Arnsberg. Gemeindeschwester und Presbyterin der Evangelischen Kirchengemeinde Arnsberg: Im Gespräch mit Sylvia Wienecke.
Der Ort des Treffens ist gut gewählt, denn in der Auferstehungskirche schlägt das Herz der evangelischen Kirchengemeinde Arnsberg fast spürbar.
Jemand, der an vielen Stellschrauben dreht, damit das auch so bleibt, ist Sylvia Wienecke. Schon seit eineinhalb Jahren als „Gemeindeschwester“ tätig, gehört die 44-Jährige seit Kurzem auch zum Presbyterium.
„Verantwortung übernehmen, Glauben leben“, begründet sie die Entscheidung, dem Gremium beigetreten zu sein, das die Geschicke der Gemeinde – zu der neben dem Ortsteil Arnsberg auch Niedereimer, Wennigloh, Rumbeck und Oeventrop gehören – lenkt. Obwohl – Verantwortung trägt Sylvia Wienecke schon seit ihrem Amtsantritt als „Gemeindeschwester“ reichlich, wie im Gespräch schnell klar wird.
Vor allem für ältere Menschen engagiert sich die Mutter einer Tochter weit über das übliche Maß hinaus; besucht u.a. regelmäßig Seniorinnen und Senioren in Altenpflegeeinrichtungen im Stadtgebiet. „Nicht nur evangelische Gemeindeglieder“, betont sie auf Nachfrage – gelebte Ökumene halt. Für viele betagte Mitbürgerinnen und Mitbürger ist die „Powerfrau“ eine Fluchthelferin – bei der Flucht vor Einsamkeit… „Sehr viele Ältere in Arnsberg sind einsam“, hat die Arnsbergerin festgestellt – und sehr viele freuen sich über Besuch. Auch, weil Angehörige – aus verschiedensten Gründen – nicht selten kaum noch Kontakt halten. Gestärkt durch ihre Erfahrungen mit dem Projekt „Gemeinsam statt einsam“, ist Sylvia Wienecke oft als Seelentrösterin gefragt. Trotz der häufig traurigen Geschichten, die sie erzählt bekommt, eine Aufgabe, die viel Freude bereitet – wie die Erfahrung zeigt:
Von vielen vermisst
„Als ich kürzlich drei Wochen im Urlaub war, haben mich einige Senioren sofort vermisst“, berichtet Sylvia Wienecke – und erzählt auf die Frage nach einer Begegnung, die ihr besonders im Gedächtnis geblieben ist, von einem nicht alltäglichen Geburtstag: Das „Geburtstagskind“ war trotz des biblischen Alters von 101 Jahren nicht nur geistig topfit, sondern auch ein Genussmensch. Als beim Anstoßen mit „Sektchen“ die alkoholfreie Variante ins Spiel kommt, protestiert die Dame vehement… Ob bei einem Gläschen, im Gespräch, beim Lösen von Kreuzworträtseln oder während eines Gesellschaftsspiels – Sylvia Wienecke ist stets gerngesehene Besucherin.
+++ Lesen Sie auch: https://www.wp.de/staedte/arnsberg/aldi-nord-plant-in-niedereimer-ein-vorzeigeprojekt-id236430291.html +++
Gerngesehen sind Besucherinnen und Besucher auch in der Auferstehungskirche – um den Bogen zurück zum Ort unseres Treffens zu schlagen. Dort engagiert sich die Gemeindeschwester im Team „offene Kirche“. Ein Angebot für Menschen aller Konfessionen aus nah und fern, die das denkmalgeschützte architektonische Kleinod nicht nur von außen, sondern auch von innen in Augenschein nehmen möchten (mehr dazu im Zweittext unten auf dieser Seite).
Leidenschaft für Tiere
Presbyterin, Seelsorgerin, Beraterin bei gesundheitlichen Problemen (aufgrund ihrer beruflichen Vorgeschichte darf man den Begriff „Schwester“ bei Sylvia Wienecke ruhig mal beim Wort nehmen) und – wenn man so will – „Fremdenführerin“ in Sachen Auferstehungskirche – bleibt da überhaupt noch Zeit für Hobbies? „Meine Leidenschaft sind meine vielen Tiere – Pferde und Hunde“, verrät Sylvia. Außerdem liebe sie Mountainbike fahren im Sauerland und alles, was mit Landwirtschaft und Natur zu tun hat. „Und meinen Urlaub verbringe ich gerne an der deutschen Ostseeküste“, ergänzt sie. Viele ältere Menschen werden diesen letzten Satz nicht so gerne lesen – wegen der Einsamkeit… Aber keine Sorge, Sylvia Wienecke kommt sicher immer gern nach Arnsberg zurück – schließlich gilt es, in der Evangelischen Kirchengemeinde noch jede Menge Aufgaben zu meistern...
Angebot: Offene Kirche
Das Angebot der „Offenen Kirche“ in der evangelischen Auferstehungskirche am Neumarkt im Stadtteil Arnsberg wird bis Ende Oktober 2022 verlängert.
„Es wird sehr gut angenommen“, freut sich Sylvia Wienecke vom Team der offenen Kirche über die steigende Zahl von Interessenten, darunter auch immer mehr Touristen aus dem In- und Ausland.
Das im klassizistischen Stil erbaute Gotteshaus ist zweifelsohne eines der bedeutendsten Bauwerke in der gesamten Stadt Arnsberg – und hat durch den Ausbau zum Gemeindezentrum nichts an Charme verloren.
Doch nicht nur seine architektonischen Vorzüge machen das denkmalgeschützte Gebäude zu einem Anziehungspunkt, es dient auch als Zufluchtsort:
„Eine offene Kirche bedeutet Ruhe, Gastfreundschaft, Zeit für ein Gebet – die Möglichkeit, Kirche zu entdecken“, fasst Sylvia Wienecke die Vorzüge des Angebotes zusammen, „viele Menschen treten über die Schwelle – hinein in einen Raum, der von Gottes Geschichte mit den Menschen erzählt.“ Der Zugang zu dieser Geschichte sollte allen Menschen offen stehen, lautet die Intention des Teams der offenen Kirche, das Verstärkung sucht. Wer mitmachen möchte, kann sich im Gemeindebüro an der Hellefelder Straße erkundigen, Telefon 02931-963 99 67.
Wer (zunächst) nur Gast in der offenen Kirche sein möchte: Die Auferstehungskirche öffnet mittwochs von 14 bis 16 Uhr und sonntags von 15 bis 17 Uhr ihre Pforten für alle Interessierten – wie erwähnt, bis Ende Oktober. Danach wird geschaut, wie es im Herbst/Winter weitergehen kann. Denn das Angebot sollte aufrecht erhalten werden:
„Gastfrei zu sein vergesst nicht, denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt“, heißt es schon in der Bibel.