Neheim. Hengst Sandor und Beagle Bobby sind in ihrem Element: Sie bringen Generationen zusammen und unterstützen die Ruth-Cohn-Schule beim Netzwerken.

„Nochmal?“, fragt Julian. „Ja!“ Gabi kann gar nicht genug davon bekommen, Sandor mit Möhren zu füttern. Vor der Caritas Senioren WG auf dem Müggenberg/Rusch in Neheim steht schließlich nicht jeden Tag ein Pferd. Und so bringt Julian sie in ihrem Rollstuhl erneut zum kaltblütigen Hengst. Ein weiteres Mal streckt Gabi ihre Hand aus. Hält ihm ein Stück Möhre hin - Sandor freut es.

Der Hengst baut gemeinsam mit Beagle Bobby Brücken zwischen den Generationen. Spielt an diesem Tag beim Auftakt der frischen Quartiersarbeit der Ruth-Cohn-Schule die Hauptrolle. Denn die beiden Tiere sollen das Eis zwischen Jung und Alt brechen und allen eine Freude machen.

Beagle Bobby scheint keine Möhren zu mögen. Nach diesem Flop zieht es Gabi wieder zum Hengst Sandor. 
Beagle Bobby scheint keine Möhren zu mögen. Nach diesem Flop zieht es Gabi wieder zum Hengst Sandor.  © Thora Meißner

Sandor und Bobby gehören zu Mélanie Scheuermann. Die Rechtsanwältin kümmert sich seit mehr als zwölf Jahren liebevoll um „Tiere mit Geschichte“, wie sie ihre Vierbeiner nennt. Bobby beispielsweise sei aus dem Tierschutz. Ihre sensibelsten Vierbeiner setzt Mélanie Scheuermann gerne auch im tiergestützten Opferschutz ein.

Beagle Bobby lässt sich die Streicheleinheiten der Kleinkinder aus den Kitas nicht entgehen. Richtig so. 
Beagle Bobby lässt sich die Streicheleinheiten der Kleinkinder aus den Kitas nicht entgehen. Richtig so.  © Thora Meißner

Beagle Bobby beispielsweise sitzt mit im Gerichtssaal, wenn eine betroffene Frau oder ein Mädchen sehr intime Aussagen zu Gewalt- und oder Sexualdelikten machen muss. „Es fällt ihnen dann leichter, über Details ihrer Gewalterfahrungen zu sprechen“, so Rechtsanwältin Scheuermann. Auch Hengst Sandor ist ein relaxter Partner, wenn es darum geht, das Stresslevel der Menschen zu mindern. Perfekte Eisbrecher also zwischen Jung und Alt.

Lesen Sie auch <<<Radexpressweg „arbeitet“ sich weiter Richtung Arnsberg vor>>>

Geschenke aus Schülerfirmen

Während Sandor genüsslich seine Möhren kaut, zieht es Beagle Bobby zu den Kleinen. Er genießt die Zuwendung der Kinder aus der quartierseigenen direkt an die Caritas WG angrenzenden Kita und der Kindertagesstätte Zwickel-Zwackel. Denn auch sie sind Teil des Projekts. Zusammen mit den Seniorinnen und Senioren der Wohngemeinschaft erfreuen sie sich am tierischen Besuch - und an den Geschenken, die ihnen die Schülerinnen und Schüler mitgebracht haben.

Nach dem gemeinsamen Singen verteilten die Schülerinnen und Schüler der Ruth-Cohn-Schule die Geschenke für die Seniorinnen und Senioren sowie Kinder. Für jeden gab es dann noch eine Brezel.
Nach dem gemeinsamen Singen verteilten die Schülerinnen und Schüler der Ruth-Cohn-Schule die Geschenke für die Seniorinnen und Senioren sowie Kinder. Für jeden gab es dann noch eine Brezel. © Thora Meißner

Die Ruth-Cohn-Schule hat in den letzten Jahren mehrere Schülerfirmen an den Start gebracht. Sie alle laufen unter dem Namen „Happy things“. So enthielten die kleinen Geschenke Plätzchen von Happy cake, Honig von Happy honey, Eichenholzkerzenhalter von Happy birds, Keramikschalen und Weihnachtsbaumschmuck von Happy pottery sowie Schlüsselanhänger von Happy dogs family - eingewickelt in Geschirrtücher von Happy print.

Perspektivische Quartiersarbeit

„Die Idee des Projektauftakts ist, dass wir versuchen wollen, in der näheren Umgebung Kontakte zu knüpfen - auch unter der Perspektive später möglicher Sozialpraktika oder sonstige Praktikumsformen“, sagt Claudia Brozio, Schulleiterin. Lange überlegte sie, wie sich die Schülerinnen und Schüler im Quartier einbringen und vernetzen können. „In den Bereich Altenpflege oder auch Kinderversorgung wollen natürlich viele Schülerinnen und Schüler.“

Auch Christel hat Gefallen daran gefunden, Hengst Sandor mit Möhrchen zu füttern. Es ist Sandors Tag. 
Auch Christel hat Gefallen daran gefunden, Hengst Sandor mit Möhrchen zu füttern. Es ist Sandors Tag.  © Thora Meißner

Aktuell sei es jedoch so, dass die Anforderungen an diese Berufe bzw. die jeweilige Ausbildung sehr hoch geschraubt seien. Daher würden die Interessenten schon früh frustriert aufgeben. „Wenn die jungen Menschen jedoch Praxiserfahrungen gesammelt haben, schon einmal im Vorfeld vielleicht auch über eine längere Zeit, dann ist die Motivation größer, sich noch einmal schulisch reinzuhängen“, sagt Claudia Brozio.

Der Auftakt ist gelungen. Jedenfalls freut es die jüngeren und älteren Generationen, als sie ihnen zum Abschied ankündigt, dass dies nur der Anfang gewesen sei - und die Schülerinnen und Schüler nun öfter kommen würden. Claudia Brozio ist zufrieden: „So geht Netzwerken. Ich freue mich.“