Arnsberg. Angesichts der wachsenden Unzuverlässigkeit der Bahn sieht Agenturbetreiber Guido Schulte auch Probleme für die erforderliche Verkehrswende.

Sie bewegt sich auf der Schiene oft recht „schwerfällig“, was das von ihr beschlossene, aber umstrittene Eindampfen von Provisionen beim Fahrkartenverkauf für die Bahnagenturen überhaupt nicht: die Deutsche Bahn.

Auch das könnte Sie interessieren:

Arnsberg: Die Bahnagentur Globrailer steht vor dem Aus

Argumente der Deutschen Bahn: „Gebetsmühlenartiger Unsinn“

„Keinen Millimeter,“ sagt Guido Schulte als Betreiber der bei den Kunden geschätzten Bahnagentur „GlobRailer“ im Arnsberger Bahnhof. Er muss damit, wie seine vielen Kolleginnen und Kollegen bundesweit, künftig mit einem Provisionsverlust beim Fahrkartenverkauf in Höhe von 30 bis 40 Prozent hinkommen. Und damit um das geschäftliche Überleben kämpfen.

Auch Spitzenpolitiker wie Friedrich Merz und Dirk Wiese haben sich vergeblich bemüht

Vor einigen Wochen, so Schulte, seien die entsprechenden neuen Verträge mit der Bahn, „die ab 1. Januar wirksam werden“, unterzeichnet worden. „Und ich gehe nicht davon aus,“ erklärt der Arnsberger Agenturbetreiber, „dass es bei der Bahn noch Bewegungen hinsichtlich der Provisionen geben wird.“

Dies, obwohl sich neben unzähligen Bürgern auch heimische Spitzenpolitiker wie CDU-Bundesvorsitzender Friedrich Merz und SPD-MdB Dirk Wiese sowie Regierungspräsident und Bürgermeister an die Bahn gewandt hätten. Mit der Bitte, diese Entscheidung noch einmal zu überdenken.

Guido Schulte: „Bis dahin müssen wir versuchen, uns über Wasser zu halten“

„GlobRailer“: 20 Jahre im Dienst der Kunden

Seit über 20 Jahren steht Guido Schulte mit seiner Bahnagentur „GlobRailer“ für qualitativ hochwertige Auskünfte, die er mit großem persönlichem Engagement zusammenträgt.

Für Bahnreisende bedeutet das optimale Verbindungen und kostengünstige Varianten, die für den normalen Verbraucher im dichten Dschungel der Fahrpläne nicht einfach zu recherchieren sind.

Bahn-Enthusiast Schulte beschäftigt zwei weitere Mitarbeiter.

Eine Weitergabe der Provisionsverluste an die Kunden, so Guido Schulte, würde sich für sein Geschäft verheerend auswirken.

Kontakt zu GlobRailer: 02931- 939344, per Mail an g.schulte@globrailer.de und auf www.globrailer.de.

Für die Bahnagenturen und damit im weiteren Verlauf für den Kundenservice verheerend. Im Nahverkehr gebe es zwar - die Provisionen beim Fahrkartenverkauf betreffend - eine kleine Verbesserung. Doch das sei nur ein ganz zarter Tropfen auf den berühmten heißen Stein.

„Denn da der Nahverkehr nur etwa 20 Prozent am Gesamtumsatz einer Agentur ausmacht, kann dies das große zu erwartende Minus im Fernverkehr nicht ausgleichen.“ Und das eben sei beträchtlich. „Weil die Provisionen im Fernverkehr 80 Prozent des Gesamtumsatzes bedeuten.“

Erst in drei Jahren, erklärt Guido Schulte, werde wieder neu über die Verträge mit den Bahnagenturen und damit auch über die Provisionen verhandelt. „Und bis dahin müssen wir versuchen, uns über Wasser zu halten.“

Die große Frage dabei sei, ob dieser Überlebenskampf überhaupt eine reelle Chance habe. Jetzt aber gelte es zunächst, alles intensiv auf den Prüfstand zu stellen, um zu schauen, wo Ausgaben und Kosten zu senken seien. „Falls das überhaupt noch möglich ist.“ Auch vor dem Hintergrund der hohen Energiepreise.

„Die Zuverlässigkeit der Bahn ist deutlich gesunken“

Guido Schulte betreibt seit über 20 Jahren im Arnsberger Bahnhof die Agentur „GlobRailer“.
Guido Schulte betreibt seit über 20 Jahren im Arnsberger Bahnhof die Agentur „GlobRailer“. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

Hilfreich und ideal für das Bemühen, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, wäre natürlich eine Steigerung der Kundenzahl, um die drohenden hohen Provisionsverluste aufzufangen. Was im Prinzip vor dem Hintergrund des Klimawandels und der damit erforderlichen Verkehrswende theoretisch möglich sein müsste. Wenn da nicht eine beträchtliche Hürde wäre:

„Die Zuverlässigkeit der Bahn ist deutlich gesunken, was viele Menschen leider vom Umstieg vom Pkw auf die Bahn abschreckt. Allein bei dem bisschen Schnee und Eis der vergangenen Tage ist der Bahnverkehr ja schon zusammengebrochen.“

Was das fatale Zeichen an potenzielle Kunden sende: „Auf die Bahn kann man sich nicht verlassen.“

Auch beim 49-Euro-Ticket sollen die Bahnagenturen leer ausgehen

Komplizierte Zeiten also für die Betreiber von Bahnagenturen wie Guido Schulte. Und erschwerend komme noch hinzu: Das geplante 49-Euro-Ticket soll bislang nur digital verkauft werden. Damit gingen auch hier die Agenturen leer aus. „Wir haben dann in dieser Beziehung nur die vielen Fragen der interessierten Nutzer zu beantworten. Also viel Aufwand, aber kein Verdienst.

Deshalb hoffe ich sehr, dass der Verkauf des 49-Euro-Tickets auch noch für die Agenturen möglich gemacht wird.“ Halte man am alleinigen digitalen Verkaufsweg fest, „werden zugleich alle Menschen ausgegrenzt, die kein Smartphone besitzen. Auch eine Form von Diskriminierung“.

Traurig: Von einst acht Bahnagenturen im Stadtgebiet Arnsberg ist inzwischen nur noch die Bahnagentur Schulte übrig. Und auch die kämpft jetzt ums Überleben.