Arnsberg. Der in Arnsberg lebende Schotte John Starmer blickt anlässlich des Todes von Queen Elizabeth II. auf ihr Vermächtnis
Der Tod von Queen Elizabeth II. hat weltweit für große Anteilnahme gesorgt. Für viele Generationen war die britische Regentin ein fester Anker in einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft. Auch hier in der Region gibt es Menschen mit britischen Wurzeln. Dazu zählt John Starmer, der viele Jahre lang den Irish Pub „O’Casey’s“ in Arnsberg geführt hat.
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Der gebürtige Schotte lebt zwar schon einige Zeit in Deutschland, aber sein Blick führt trotzdem noch auf die Insel.„Ich bin von Hause aus Republikaner und kann grundsätzlich nicht so viel mit der Monarchie anfangen. Für mich ist das mit dem Königshaus in England irgendwie ein bisschen überholt. Braucht man das in diesen Zeiten überhaupt noch?“, fragt sich Starmer.
Im Schatten des Brexits
Daher blickt er auch relativ neutral auf den Tod der Königin. „Im Moment gibt es in Großbritannien sehr viele andere Themen, die die Menschen schwer beschäftigten. Da wären die Folgen des Brexits, steigende Energiekosten und die Furcht vor dem sozialen Absturz. Vielleicht bin ich da aktuell emotional tiefer betroffen als beim Tod der Königin.“
Trotzdem hat er Respekt vor dem, was Elisabeth II. in den vergangenen Jahrzehnten geleistet hat. „Ich kenne Menschen – auch in meiner Heimat Schottland –, für die ist die Queen eine regelrechte Institution. Da spürt man auch schon Anerkennung in der Bevölkerung. Ich glaube persönlich auch, dass es eine starke Frau war, die in all den Jahren sehr viel erlebt hat.“
Ein skeptischer Mann
Von Hause aus ist John Starmer ein skeptischer Mensch, wie er unserer Zeitung verrät. „Es geht ein tiefer Riss durch die britische Gesellschaft, eben wegen der ganzen Probleme. Auch das Königshaus hat es letztlich nicht geschafft, diesen Riss zu kitten. Aber man muss auch sagen, dass die Royals in den letzten Jahren wieder etwas an Beliebtheit bei den Briten gewonnen haben.“
Vor 15 Jahren sei die Akzeptanz noch deutlich geringer gewesen. Dabei spielte wohl auch noch immer das Verhalten der Queen nach Dianas Tod 1997 eine große Rolle. Der tödliche Unfall in Paris hatte sich erst jüngst zum 25. Mal gejährt. Damals hatte Elizabeth II. erst einige Tage nach der Todesnachricht öffentlich reagiert und die spontan von den Menschen aufgebauten Gedenkstätten besucht. „Das hat ihr damals viel Kritik eingebracht und manch einer hat schon das Ende des Königshauses befürchtet“, erinnert sich Starmer.
Eine geheimnisvolle Frau
Grundsätzlich sei die Queen immer äußerst vorsichtig und reserviert gewesen - auch bei politischen Themen. „Man wusste im Grunde nie so richtig, woran man bei ihr war. Sie konnte scheinbar Geheimnisse sehr gut für sich behalten und man musste oftmals raten, welche persönliche Meinung sie zu etwas hatte“, so John Starmer. Viele haben immer wieder vermutet, dass sie insgeheim gegen den Brexit und für den Verbleib in der EU war. „Doch öffentlich dazu bekannt hat sie sich nicht.“
Dass jetzt Charles König wird und nicht etwa zugunsten seines Sohnes William ablehnt, überrascht Starmer überhaupt nicht. „Ich habe damit ehrlich gesagt fest gerechnet. Natürlich gab es immer mal Spekulationen in den britischen Medien, dass man direkt auf William setzt. Aber es waren eben halt immer nur Spekulationen.“
Persönlich hätte Starmer es aber für sinnvoller gehalten, die jüngere Generation ans Ruder zu lassen, immerhin ist Charles auch schon mittlerweile stolze 73 Jahre alt. „William ist sehr beliebt und Kate ist für viele Menschen auf der Insel die neue Diana. Ich glaube, jetzt, wo die Queen gestorben, ist es Zeit, dass die Monarchie sich ändert.“
Zum Schluss fällt Starmer dann noch eine Sache ein. „Ist es nicht seltsam, dass die Queen kurz vor ihrem Tod noch Boris Johnson und Liz Truss treffen musste. Die arme Frau...“