Arnsberg. Doch noch sind planungsrechtliche Hürden zu überwinden. Dabei hat die 4. Kammer des Verwaltungsgerichtes einen Weg aufgezeigt.
Es soll ein Vorzeigeprojekt werden: ALDI Nord will die in die Jahre gekommene und nicht mehr den heutigen Ansprüchen genügende Filiale am Standort Niedereimer durch einen modern konzipierten, sich energetisch weitgehend selbstversorgenden Neubau ersetzen.
Bei gleichzeitiger Vergrößerung der Verkaufsfläche. Allerdings sind vor der Umsetzung noch einige planungsrechtliche Hürden zu nehmen. Doch Stadt und Lebensmittelversorger sind bestrebt, diese Kuh einvernehmlich vom Eis zu bringen.
Verwaltungsgericht entscheidet über ALDI-Klage
Weil man jedoch bislang in entsprechenden Gesprächen – auch initiiert von Niedereimers CDU-Vorsitzender Uschi Kirss - keine tragfähige Lösung gefunden hat, hatte ALDI schließlich Klage beim Arnsberger Verwaltungsgericht erhoben, über die am Dienstag verhandelt wurde.
Dabei zeigte der Vorsitzende der 4. Kammer, Richter Rainer Großau, beiden Parteien einen Weg zu einer möglichen außergerichtlichen Lösung auf. Auf Antrag von Aldi wird die Kammer allerdings auch ein Urteil fällen, das in etwa zwei Wochen zu erwarten ist. Bis dahin haben Stadt und ALDI noch die Chance auf eine außergerichtliche Einigung, ein Urteil wäre dann hinfällig. Konkret: Das planungsrechtliche Problem müsste ausgeräumt werden.
Stadt und ALDI zeigen weiterhin Gesprächsbereitschaft zwecks Lösungssuche
Und beide Parteien zeigen weiterhin Gesprächsbereitschaft: „Sollte die Stadt gewillt sein, dem Vorschlag des Gerichts zu folgen, werden wir natürlich den Austausch mit der Verwaltung fortsetzen und auch die Klage zurückziehen,“ erklärte Matthias Nysten als Leiter der Abteilung „Immobilien und Expansion“ bei ALDI Nord.
Auch für Bürgermeister Ralf Paul Bittner hat die Lösungsfindung im Interesse der umliegenden Bevölkerung eine hohe Priorität. „Die Stadt wartet aber eine Entscheidung des Gerichts ab, wird sie auswerten beziehungsweise bewerten und – wie mit ALDI vorab kommuniziert – nach Möglichkeiten einer planungsrechtlichen Lösung der Angelegenheit suchen. Ich habe mich bereits persönlich in guten Gesprächen mit Vertretern der Firma ALDI für eine Lösung eingesetzt.“
Ein Knackpunkt ist die Größe der Verkaufsfläche im geplanten Neubau
Allein 72,4 Tonne CO2 sollen jährlich eingespart werden
Mit dem geplanten Bau der neuen Filiale will ALDI Nord nach eigenem Bekunden auch energetisch weit vorne sein:
- mit u. a. einem Minus von dann 72.700 kwh/a Fremdstromerzeugung,
einer 30-prozentigen Unterschreitung der Energieeinsparverordnung-Vorgabe für Neubauten und
einer jährlichen Einsparung von 72,4 Tonnen CO2.
Der Knackpunkt liegt in der von ALDI angestrebten Erweiterung, soll doch der bestehende Markt an der Wannestraße mit einer Verkaufsfläche von gut 800 Quadratmetern durch einen Neubau mit einer Geschossfläche von rund 1200 Quadratmeter ersetzt werden. Damit würde die Verkaufsfläche laut ALDI geringfügig erweitert. Doch der Bebauungsplan schreibt hier eine Verkaufsfläche von 800 qm fest. Und eben dieses Problem ist zu lösen.
Hintergrund: 2004 - in diesem Jahr trat die dritte Änderung des Bebauungsplans N3 „Alte Ruhr“ in Kraft, waren 800 qm Verkaufsfläche für Lebensmittelmärkte die normale Größe, doch inzwischen haben sich deren Konzepte der Entwicklung im Kundenverhalten angepasst. Mit der Erkenntnis, dass sich Investitionen bei Verkaufsflächen von unter 1200 qm nicht mehr unbedingt rentieren.
Der ALDI-Neubau soll sich energetisch weitgehend selbst versorgen
Aber welche Pläne hat ALDI Nord überhaupt an diesem Standort? „Einen modernen, hellen und kundenfreundlichen Markt mit bodentiefen Schaufenstern in einem Gebäude, das sich energetisch weitgehend selbst versorgt,“ erklärt Matthias Nysten.
Und zwar durch effizientes Energiemanagement. Hier insbesondere durch den Aufbau einer Photovoltaikanlage in Kombination mit einem begrünten Dach, den Einsatz moderner CO2-Integralanlagen, mit denen die Kühlsysteme auch zum Heizen genutzt werden können, sowie durch die Nutzung energiesparender LED-Beleuchtungssysteme – jeweils auch zur nachhaltigen Reduktion der CO2-Emissionen.
Auf den Einsatz von fossilen Brennstoffen – wie derzeit noch in der bestehenden Filiale praktiziert – wird komplett verzichtet, das Regenwasser soll zwischengespeichert und verzögert abgegeben werden.
E-Ladestationen für Auto und Fahrrad, mehr Bewegungsraum im Geschäftsinneren
Darüber hinaus, so der ALDI-Manager, seien E-Ladestationen für Autos und Fahrräder – auch ausgerichtet auf die Nutzer des Ruhrtalradwegs – vorgesehen. Für die Fahrräder sogar überdachte Abstellplätze. „Und den geänderten Kundenbedürfnissen wird durch breitere Gänge, niedrige Regale und die klare Trennung von Standard- und Aktionssortiment Rechnung getragen,“ so Nysten weiter.
Diese räumliche Entzerrung biete zugleich an diesem wichtigen Nahversorgungsstandort nicht nur mehr Komfort, sondern durch den größeren Bewegungsraum auch einen verbesserten Infektionsschutz für Kunden und Mitarbeiter.