workshops angeboten und die Resonanz war sehr positiv. Gemeinsam kann man dann kreativ werden“, erklärt Borgers. Wer generell Interesse an dem Thema hat, kann sich bei Konvent Koffee in Rumbeck melden, oder eine E-Mail an hello@konventkoffee.de senden.