Hüsten. Arbeitskreis fordert die Reaktivierung der Strecke für den Personenverkehr. Warum die Hoffnung berechtigt ist, erfahren Sie hier
Wir befinden uns mitten in einer Verkehrswende. Jedenfalls wenn man so manchen Bundespolitiker fragt. Der Individualverkehr mit dem Auto soll reduziert und der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) erhöht werden. Rainer Fischer äußert sich zu dieser Thematik deutlich reservierter. Für ihn wird immer noch zu viel geredet und aktuell zu wenig getan, um eine solche Wende überhaupt einzuleiten.
Fischer weiß, wovon er spricht, schließlich ist der Sprecher des Arbeitskreises „Röhrtalbahn“ in gewisser Weise ein gebranntes Kind, was das Thema ÖPNV betrifft. Seit knapp 20 Jahren setzt sich der Geschäftsführer der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt gemeinsam mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern für eine Reaktivierung der Röhrtalbahn zwischen Sundern und Neheim-Hüsten ein.
Aktuell nur Güterzüge
Moment!, wird sich jetzt die ein oder andere Leserin und der ein oder andere Leser an dieser Stelle denken, es fahren doch Züge auf dieses Strecke. „Ja, das ist korrekt. Die Strecke wird regelmäßig befahren, allerdings von Güterzügen, die Waren transportieren. Wir aber fordern die Reaktivierung der Strecke für den Personenverkehr“, betont Fischer.
Der Arbeitskreis „Röhrtalbahn“ hat einen harten Kern von rund 12 bis 15 Beteiligten aus Arnsberg und Sundern. Gemeinsam wurden in der Vergangenheit Podiumsdiskussionen organisiert, Öffentlichkeitsarbeit betrieben und Sonderbahnfahrten unternommen. „Dadurch, dass das Thema seit dieser langen Zeit in der Schwebe hängt, haben wir mit der Zeit auch leider den ein oder anderen Unterstützer verloren“, resümiert Rainer Fischer. Natürlich habe man auch schon intensiv mit der lokalen Politik gesprochen, um herauszufinden, ob dort überhaupt Interesse an einer Reaktivierung der Trasse besteht. „Die Resonanz aus dem Rathaus in Sundern ist positiv. Mit dem Arnsberger Bürgermeister müssen wir noch sprechen“, so Fischer.
Seit den 1970er Jahren ist der Personenverkehr auf der Strecke zwischen Sundern und Neheim-Hüsten eingestellt. Alte Bahnhöfe wie beispielsweise der in Stemel werden längst anderweitig genutzt, so dass eine Reaktivierung der Schiene für Personenverkehr mit Kosten und einer umfangreichen Planung verbunden sein dürfte. „Es gab 2011 ein erstes Gutachten, bei dem man das Potenzial untersucht hat. Für eine Aufnahme in den NRW-Nahverkehrsplan sollte es eigentlich noch ein zweites Gutachten geben, doch das damit beauftragte Büro ist inzwischen insolvent, sodass man den Auftrag neu ausschreiben musste“, erklärt Arbeitskreissprecher Rainer Fischer einen der Gründe, warum sich auf der Schiene derzeit nicht viel tut. Nächstes Jahr soll das Ergebnis des neuen Gutachtens dann verkündet werden.
RLG als Streckeneigentümer
Der Streckeneigentümer ist anders als bei der Oberen Ruhrtalbahn in diesem Fall übrigens nicht die Deutsche Bahn sondern der Regionalverkehr Ruhr-Lippe (RLG). Vielen ist die RLG als Betreiber von Bussen im Hochsauerlandkreis und im Kreis Soest bekannt. Außerdem übernimmt die RLG den Güterverkehr auf der Röhrtalbahn.
Neben teilweise völlig neuen Bahnsteigen an Haltepunkten wie Hachen oder Müschede müsste auch das zugelassene Tempo auf der rund 13 Kilometer langen Strecke angepasst werden. „Momentan dürfen die Güterzüge 30 km/h fahren. Um die Strecke für den Personennahverkehr interessant zu machen, sollte das Tempo auf 60 bis 80 km/h erhöht werden. Man muss ja auch von den Zeiten her konkurrenzfähig gegenüber den Autos werden. Dauert die Fahrt zu lange, werden viele nicht umsteigen wollen auf den Zugverkehr“, betont Rainer Fischer.
Miteinander der Verkehrsmittel
Die Nahverkehrs-Reaktivierung sei aus seiner Sicht solide kalkuliert. Deshalb sind Rainer Fischer und seiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter vom Arbeitskreis auch davon überzeugt, dass die Finanzierung ohne nennenswerte Belastungen der kommunalen Kassen, sondern vornehmlich aus Bundes- und Landesmitteln möglich ist. Vielmehr könne die RLG durch Trassennutzungsgebühren möglicherweise sogar die Einnahmesituation verbessern.
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Immer wieder betont Fischer, dass er keinen Wettkampf zwischen Bus und Bahn auf dieser Strecke sehe. „Es ist kein Entweder-oder, sondern vielmehr ein Sowohl-als-auch. Beide öffentlichen Verkehrsmittel ergänzen sich gut und je nach Zielort und Tageszeit kann man sich dann aussuchen, welches Verkehrsmittel mehr Sinn macht.“ Zuletzt hatte in Sundern beispielsweise der ein oder andere Bürger befürchtet, dass eine Reaktivierung der Bahn gleichzeitig den Busverkehr negativ beeinflusse.
„Aktuell bewegt sich einiges in puncto Verkehr in Deutschland“, sagt Fischer. Der Diplom-Geograph hat erkannt, „dass die Leute durchaus bereit sind, auf Bus und Bahn umzusteigen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die Preise müssen attraktiv sein und man braucht möglichst einheitliche Tarifangebote.“ Würde das gelingen, ist sich Rainer Fischer sicher, dann könnte die Verkehrswende tatsächlich erreicht werden.