Hochsauerlandkreis/Arnsberg. Grundsätzlich rät ein Arachnologe für den HSK: Keine Panik vor der Nosferatu-Spinne! Sichtungen soll es aber gegeben haben.
Menschen mit Spinnen-Phobie werden dieser Tage durch die Medienberichterstattung zur sogenannten Nosferatu-Spinne getriggert: Immer häufiger kommt die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Spinnenart auch in Nordrhein-Westfalen vor. Darüber, ob Sie auch schon den Hochsauerlandkreis erreicht hat und über die Tatsache, dass die Tiere für die meisten Menschen völlig harmlos sind, haben wir mit dem Arachnologen Stephan Lauterbach, der sich mit dem Spinnen-Vorkommen im HSK bestens auskennt und einige Jahre hier gewohnt hat, sowie Klaus Hanzen, NABU-Vertreter für den HSK sprechen können.
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Arachnologe verzeichnet bisher noch keine Funde
Zunächst einmal zur Entwarnung: Die beiden Experten haben selbst noch keine Exemplare der Nosferatu-Spinne im Hochsauerlandkreis entdecken können und stellen klar, dass die Art lediglich für Menschen mit Allergien gefährlich sein können. Zwar schmerze der Biss der Nosferatu-Spinne ähnlich wie ein Wespenstich, das Gift sei jedoch nicht vergleichbar. „Wer aber grundsätzlich Allergien aufweist, sollte nach einem den Hausarzt aufsuchen. Für die meisten Menschen ist das Gift aber nicht gefährlich“, erklärt Klaus Hanzen.
Spinnen werden nur aggressiv, wenn sie sich bedroht fühlen
Im Hochsauerlandkreis sei die Spinne bei ihm und seinen NABU-Kollegen aber ohnehin noch kein Thema. „Wir sind ja hier mit allem etwas später dran, weil es etwas kälter ist als beispielsweise im Ruhrgebiet. Zudem weist Hanzen daraufhin, dass die Spinnen nur dann aggressiv werden und ggf. beißen, wenn sie Brutpflege betreiben und sich bedroht fühlen.
Arachnologe Stephan Lauterbach beschäftigt sich und sammelt inzwischen seit gut zehn Jahren Spinnen im Ruhrgebiet und unterstreicht diese Einschätzung: „Spinnen beißen Menschen nur um sich zu verteidigen, wenn sie z.B. in die Enge getrieben werden. Solange man nicht an einer entsprechenden Allergie leidet, ist ein Biss dieser Art auch nicht weiter kritisch und vergleichbar mit dem Stich heimischer Insekten.“
Sichtungen im Raum Arnsberg
Für das Sauerland schätzt Lauterbach die Situation um die Nosferatu-Spinne wie folgt ein: „Gebietsfremde Arten, welche aus wärmeren Regionen kommen, etablieren sich oftmals synanthrop. Sie sind also an den menschlichen Siedlungsbereich gebunden und überdauern die kalten Winter und den Frost in Gebäuden. Ballungsräume wie das Ruhrgebiet sind deshalb aufgrund der Besiedlungsdichte oft Hauptverbreitungsgebiete solcher Arten.“ Dennoch weist er daraufhin, dass auf verschiedenen Internetplattformen, wie z.B, naturgucker.de, inaturalist.de, obervation.org usw. durchaus Funde der Nosferatu-Spinne im Raum Arnsberg verzeichnet werden, die Daten jedoch nicht abgesichert sind und es auch zu Fehlbestimmungen kommt.
Flächendeckende Etablierung ist unwahrscheinlich
Grundsätzlich sei es hier unwahrscheinlicher als beispielsweise in Düsseldorf, in den eigenen vier Wänden einer Nosferatu-Spinne zu begegnen, ausschließen können man es aber nicht: „Das Sauerland ist klimatisch durch seine Höhenlage anders einzuordnen, als das z.B. das Ruhrgebiet oder die Großstädte im Rheinland. Auch die Besiedlungsdichte durch den Menschen ist dort geringer. Eine flächendeckende Etablierung der Art ist im Sauerland unwahrscheinlich, zumindest in den nächsten Jahren. Vereinzelte Vorkommen in Städten wird es aber wohl auch hier und da geben, nach obigen Webseiten auch jetzt schon.“
Stephan Lauterbach wie Klaus Hanzen mahnen jedoch vor zu großer Panikmache die Nosferatu-Spinne betreffend. Vor allem die teilweise nicht korrekte Darstellung der Spinnenart in den Medien führe dazu, dass das Thema größer werde, als es eigentlich ist. Schließlich sei die Nosferatu-Spinne seit nunmehr 15 Jahren in NRW bekannt und es gebe immer wieder vereinzelte Funde - jedoch eher in milderen Gefilden, nicht im Sauerland.
„Die meisten Menschen werden nie eine Nosferatu-Spinne zu Gesicht bekommen oder sich dessen nicht bewusst sein, dass sie eine vor sich haben. Wer noch dazu ohnehin auch kein allzugroßer Spinnenfan ist, wird dem Tier nicht so nahe kommen, dass es überhaupt zu einem Biss kommen könnte“, erklärt Arachnologe Stephan Lauterbach.
Tiere weit genug vom Haus wegtragen
Sollte nun doch jemand den Verdacht hegen, eine Nosferatu-Spinne im eigenen Haus zu haben, gelte grundsätzlich Ähnliches wie bei jeder „gewöhnlichen“ Spinnenart. „Am besten fängt man Spinnen mit einem Glas, schiebt dann vorsichtig ein Papier darunter und trägt sie ins Freie. Dabei ist zu beachten, sich mindestens zwei Meter vom Haus zu entfernen, da die Tiere sonst schnell wieder den Weg zurück finden“, sagt Klaus Hanzen. Da die Nosferatu-Spinne im Gegensatz zu vielen anderen Arten tatsächlich dazu in der Lage ist, die menschliche Haut zu durchdringen, rät man vom Fangen mit der bloßen Hand ab.
Die Nosferatu-Spinne:
- Die Nosferatu-Spinne gehört zur Familie der Kräuseljagdspinnen.
- Sie erreicht knapp zwei Zentimeter Körperlänge und Beinspannweiten von bis zu sechs Zentimetern. Das ist stattlich, aber nicht rekordverdächtig. Die Spannweite der überall verbreiteten Großen Winkelspinne beträgt mitunter bis zu zehn Zentimeter.
- Eine Besonderheit ist, dass sich die Nosferatu-Spinne selbst an senkrechten Glasscheiben festhalten kann. Möglich machen das spezielle Hafthaare an den Beinen. Obwohl Zoropsis spinimana zu den Webspinnen zählt, baut sie keine Netze, um ihre Beute zu fangen. Stattdessen verfolgt sie ihre Beute und stößt dann blitzartig vor. Fäden spinnen kann sie aber trotzdem: Sie webt ihre Eier in einen Kokon und in ein großes Gespinst aus Kräuselfäden ein und bewacht dieses. (Quelle: NABU)
- Wer den Fund einer Nosferatu-Spinne melden oder sich über Funde informieren möchte, kann dies unter nabu-naturgucker.de erledigen.