Arnsberg. Beim Unternehmens-Stammtisch war die Energiekrise das zentrale Thema. Ein bestimmtes Szenario bereit große Sorgen. Lesen Sie hier welches
Lange hat es gedauert – Corona war schuld – aber nun konnte wieder ein Unternehmens-Stammtisch in Präsenz stattfinden. Als Veranstaltungsort fungierte diesmal das Foyer der Stadtwerke Arnsberg. Dies war durchaus mit Bedacht gewählt, denn das Thema des Abends war der „Umgang mit der Energiekrise – Auswirkungen und Maßnahmen“.
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Rund 50 Unternehmerinnen und Unternehmer hatten den Weg zu der Veranstaltung gefunden und durften sich gleich über drei verschiedene Impulsvorträge mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten freuen. Auch Bürgermeister Ralf Paul Bittner nutzte das Auditorium, um aufzuzeigen wie intensiv sich die Verwaltung Gedanken über die angespannte Energiesituation macht. „Wir müssen uns mit dem Ernstfall eines Stromausfalls für mehrere Tage und auch ausbleibendem Gas im Winter beschäftigen und Vorbereitungen treffen. Deshalb werden wir auch ein dauerhaftes kommunales Lagezentrum einrichten, welches sich aber künftig auch um andere Krisensituationen kümmert. Je nach Anforderung wird das Team mit verschiedenen Experten bestückt“, erklärte Arnsbergs Bürgermeister. Gleichzeitig versuche man, in Zusammenarbeit mit der VHS Arnsberg-Sundern begleitende Fortbildungen und Kurse anzubieten. Die Stadtwerke seien überdies hinaus bemüht, zumindest für ein kleines bisschen Energieunabhängigkeit zu sorgen und den Bereich der Energieerzeugung zu fokussieren.
Energieberater Carsten Peters von der Verbraucherzentrale Arnsberg präsentierte Einsparpotenziale im Privathaushalt und der Firma. Verdeutlichte aber zugleich, dass viele der Vorgaben der Bundesregierung durch die neuen Verordnungen in der Kürze der Zeit kaum umsetzbar seien.
Energiemärkte in Bewegung
Der Vortrag von Stephan Werthschulte, der Kommunen und Unternehmen bei strategischen Prozessen im Energiesektor berät, zeigte dann auf, dass die Energiekrise nicht allein durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst worden sei, sondern bereits vorher die Märkte in Bewegung waren. Lieferengpässe und auslaufende AKWs in Teilen Europas hätten gewisse Entwicklungen beschleunigt. Er prognostizierte, dass er vor Mitte Februar nicht mit einem Abstellen der Gasversorgung rechne, und auch nur dann, wenn der Winter wirklich kalt werde. Zugleich glaubt Werthschulte daran, dass die Krise die Unternehmen auch im nächsten Winter noch betreffen werde. Erst ab 2024 könnte sich die Lage wieder normalisieren.
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Noch ernster waren die Ausführungen von Bernd Löhr. Er skizzierte in schonungslosen Worten, was ein plötzlicher Blackout für die knapp 75.000 Menschen in Arnsberg bedeuten würde. „Ohne Vorsorge in der Bevölkerung wird ein solcher Blackout über mehrere Tage schwerwiegende Folgen haben. Deshalb appelliere ich an die Menschen, Trinkwasser- und Nahrungsmittelvorräte für zumindest eine Woche anzulegen.“ Die Unternehmen sollten sich Gedanken machen, wie sie für Sicherheit sorgen könnten, falls die Kommunikation ausfalle.
Mit großem Interesse und reger Wortbeteiligung verfolgte die Unternehmerschaft den Ausführungen. So gab es zum Beispiel von einem Anwesenden den Vorschlag, dass die Firmen im Ernstfall einen Rückzugsort für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darstellen könnten. Löhr fand den Vorschlag grundsätzlich gut, erinnerte allerdings daran, dass bei einem Stromausfall selbst die Anreise zur Firma für viele Menschen eine Herausforderung sein könne. Der ehemalige Feuerwehrmann mahnte auch, sich Lösungen zur Befreiung von Menschen aus Aufzügen zu überlegen. Die Feuerwehr wird nicht überall gleichzeitig helfen können.