Arnsberg. Adventskalender der heimischen Industriekultur mit Exponaten und Geschichten aus dem Werk Neheim.

Die Redaktion öffnet in der Adventszeit Türchen in die Vergangenheit. Täglich werden wir in unserem Adventskalender Produkte aus der Industriegeschichte der Städte Arnsberg und Sundern vorstellen. Dafür haben wir uns intensiv im Museum „Werk Neheim“ umgeschaut. Gemeinsam mit Inhaber Klaus Fischer erzählen wir Geschichten von Exponaten mit Wiedererkennungswert.

24. Dezember: Was einst auf den Gabentisch kam

Das letzte Kläppchen öffnet sich. Das Christkind steht vor der Tür. Im Adventskalender der heimischen Industriegeschichte stellt unsere Redaktion heute gemeinsam mit Sammler Klaus Fischer vom Museum „Werk Neheim“ im Neheimer Hilsmannweg heimische Produkte und Exponate vor, die so in früheren Tagen möglicherweise als Weihnachtsgeschenk unter dem Weihnachtsbaum gelegen haben.

Das Buch über den „Alten vom Müssenberg“ bei Müschede. 
Das Buch über den „Alten vom Müssenberg“ bei Müschede.  © WP | Livia Krimpelbein

Das Weihnachtsgeschäft war auch in den 50er- und 60er-Jahren schon wichtig für den Einzelhandel. Im „Werk Museum“ erinnert ein Originalschild mit dem Schriftzug „Praktische Festgeschenke“ an diese Zeit. „Das würde man heute wohl nicht mehr so schreiben“, sagt Sammler Klaus Fischer.

Die Geschenkthemen aber waren möglicherweise ähnlich. Schmuck geht immer. Im „Werk Museum“ steht ein kleines Schmuckkästchen vom Juwelier „Schulte und Winnen“, der einst sein Geschäft in der Neheimer Einkaufsstraße hatte. Für den Sportsfreund lag sicher immer wieder auch einmal eine Sporttasche von „Sport Wolff Neheim-Hüsten“ auf dem Gabentisch. Das Sportgeschäft, so erinnert sich Klaus Fischer, habe es in Neheim sogar gleich zweimal gegeben. Einmal am Brunnen gegenüber vom heutigen „Cais am Brunnen“ und quasi unter der heutigen WP-Redaktion in der Hauptstraße.

Alle Kinderaugen - vor allem die der Jungen - dürften aber gestrahlt haben, wenn sie den „König der Weihnachtsgeschenke“ geschenkt bekamen: Das Kett-Car.

Der heute nicht mehr produzierende Enser Freizeitartikelhersteller Kettler brachte das „Kett Car“ 1962 erstmals auf den Markt. Es sollte ein vierrädriges Fahrzeug sein, das für Kinder konzipiert wurde. Es basiert auf der Beliebtheit der antriebslosen Seifenkisten, wurde seit 1962 nach Firmenangaben 15 Millionen Mal verkauft. Bei heutigen Fahrzeugen der Marke Kettcar erfolgt der Antrieb mittels Pedalen, die über eine Kette die Hinterachse antreiben. Der Antrieb entspricht somit dem Fahrradantrieb. Gebremst wird das Kettcar mit einer Hebel-Schleifbremse. „So etwas gab es früher nur zu Weihnachten oder zum Geburtstag“, erzählt Fischer. Auch er hatte so einen Flitzer.

Immer gerne verschenkt wurden auch schon damals Haushaltsgeräte. Im „Werk Neheim“ zeugt davon eine Sammlung von Bügel- und Waffeleisen von Cloer sowie auch ein Toaster des Sunderner Traditionsbetriebs Maybaum.

Und an welches Weihnachtsgeschenk erinnert sich Klaus Fischer aus seiner Kindheit: „An meine Carrerabahn“, sagt er. Auf dieser fuhren noch Rennwagen in der guten alten Zigarrenform.

Schmuck von Schulte&Winnen aus Neheim war auch ein beliebtes Geschenk. Die Handschellen aus der alten Neheimer Polizeistation (im Hintergrund) sind weniger angenehme Ringe.  
Schmuck von Schulte&Winnen aus Neheim war auch ein beliebtes Geschenk. Die Handschellen aus der alten Neheimer Polizeistation (im Hintergrund) sind weniger angenehme Ringe.   © WP | Livia Krimpelbein
Sporttasche vom Sporthaus Wolff.
Sporttasche vom Sporthaus Wolff. © WP | Livia Krimpelbein
Ein Toaster der Firma Maybaum. 
Ein Toaster der Firma Maybaum.  © WP | Livia Krimpelbein
Auch Haushaltsgeräte von Cloer aus Neheim kamen auf den Gabentisch. 
Auch Haushaltsgeräte von Cloer aus Neheim kamen auf den Gabentisch.  © WP | Livia Krimpelbein

23. Dezember: Von Bleha bis RMW und Phönix

1919 begann die Firma Bleha, benannt nach den Gebrüdern Daniel BLEcher und Karl HAardt an der Langen Wende zunächst mit der Produktion von Fahrrädern. Im Jahr 1921 lassen die Zwei das Unternehmen ins Handelsregister eintragen.

1922 folgten dann die ersten Motorräder der Marke. „Nach dem Herr Blecha 1926 verstarb, gründete Herr Haardt mit Partnern die Ravensberger Werke GmbH“, schildert Klaus Fischer. Auch der Name Ruhrtal-Motorrad-Werke GmbH war im Gespräch – oder auch kurz RMW. Die drei Buchstaben stehen auf den ältesten der Motorräder als Markenname. Vor allem BMW war der Name der Marke damals ein Dorn im Auge, er sei zu ähnlich und die Produkte seien zu gleich.

Aus diesem Grund, und auch wegen der Preisregulierung wurden die Motorräder, die ab 1932/33 auch in Wentholthausen gebaut wurden, nun mit „Phönix“ bezeichnet. Zeitweise produzierten über 300 Mitarbeiter 50 Motorräder in der Woche. Der Meilenstein des 10.000. Motorrads wird im Jahre 1932 erreicht. Im Zweiten Weltkrieg durfte RMW dann keine Motorräder mehr fertigen, stattdessen wurden es Fallschirme. Danach ging der Bau der Zweiradmaschinen weiter – allerdings brachte er nicht den erhofften Absatz. 1957 schließlich wurde die Produktion eingestellt. Das alte RMW-Gebäude musste 1980 der Autobahn weichen. In Wentholthausen erinnert eine alte Tafel an die Firma.

Motorrad RMW im „Werk Neheim“
Motorrad RMW im „Werk Neheim“ © WP | Livia Krimpelbein

22. Dezember: Graef GmbH & Co. KG.

Vor 102 Jahren, 1920, gründete Hermann Graef das Unternehmen „Graef GmbH & Co. KG“. Zu Beginn der Erfolgsgeschichte produzierte es vor allem Jojos, später wurden daraus Gardinenstangen und Heftzwecken. 1953 erfolgte dann der nächste Schritt: „Hermann Graefs Söhne begonnen Schneidemaschinen für Brot und Aufschnitt zu produzieren“, erklärt Klaus Fischer. Zunächst wurden diese noch von Hand bedient – wie die auf unserem Foto. Am hölzernen Griff konnte man kurbeln, und so drehte sich das Messer.

Später dann sorgte die Elektrifizierung für neue Möglichkeiten. Graef erkannte diese Chance. Die Brotschneidemaschinen wurden elektronisch. „Die erste elektronische Allschnittmaschine kam 1967 auf den Markt“, berichtet Fischer. Es war die erste elektrische Haushalts-Allschnittmaschine in Metallausführung, deren einzigartige Konstruktion vom Deutschen Patentamt geschützt wurde. Und bis heute produziert die Firma Graef weiter Küchengeräte – allen voran die Brotschneidemaschinen. Die Manufaktur des Unternehmens hat ihren Standort nach wie vor in Arnsberg – dort produziert die starke Marke weiterhin Küchengeräte aller Art. Die Maschinen werden im Sauerland handgefertigt und für jeden ist ein Modell dabei. Einsteiger finden Möglichkeiten, genauso Profis mit höheren Ansprüchen.

Im Werk Neheim lassen sich mehrere Maschinen der Firma Graef betrachten. Direkt neben den früheren Mitbewerbermaschinen von Rösen und Robbert stehen sie. Übrigens: Das Museum Werk Neheim befindet sich heute in den ehemaligen Räumen der Firma R & R.

Tür 22 Brot- und Wurstschneidemaschine von Graef.
Tür 22 Brot- und Wurstschneidemaschine von Graef. © WP | Livia Krimpelbein

21. Dezember: Die alte Frittenschmiede

Pommes frites, Rollmops oder ein ganzes Hähnchen – für neun Mark. Die alte Preistafel im Werk Neheim erinnert an die Vergangenheit. „Der Imbiss Wasbes an der Langen Wende war eine Institution“, sagt Klaus Fischer. In Neheim ist der Name Wasbes Gang und Gebe – „fast jeder Neheimer war dort mal zu Besuch.“

Die Namen der damaligen Betreiber: Klara und Günter Wasbes. Klaus Fischer beschreibt sie als „unvergesslich“. Facebook-User unter älteren Beiträgen zum Imbiss sind seiner Meinung: Sie schwärmen von den besten Pommes der Welt, riesigen Koteletts und auch den beiden Inhabern: „Ein Herz und eine Seele“ werden Klara und Günter genannt.

Mittlerweile gibt es den Imbiss an der Langen Wende nicht mehr, und dass noch einmal jemand an Wasbes herankommt, bezweifeln die Liebhaber der Pommesbude. „Da kommt keiner ran“, sagen sie. Für Klaus Fischer war es das frisch gegrillte Hähnchen bei Wasbes – „man durfte nicht zu spät kommen, dann war es ausverkauft!“

20. Dezember: Maybaum – eine der ältesten Firmen im Sauerland

Elektrogeräte – die waren das Spezialgebiet der ehemaligen Firma Maybaum. Lange Zeit gilt sie als eine der anerkanntesten Firmen Sunderns. In den 80ern wird ihr Eintrag aus dem Handelsregister gelöscht. Zu diesem Zeitpunkt hat die Firma mehr als ein Jahrhundert Geschichte geschrieben. Heute liegen ihre Wurzeln mehr als 200 Jahre zurück. Erste Ursprünge lassen sich bereits 1797 erkennen, wie Klaus Fischer erklärt.

Tür 20 Ofen der Firma Maybaum.
Tür 20 Ofen der Firma Maybaum. © WP | Livia Krimpelbein

Was als Lampenfirma beginnt, entwickelt sich um 1900 unter Kaufmann Heinrich Maybaum zu einer Produktion von Herden, Wasserkesseln und anderen Haushaltsgeräten. Nach dem 1. Weltkrieg übernimmt Sohn Ludwig die Leitung. Im Wirtschaftswunder der 50er und 60er erlebt die Firma mit der Produktion von teils patentierten Elektrogeräten ihren Höhepunkt. Unter der Domain www.maybaum-elektrogeraetefabrik.de können Industriefans in Erinnerungen schwelgen: Hier wird ein fiktives Unternehmen Maybaum vorgestellt – mit echten Fotos von damals.

19. Dezember: Seit fast 200 Jahren: Cosack geht von Polsternägeln zu Waagen

189 Jahre in der Vergangenheit unserer Stadt liegen die Wurzeln der Firma Cosack, die bis heute produziert. Wir schreiben das Jahr 1833: Teodor und Egon Cosack gründen gemeinsam mit Gottlieb Tappe die Firma Tappe und Cosack. Wenige Jahre später, 1948 entsteht die Firma Gebrüder Cosack.

Ihre Gründer sind Teodor, Egon und Friedrich Cosack. Sie produzieren Gecos-Leuchten. „Die Firma gilt als älteste Neheimer Lampenfabrik“, erklärt Klaus Fischer. Bis heute ist die Leuchtenindustrie eine bedeutende in Neheim. Die Firma geht 1984 in Konkurs.

1871 gründen die Brüder Egon und Teodor eine weitere Fabrik — über 100 Beschäftigte produzieren bis 1921 Polsternägel. Dann folgte die die Umstellung auf Kartonagen.

„Diese werden bis heute produziert“, sagt Klaus Fischer. Einen Blick in die Vergangenheit der Firma Cosack mit ihren Leuchten und Waagen gibt es im Werk Neheim. Alte Werbeschilder und die wohl ältesten Leuchten Neheims zeugen von fast 200 Jahren Geschichte.

Tür 19 Cosack
Tür 19 Cosack © WP | Privat

18. Dezember: Beerensammler von Wesco

1867 wurde die Firma Wesco von Martin Westermann gegründet. Bis heute ist Wesco ein erfolgreiches Unternehmen – im 21. Jahrhundert kennt man sie vor allem für ihre Mülleimer. Doch die Geschichte der Firma aus dem Sauerland erzählt von anderen Produktionen.

„In den 30er Jahren produzierte Wesco in riesigen Stückzahlen Sammelbüchsen, beispielsweise für das Winterhilfswerk“, erklärt Klaus Fischer. Diese entwickelte ein findiger Konstrukteur zu einem Beerensammler weiter. Der Name: Hubertus. „Den Sammler habe ich vor vielen Jahren auf einem kleinen Trödelmarkt in Ense-Bremen gefunden“, sagt Fischer.

17. Dezember: Zu den Ursprüngen von Umarex

Unter der Marke „Perfecta“ stellte Mayer und Riem aus Neheim schon immer Pistolen her. Das Sortiment reichte von Gas- über Start- und Alarm- bis zu Signalpistolen. Diese sind waffenscheinfrei und werden zum Export bis heute in alle Welt verkauft. Im Werk Neheim erinnern Exponate an die Anfangszeiten von Umarex. Klaus Fischers älteste Pistole der Firma trägt noch ein altes Logo: „MaRie“ steht in der goldenen Raute am Griff. Heute sind diese Waffen Sammlerstücke.

Mayer und Riem dagegen entwickelte sich weiter. „In mehreren Entwicklungsschritten entstand aus M & R die Unternehmensgruppe Umarex“, erklärt Klaus Fischer. „Die Geschichte der Familie Pflaumer“ erzählt von der Entwicklung des Unternehmens.

Heute macht Umarex Waffen für verschiedenste Zwecke – für Besitzer mit und ohne Waffenschein. Geschäftsführer ist seit der Neugründung des Unternehmens als „UMA Mayer & Ussfeller GmbH“ Wulf-Heinz Pflaumer, ebenfalls in der Geschäftsführung ist jetzt unter anderen auch sein Sohn Eyck.

Wie es der Zufall will, ist heute sein 80. Geburtstag. „Herzlichen Glückwunsch“, wünscht Klaus Fischer – da schließen wir uns an.

Tür 17: Pistole von Umarex, früher Perfecta und M&R.  
Tür 17: Pistole von Umarex, früher Perfecta und M&R.   © WP | Livia Krimpelbein

16. Dezember: Fahrrad von Bachtenkirch

Wenn heute die Radprofis bei der Sauerland-Rundfahrt auf der Hüstener Straße in Richtung Altstadt fahren, passieren sie die ehemaligen Fabrikgebäude der Firma Bachtenkirch. Schon seit 1928 führte Josef Bachtenkirch ein Geschäft in Arnsberg mit dem Handel von Motorrädern. Er hatte u.a. die Vertretung von den Motorradwerken RMW aus Neheim. 1934 wurde das Sortiment um Fahrräder ergänzt.

Sohn Günter weitete das Geschäft in den 50er-Jahren aus, es wurden zunächst Fahrradrahmen und später komplette Fahrräder hergestellt. In Spitzenzeiten fertigte Bachtenkirch mit 240 Mitarbeitenden rund 1000 Fahrräder täglich. Die Räder trugen den Namen „JoBaFa“ - Josef Bachtenkirch Fahrräder. Produziert wurde in Arnsberg und auch in Oeventrop. Heute führen Nachkommen der Familie unter dem Namen „Radleben“ einen Fahrrad-Einzelhandel in Soest und in vierter Generation auch einen Großhandel unter Bachtenkirch Interbike am neuen Firmensitz am Möhnesee.

Adventskalender Tür 16. Fahrrad Bachtenkirch
Adventskalender Tür 16. Fahrrad Bachtenkirch © WP | Livia Krimpelbein

15. Dezember: BJB umhüllte einst auch Kameras

BJB - das steht heute für Lichttechnik und Zulieferung für Haushaltsgeräte. „In den 50er-Jahren aber produzierte BJB auch Produkte aus Bakalit - unter anderem das Gehäuse der Rollfilmkamera Bilora Boy Box“, erzählt Klaus Fischer. Bakelit war der erste synthetische Kunststoff, der weltweit in großen Mengen produziert wurde. Der Erfinder war ein Belgier, der nach Amerika ausgewandert war. Der Mann hieß Baekeland; seine Erfindung nannte er in Anlehnung an seinen Namen „Bakelit“. Bilora ist heute ein Hersteller für Fotozubehör und Kunststoffteile. Von 1935 bis 1975 wurden auch Fotokameras hergestellt. Bis 2014 hatte Bilora seinen Sitz in Radevormwald.

BJB wurde 1867 in Neheim gegründet - die Buchstaben stehen für Brökelmann, Jäger und Busse. Heute zählt BJB zu den 100 innovativsten Unternehmen in Deutschland und beschäftigt noch immer 310 Mitarbeiter am Standort Neheim.

14. Dezember: Kunst von Wilhelm Ritterbach.

Im Museum „Werk Neheim“ lagern auch Gemälde heimischer Künstler - auch eines des überregional bekannten Malers Wilhelm Ritterbach. Der Künstler wurde 1878 in Neheim geboren und verstarb 1940 in Düsseldorf. Schon in jungen Jahren gehörte er dem Kunstverein „Malkasten“ in Düsseldorf an. Ritterbach war das zehnte von zwölf Kindern des Anstreichermeisters Heinrich Ritterbach (* 1836) und der Mutter Clara Francisca Carolina (geb. Cöppicus, * 1839). Schon früh zeigte er künstlerische Interessen. In Neheim besuchte er die Rektoratsschule. Mit 14 Jahren begann er eine Lehre bei einem Dekorationsmaler in Arnsberg.

Gemälde von Wilhelm Ritterbach.
Gemälde von Wilhelm Ritterbach. © Klaus Fischer

Der Maler nimmt auch eine prominente Rolle im „Sauerländer Dom“, der Kirche St. Johannes Baptist am Neheimer Markt, ein. Hier ist ein Altarbild von Wilhelm Ritterbach zu bestaunen. Im „Werk Neheim“ hat Klaus Fischer ein Gemälde ausgestellt, das „Petrus“ zeigt.

13. Dezember: Cloer-Elektrogeräte

Nicht alle alten Firmen haben überlebt – diese aber ist heute wie damals eine Marke. Caspar Cloer gründete im Jahr 1898 seine Firma in Neheim, die bis heute erfolgreich Elektrogeräte vermarktet. Groß geworden ist Cloer seit den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Bügeleisen, Wasserkochern und Waffeleisen. Viele der sich immer weiter entwickelten Produkte (auch diese „Evolution“ ist im „Werk Neheim“ zu bestaunen und nachzuvollziehen), die wohl jeder irgendwann schon einmal in seinem Haushalt oder dem seiner Eltern und Großeltern gesehen hat, hat Klaus Fischer in seiner beachtlichen Sammlung zusammengetragen. Darunter auch viele Produkte, die für die Zeit des Wirtschaftswunders stehen. Heute wird die Neheimer Firma Cloer weiterhin als Familienunternehmen in mittlerweile vierter Generation geführt.

Produkte aus dem Hause Cloer.
Produkte aus dem Hause Cloer. © Klaus Fischer

12. Dezember: Hillebrand-Leuchten

Produkte aus dem Bereich der Lichttechnik machen einen bedeutenden Teil der Sammlung von Klaus Fischer aus. Mehr als 100 Leuchten und ebenso 100 Kataloge der heimischen Leuchtenindustrie finden sich im „Werk Neheim“. Unter anderem auch Produkte der Neheimer Firma Hillebrand.

Die Firma Egon Hillebrand wurde 1881 gegründet und bestand bis 1995. Unternehmer Egon Hillebrand verstarb im Jahr 2007 im Alter von 93 Jahren. Hillebrand schuf besondere Leuchten.

Eine der großen Tischleuchten - das Modell 7377 - hat nachweislich auf den Schreibtischen von den ehemaligen Bundeskanzlern Helmut Kohl und Helmut Schmidt und auf dem Sekretär des ehemaligen Bayern-München-Präsidenten Uli Hoeneß gestanden.

„Insbesondere freut es mich, dass der Designer der Leuchte, Heinz F. W. Stahl, mich im Museum besucht hat und mir berichtete, wie er im Urlaub auf die Idee der Form der Leuchte gekommen ist“, erzählt Klaus Fischer.

11. Dezember: Dampfkornbranntwein aus Hüsten

In Hüsten wurde einst leckerer Schnaps gebrannt. Davon zeugt eine Steingut-Flasche von „Assheuer’s 1812 Jubiläums 1912“-Korn in den Vitrinen im „Werk Neheim“. Die Beschriftung kündigt „Dampkornbranntwein von Josef Assheuer Hüsten i.W.“. Klaus Fischer erzählt: „Das habe ich bei einer Haushaltsauflösung erworben“.

Die Brennerei Assheuer befand sich neben dem Herrschaftlichen Hotel in Hüsten in der Arnsberger Straße. Das Gebäude wurde 1839 errichtet und in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts abgerissen.

10. Dezember: Zange von Hugo Bremer

Ein Werkzeug steht für großen Erfindergeist: In den Vitrinen im „Werk Neheim“ fällt eine alte Zange auf. Sie wurde entwickelt zum Befestigen von Ösenknöpfen mittels eines Drehstifts. „Ich habe sie vor vielen Jahren im Internet gefunden und erworben“, erzählt Klaus Fischer.

Aber von Beginn an: Hugo Bremer wurde 1869 in der damaligen Industriestadt Elberfeld (heute Wuppertal) geboren. Zunächst gründete er eine Firma in Menden, die Heftzwecken produzierte.

Im Jahr 1892 zog Bremer mit seinem Betrieb nach Neheim. wo er in den Folgejahren seine Fabrik aufbaute. Er erbaute damals auch die noch heute bestehende Villa Bremer im Herzen von Neheim.

Ein Neheimer „Daniel Düsentrieb“: Er war der Erfinder des „Bremer Lichtes“ - die Helligkeit dieses Lichtes übertraf alle anderen damaligen elektrischen Lampen. Für diese Erfindung erhielt er auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 die höchste Auszeichnung, den Grand Prix. Bremer verstarb im Jahr 1947. Er hinterließ mehr als 170 Patente und zahlreiche Gebrauchsmuster.

Bremers Spezial-Zange für Oesen.
Bremers Spezial-Zange für Oesen. © Klaus Fischer

9. Dezember: Bier in Oeventrop gebraut

Bereits seit 1786 wurde in Oeventrop Bier gebraut. Bis in das Jahr 1971 gab es im Ort, der ja gerade bei den Schützenfesten durchaus als trinkfest gilt, eine Brauerei. Die Familie Berens schenkte das Bier zunächst in ihrer Gastwirtschaft aus. Im Jahr 1905 wurde dann das Brauerei-Gebäude errichtet.

Tür 9: Oeventroper Brauerei.
Tür 9: Oeventroper Brauerei. © WP | Livia Krimpelbein

Im Museum „Werk Neheim“ erinnern gleich viele Gegenstände an die Oeventroper Brauerei-Geschichte. Gläser, Flaschen, Emaille-Schilder, Tonkrüge und Bierdeckel sind in den Ausstellungsvitrinen zu bestaunen.

Dem Sammler hilft da sein Job. „In meiner Tätigkeit als Immobilienmakler komme ich häufig in Haushalte, die aufgelöst werden, um die Immobilie zu vermarkten“, sagt Klaus Fischer, „auf diesem Wege habe ich schon manches Stück vor dem Müll retten können.“

8. Dezember: Beim Brotschneiden wird am großen Rad gedreht

Das Firmengebäude von Rösen&Robbert (R&R) wurde 1927 am Hilsmannring in Neheim gebaut. Im ersten Bauabschnitt waren es noch 500 Quadratmeter - später wurde je nach Auftragslage und wirtschaftlichen Erwägungen schrittweise aus- und umgebaut. Im alten Teil befindet sich heute das Industriemuseum „Werk Neheim“ von Klaus Fischer. Und da steht das gute Stück. Die Firma R&R baute in großen Stückzahlen Brotschneidemaschinen und Geräte für das Bäckerei Handwerk.

„Als ich das Gebäude damals in desolatem Zustand übernommen habe, befand sich keine Brotschneidemaschine mehr in den Räumen“, erzählt Klaus Fischer. Auf Trödelmärkten hat er inzwischen wieder acht der alten Maschinen erworben. Das älteste Stück davon, eine große Gewerbeschneidemaschine, hatte ein ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens dem „Werk Neheim“ überlassen. Die Firma ging zu Beginn der 90er-Jahre in Konkurs.

7. Dezember: Der Kleinschnittger

Das Kleinschnittger-Auto: Hier muss Klaus Fischer ein klein wenig schummeln, denn in seiner Sammlung fehlt ein ganz besonderes Stück der heimischen Industriekultur. „An einen echten Kleinschnittger komme ich gerade nicht. Da gibt es ja auch nicht mehr so viele von“, erzählt er. Aber ganz fehlen darf das Fahrzeug in seinem Museum nicht. Und so steht es in der Vitrine am Hilsmannring als ebenso schmuckes Modell.

Wobei - wirklich groß war ein „Kleinschnittger“ auch in voller originaler Größe nicht. Paul Kleinschnittger konstruierte von 1950 bis 1957 in seinem Werk in Arnsberg diverse Kleinwagen. An bekanntesten aus der gesamten Prouktion ist das Modell F125. „Das wurde rund 2000 mal verkauft“, weiß Klaus Fischer zu berichten.

Die Ziffer 125 der Typenbezeichnung des kleinen „Kleinschnittgers“ stand für die 125 Kubikzentimeter Hubraum des eingebauten Motors. Das kleine Fahrzeug, das fast an ein Spielzeugauto erinnerte, wog nur rund 150 Kilo.

Tür 7: Ein Model vom Kleinschnittger F125. 
Tür 7: Ein Model vom Kleinschnittger F125.  © WP | Livia Krimpelbein

6. Dezember: Hüstener Bier-Bembel

Dieses Exponat im Werk Neheim fällt etwas aus der Reihe - ist es doch kein klassisches heimisches Industrieprodukt. Sehr wohl aber eine Art „Kulturschatz“ des heimischen Brauchtums. Beim Hüstener Schützenfest nämlich trank man das Bier lange nicht aus Flaschen oder ging zum Bierwagen. „Ausgeschenkt wurde das Bier aus einer dickbäuchigen Steinzeug-Kanne“, erzählt Klaus Fischer. In seiner Sammlung hat er einen „Bembel“ oder Krug aus dem Jahr 1918.

Mit dem Sammelstück verbindet Klaus Fischer mehr als nur eines von vielen Exponaten. „Dieser Bembel stammt von meinem Großvater Caspar Fischer“, erzählt er. Dieser zählte in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zum Vorstand der Hüstener Schützenbruderschaft.

5. Dezember: Kaffeemarke aus dem Sauerland

Josef Bremkes gründete 1864 das Unternehmen mit der Eröffnung eines Kolonialwarengeschäftes in Hüsten. 1908 wird durch Josef Friedrich Bremkes Sohn, dem Enkel des Firmengründers, die Kaffeerösterei eröffnet. „Bremkes Kaffee wird zu einem Begriff im Sauerland“, erzählt Klaus Fischer.

Der Werbeslogan „Stolz des Sauerlandes“ prägte. Originell auch der Werbespruch: „Bremkes Kaffee kaum zu fassen, eine Bohne 17 Tassen. Selbst die Kaffeemühle strahlt, wenn sie Bremkes Kaffee mahlt!“

Heute ist Bremke als ANH ein große Immobilienverwaltungsungsunternehmen.

4. Dezember: Verbrecherjagd mit dem Moped

Produziert in Neheim wurde das gute Stück nicht. Dennoch ist das ausgestellte Polizei-Moped im „Werk Neheim“ ein echter Hingucker. „In den 60er-Jahren wurden Verbrecher noch mit dem Moped gejagt“, sagt Klaus Fischer. Er hat das originale Polizei-Moped der Polizei Neheim-Hüsten in seiner Sammlung. Die Zündapp, Super Combinette, wurde am 7. April 1964 zugelassen. Auch die Zulassungspapiere hat Klaus Fischer vorliegen. Erworben hat er es aus der Sammlung eines Herdringers. „Das Moped ist noch fahrbereit“, sagt Klaus Fischer, „ich habe vor, das auch mal für eine Ausfahrt anzumelden“. Auch einen Helm und die Uniform aus dieser Zeit hat er. Das Moped hat 50ccm Hubraum und 2,6 PS und fuhr maximal rund 40km/h.

Polizei-Moped in Neheim. 
Polizei-Moped in Neheim.  © WP | Livia Krimpelbein

3. Dezember: „Kommissarleuchte“ fehlt in keinem Krimi

Die „Kaiser-Leuchten“ sind die große Sammelleidenschaft von Klaus Fischer. Rund 50 Exemplare aus der Herstellung des Neheimer Leuchten-Unternehmens hat er zusammengetragen. „Die Stücke stammen aus Nachlässen und wurden von mir auf Trödelmärkten gefunden“, so der Sammler. Das Unternehmen wurde 1895 von Hermann Kaiser und seinem Bruder gegründet. In den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die weltweit bekannten Arbeitsleuchten vom Designer Christian Dell entworfen. Die Modelle wurden „Kaiser i dell“ genannt - das „i“ stand für „Idee nach Dell“. Bekannt wurden die Stücke auch als „Kommissarleuchten“. Fischer: „Die Leuchten sieht man noch heute fast in jedem Krimi als Deko“. Ende der 70er-Jahre wurde das Unternehmen von der Thorn Lighting Group erworben.

Geblieben ist in Neheim das Kaiser-Haus an der Möhnestraße, das im ehemaligen umgebauten Industriegebäude ein Tagungszentrum mit zahlreichen angesiedelten Start-ups und Firmen in Co-Working-Spaces beherbergt. Hier haben zu Zeiten der Kaiser’schen Leuchtenfabrik bis zu 4000 Menschen gearbeitet.

Kaiserleuchten Neheim.
Kaiserleuchten Neheim. © WP | Livia Krimpelbein

2. Dezember: Ein Kornbrand von F.W. Brökelmann

Seit dem Jahr 1845 betreibt die Familie Brökelmann eine Öhlmühle – zunächst in Neheim, wo noch heute die Besucher der Stadt vom markanten roten Backstein-Industriegebäude empfangen werden, später in Hamm. Dort ist die Ölmühle heute am Hamm-Datteln-Kanal unter dem Firmenname Brölio zu sehen.

Was die wenigsten wissen: Die einst von Friedrich Wilhelm Brökelmann begründete Firma konnte früher mehr als nur Öl. Davon zeugt eine alte Tonflasche aus den 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts (um 1890). In dieser wurde damals Brökelmanns Kornbrand verkauft.

„Die Brökelmänner haben damals auch Schnaps gebrannt“, erzählt Klaus Fischer. Die Tonflasche hat er im Internet gefunden und auf Ebay ersteigert.

1. Dezember: Das Arnsberger Löwenbräu.

Erstmalig erwähnt wurde die Arnsberger Löwenbrauerei H. Höynck&Co. urkundlich im Jahr 1775. Geschlossen wurde sie im Jahr 1971.

Ein Teller mit dem Wappen der Arnsberger Löwenbräu
Ein Teller mit dem Wappen der Arnsberger Löwenbräu © WP | Livia Krimpelbein

Das Gebäude der Brauerei lag einst an der Rumbecker Straße im Bereich des heutigen Finanzamtes in Arnsberg. Hier wurde das „Arnsberger Löwenbräu“ und das „Malzbier“ gebraut. Der damalige Werbespruch: „Für Mutti und mich“.

Eine Brauerei gab es auch in Neheim. 1889 wurde diese von Valentin Gesang als „Neheimer Brauerei“ gebaut. Das Gebäude befand sich im Bereich des heutigen Euronics- Geschäftes an der Stembergstraße. Der Betrieb wurde 1890 aufgenommen. Unterhalb der Brauerei wurde 1899 an der Langen Wende die „Gambrinus Halle“ gebaut. Die Geschäfte ließen aber nach, Kredite wurden nicht bedient. Der Betrieb wurde 1914 eingestellt.

Werbetafel für das Arnsberger Löwenbräu
Werbetafel für das Arnsberger Löwenbräu © WP | Livia Krimpelbein