Arnsberg/Sundern. Heimische Hilfsdienste, Behörden und Feuerwehren bereiten vor allem Anlaufpunkte für beim großen Stromausfall Hilfe suchende Bürger vor

Die Energiekrise ist derzeit wohl eines der meistdiskutierten Themen in Deutschland: es geht um Energiesparpläne und Preisdeckel von Bund und Ländern, Reaktionen von Unternehmen auf die gestiegenen Preise, Stromsparmaßnahmen im Privaten und vieles mehr. Doch was passiert, wenn der Ernstfall kommt und der Strom flächendeckend ausfällt?

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Ein Blackout würde dafür sorgen, dass es über Stunden und sogar Tage keine Stromversorgung mehr gibt – in der Regel brauchen Stromversorger bis zu 72 Stunden, um einen Stromausfall von großer Ordnung zu beheben. Der Hochsauerlandkreis, viele Krisenstäbe von Kommunen und die ansässigen Hilfsorganisationen sind jetzt schon gut auf die eventuelle Notlage vorbereitet. Wir haben mit der Kreisverwaltung des Hochsauerlandkreises, der Feuerwehr in Arnsberg, dem Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes Arnsberg, dem Arbeiter-Samariter-Bund Sundern-Hellefeld, der Untergliederung Arnsberg-Meschede des Malteser Hilfsdiensts und dem Technischen Hilfswerk über die getroffenen Maßnahmen und die Pläne für einen eventuellen Stromausfall gesprochen.

Das macht die Kreisverwaltung

Der Hochsauerlandkreis als Verwaltungsinstanz hat jetzt schon weitreichende Vorbereitungen getroffen, um ein möglichst koordiniertes Vorgehen garantieren zu können. So steht die Kreisverwaltung im engen Austausch mit Westnetz und Westenergie, um über alle Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen, zu beraten, und alle Prozesse zu optimieren, berichtet der Pressesprecher des Hochsauerlandkreises, Martin Reuther. Da geht es darum, wie die Strom-, Gas- und Abwassernetze vor Schäden verhindert werden können, die von einem Stromausfall hervorgerufen werden können. Außerdem überlegen auch überörtlich zum Beispiel die Pressesprecherinnen und Pressesprecher verschiedener Kreise gemeinsam, wie sie ihre Arbeit in Zeiten ohne Strom und Internet durchführen können; diese Zusammenarbeit beruht nicht zuletzt darauf, dass alle Kreise des Regierungsbezirks Arnsberg die Vereinbarung haben, sich gegenseitig auch in Verwaltungsdingen zu unterstützen, wenn ein Notfall eintritt.

Notstromaggregate wie dieses laufen mit Diesel, und können kleinere Gebäude einen halben Tag lang mit Strom versorgen.
Notstromaggregate wie dieses laufen mit Diesel, und können kleinere Gebäude einen halben Tag lang mit Strom versorgen. © Katharina Kalejs / WP | Katharina Kalejs

An einige der Vorbereitungen würde man allerdings gar nicht sofort denken: zum Beispiel wurde dafür gesorgt, dass die Drucker in den Büros nicht nur an ein Netzwerk, sondern auch direkt an die Computer angeschlossen werden können, erzählt Reuther. „Das ist gar nicht unwichtig“, meint er: denn nur weil die Kommunikation über Internet und Telefon nicht mehr funktioniert, heißt es nicht, dass die Menschen nicht informiert werden wollen, außerdem muss man die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Behörden, mindestens mal den verschiedenen Städten und Gemeinden im Kreis, haben. Diese wird dann eben nicht mehr durch E-Mails getragen, sondern von dem guten alten Brief – und für möglichst schnellen Austausch muss dieser schnell vervielfältigt werden.

Stadt Arnsberg stellt Krisenmanagement neu auf>>>

Zudem gibt es auch in der Kreisverwaltung schon Personalpläne – denn für die analoge Kommunikation benötigt es eben auch eine bestimmte Anzahl an Boten, um die wichtigen Stellen anfahren zu können. Pro Schicht sollen allein in der Pressestelle rund 60 Mitarbeitende dazu eingesetzt werden, um die Mitteilungen in die Ortschaften zu bringen. Da das Außerdem gibt es mittlerweile an wichtigen Stellen Satellitentelefone: nicht nur in den Behörden, sondern auch in den Feuerwehrgerätehäusern.

Das plant der HSK>>>

Auch der Krisenstab des Hochsauerlandkreises, der im Zweifel durch das Land in das Zentrum für Feuerwehr und Rettungswesen in Meschede-Enste alarmiert werden kann, ist gut vorbereitet: solches Krisenmanagement ist für die Mitglieder schon fast Alltag, sie üben regelmäßig, damit im Ernstfall alles funktioniert: die Räumlichkeiten, die Aufgaben, die Alarmierungen … für all dies und mehr gibt es schon konkrete Pläne, die im Fall der Fälle schnell in die Tat umgesetzt werden können. Durch diesen Krisenstab würden dann auch die gebildeten Einsatzeinheiten des Katastrophenschutzes alarmiert und organisiert werden.

Das macht die Feuerwehr

Die verschiedenen Feuerwehrgerätehäuser in den Ortschaften werden bei einem flächendeckenden Stromausfall zu so genannten Leuchttürmen, berichtet Harald Kroll, stellvertretender Leiter der Feuerwehr in Arnsberg: sie sind dann Anlaufstellen für die Notfallkommunikation. Wenn mit einem Stromausfall auch die Notrufnummern 110 und 112 wegfallen, muss man die Leitstelle anders erreichen, um Notfälle zu melden, wenn sie passieren. Deswegen werden die Feuerwehrgerätehäuser nach allerspätestens zwei Stunden nach Beginn des Stromausfalls besetzt, erklärt Martin Reuther, damit die Bevölkerung dort Hilfe ersuchen kann, denn zu diesem Zeitpunkt kann davon ausgegangen werden, dass die Funkmasten nicht mehr funktionieren, weil dann die Notstromversorgung abbricht. Im Kontakt stehen die Gerätehäuser und die Leitstelle dann über Funk und Satellitentelefone.

Das macht das DRK

Eine Vorschrift, Anlaufstellen für die Bevölkerung in ihren Dienststellen zu errichten, gibt es beim Deutschen Roten Kreuz schon seit 2005, berichtet Bernd Hauk vom DRK-Kreisverband Arnsberg. „Unsere Krisenmanagementvorschrift beschließt, dass in jeder unserer Gemeinschaftsunterkünfte eine Anlaufstelle geschaffen werden, in der man sich aufwärmen kann, in der es etwas zu essen gibt, in der man sich austauschen und gegebenenfalls auch einen Notruf absetzen kann.“

Auch hier ist es das Ziel, diese Versorgung schon kurz nach Beginn des Stromausfalls einsetzen zu können. Natürlich ist das keine dauerhafte Unterbringung für die Bevölkerung, aber es soll ein Aufenthaltsort für einige Stunden sein, in dem die Menschen Wärme, Essen und Gesellschaft bekommen und die Chance, bestimmte Geräte, zum Beispiel Handys oder Laptops, aufzuladen. „Außerdem muss natürlich unsere Einsatzbereitschaft erhalten bleiben“, betont Bernd Hauk – denn auch im Stromausfall kann es sein, dass die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zu einem Einsatz alarmiert werden, zum Beispiel, um eine größere Notunterkunft, einen so genannten Betreuungsplatz, aufzubauen. Genau dazu beraten sich die Kreisverwaltung und das Deutsche Rote Kreuz noch: es müssen Standorte für diese Betreuungsplätze gefunden werden, zum Beispiel Berufskollegs. Ein Gespräch dazu wird schon in Kürze stattfinden.

Das macht der ASB

Auch die Helferinnen und Helfer der First Responder-Gruppe vom ASB mit Dienststelle in Sundern-Hellefeld beschäftigen sich schon länger mit dem Thema. Anfang des Jahres hat Manfred Schäfer, medizinischer Leiter der Organisation, schon eine Notstromversorgung angestoßen, sowie die Aufrüstung der Dienststelle, um den Anforderungen gerecht zu werden. „ Wir haben eine Anlaufstelle geschaffen, die autark mit Strom, Wasser, Funk und Verpflegung ausgerüstet ist und so für eine kurze Aufenthaltsdauer für hilfesuchende Personen zur Verfügung steht“, erzählt er. Dafür wurde die Stromversorgung so umgebaut, dass ein Notstromaggregat mit wenig Aufwand angeschlossen werden kann, aber es geht noch weiter: in der kleinen Dienststelle wurde eine spezielle Küche aus Edelstahl aufgestellt, in der die Helferinnen und Helfer kleine Mahlzeiten für diejenigen zubereiten können, die im Ernstfall Wärme und Hilfe beim ASB suchen.

Die Dienststelle des ASB in Hellefeld ist extra mit einer Edelstahlküchenzeile ausgerüstet worden, in der kleine Mahlzeiten zubereitet werden können.
Die Dienststelle des ASB in Hellefeld ist extra mit einer Edelstahlküchenzeile ausgerüstet worden, in der kleine Mahlzeiten zubereitet werden können. © Katharina Kalejs / WP | Katharina Kalejs

Außerdem können für den Notfall auch einige Feldbetten in der Dienststelle aufgestellt werden, auf denen man sich ein paar Stunden im Warmen ausruhen kann. Das ist dank der effizienten Infrarotheizung, die schon vor einigen Jahren in den Aufenthaltsräumen installiert wurde, problemlos möglich. Auch die Personalbesetzung ist schon geklärt, jede Helferin und jeder Helfer vom ASB hat bestimmte Tage und Tageszeiten, in denen sie eine Schicht übernehmen würden, wenn es zum Stromausfall kommt. Es sollen immer zwei Helferinnen und Helfer vor Ort sein.

„Natürlich hoffen wir auch, dass im Ausnahmefall die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung einsetzt, und Menschen ohne Einschränkungen uns hier unterstützen“, sagt Manfred Schäfer. Denn es kann auch sein, dass in der barrierefreien Anlaufstelle ältere oder kranke Menschen Unterkunft suchen, die eventuell mehr Betreuung brauchen als zum Beispiel gesunde junge Menschen, die zur Anlaufstelle kommen. Der Vorteil: die Helferinnen und Helfer des ASB, wie auch des DRK, sind medizinisch geschult und können auch im Notfall eine medizinische Erstversorgung übernehmen, wenn diese benötigt wird.

Das macht das THW

Das Technische Hilfswerk (THW) ist ebenfalls als Hilfsorganisation in Arnsberg vertreten, ist allerdings ein bisschen aus der Reihe zu nehmen. In ihrer Dienststelle wird keine Anlaufstelle aufgebaut werden, und das hat einen ganz einfachen Grund: das THW ist dafür da, um kritische Infrastruktur im Ernstfall schnell wieder aufzubauen. Es gibt zum Beispiel spezielle Fachgruppen Elektroversorgung, die bei einem Stromausfall schnell alarmiert würden, um mit ihren leistungsstarken, mobilen Generatoren dort eine Stromversorgung zu schaffen, wo sie am dringendsten benötigt wird. Die Einsätze des THW werden vom Krisenstab organisiert. Dadurch man davon ausgeht, dass die Einsätze schon kurz nach Beginn des Blackouts beginnen, gibt es keine Möglichkeiten, die Dienststelle als Anlaufstelle für Hilfesuchende zu betreiben.

Das machen die „Malteser“

Das Gleiche gilt für die Untergliederung Arnsberg-Meschede des Malteser Hilfsdiensts. Die Betreuungseinheit ist eine relativ kleine Gruppe und geht aktuell davon aus, dass für sie der Einsatz schon kurz nach Stromausfall beginnt, berichtet Stadtbeauftragter Heiner Wassermann. „In einer leeren Dienststelle kann man schlecht Leute versorgen!” Die Personalstärke, sowohl einen Betreuungseinsatz, zum Beispiel in den schon erwähnten Betreuungsplätzen, und eine Anlaufstelle vor Ort zu stemmen, ist bei ihnen nicht gegeben.

Zusammenfassung

Es wird also deutlich, dass sich die verschiedenen Instanzen schon intensiv mit dem Thema beschäftigt haben, oft auch abseits von den Vorgaben, die das Land mittlerweile für den Katastrophenschutz aufgestellt hat. Wichtig für die Bürgerinnen und Bürger ist besonders das Wissen, dass sie Anlaufstellen finden: in den örtlichen Feuerwehrgerätehäusern und Dienststellen der Hilfsorganisationen werden Anlaufstellen eingerichtet, in denen man nicht nur Notrufe absetzen kann, sondern oft auch einen warmen Aufenthaltsort mit funktionierender Stromversorgung findet. Die verschiedenen Anlaufstellen alle aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen, doch die Empfehlung ist: informieren Sie sich bei der örtlichen Feuerwehr oder der Hilfsorganisation, was im Ernstfall geplant ist, damit Sie im Zweifelsfall wissen, wo Sie hinkönnen.