Arnsberg. Der Probelauf zur Altlastenentsorgung steht vor dem Abschluss. Gut für Anwohner: Lkw rollen demnächst über den Plackweg.

Versuch macht klug: Geht es um die frühere Deponie auf dem Lattenberg bei Wildshausen (siehe Infobox), könnte diese Erkenntnis schon bald bestätigt werden, denn die Testphase für den Rückbau wird bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein, wie das NRW-Umweltministerium auf Anfrage dieser Zeitung erklärt.

Standsicherheit ist nicht mehr gegeben

Die ehemalige „Westfälische Zellstoff AG“ – ansässig in Wildshausen – hat die Deponie am Lattenberg von 1967 bis 1987 zur Ablagerung von Rinden und Zellstoffen genutzt.

Untersuchungen ergaben (wie mehrfach berichtet), dass die Standsicherheit der Deponie nicht mehr gegeben ist – vor
allem bei Starkregen­ereignissen.

In der Vergangenheit hat es bereits mehrere Schadensfälle gegeben, den schlimmsten im Jahr 1988.

Damals ergossen sich 25.000 Tonnen Abfälle des Zellstoffwerkes fast zwei Kilometer talwärts bis an die Ruhr nahe Oeventrop.

Nach intensiven Untersuchungen hat man sich letztlich für den Rückbau der Deponie mit anschließender Renaturierung der Fläche entschieden.

Fazit damals: „Der Rückbau der Deponie ist die einzige technische Möglichkeit, um die Bevölkerung im unterhalb liegenden Tal und die Ruhr wirksam zu schützen.“

Diese Behörde ist inzwischen für die Kommunikation nach außen zuständig, vor Ort hat jedoch weiterhin der Landesbetrieb Wald und Holz, genauer gesagt, das Regionalforstamt Arnsberger Wald, den „Hut auf“.

Probelauf im Kleinen

Das etwa 3000 Quadratmeter große „Testfeld“ auf dem Gelände diene gewissermaßen als „Probelauf im Kleinen“, berichtet Förster Michael von Canstein auf Nachfrage.

Aus dem Ministerium in Düsseldorf heißt es dazu: „Ziel dieser Maßnahme ist die Erprobung und Bewertung von Arbeitsverfahren für den Gesamtrückbau. Hierzu gehören auch die Transportlogistik sowie die Bewertung der Maßnahmen des Arbeitsschutzes bei den Aushubarbeiten. Sämtliche Arbeitsschritte werden durch Fachgutachter und die zuständigen Fachbehörden begleitet. Im laufenden Testbetrieb werden so Daten und Messwerte erhoben, um sie anschließend in den Sanierungsplan für die gesamte Altablagerung einfließen zu lassen.“ Von großer Bedeutung dabei dürfte die Frage sein, über welche Wege der Deponie-Aushub letztlich abgefahren wird.

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Wie berichtet, sind geschätzt etwa 10.000 Lkw-Fahrten für den Abtransport der Deponiemasse – 200.000 bis 250.000 Kubikmeter Erdreich – erforderlich. Schwerlastverkehr, den die Einwohner der umliegenden Ortschaften nicht vor ihren Haustüren vorbeirollen sehen möchten. Derlei Befürchtungen sind aber gegenstandslos, denn:

Auf dem Gelände der ehemaligen Deponie am Lattenberg läuft derzeit noch ein Testverfahren. Laut Auskunft des NRW-Umweltministeriums soll es bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein.
Auf dem Gelände der ehemaligen Deponie am Lattenberg läuft derzeit noch ein Testverfahren. Laut Auskunft des NRW-Umweltministeriums soll es bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. © WP | Privat

Laut Regionalforstamt Arnsberg soll die umliegende Bevölkerung durch den Rückbau der Altablagerung nicht beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund wird der Aushub über den Plackweg, die Landesstraße 865 und die Bundesstraße 55 abgefahren – und zwar ohne angrenzende Ortschaften zu durchfahren. Entlang des Plackwegs – zwischen dem Lattenberg und der L 865 – könne es allerdings zu verstärktem Lkw-Verkehr kommen, bittet der Landesbetrieb Wald und Holz schon jetzt um Verständnis für Beeinträchtigungen während der Phase des Abtransportes. Wann diese beginnt – und wie lange sie dauern wird – ist allerdings völlig offen, ebenso wie die Höhe der anfallenden Kosten. Das Volumen der Maßnahme macht eine europaweite Ausschreibung erforderlich, die 2023 erfolgen soll. Ein Bewerber dürfte „Bauer Umwelttechnik“ sein; die Firma aus Schrobenhausen ist mit der Durchführung der laufenden Testphase beauftragt. Ob sich die Bayern auch den Anschlussauftrag sichern können, ist aber noch nicht entschieden.

Zum weiteren Verfahren

Die Zellstoff-Reste sollen abtransportiert, getrocknet und dann verbrannt werden. Die Kosten liegen nach Schätzungen aus dem Jahr 2016 zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Tragen muss sie das Land NRW, weil „die damals für die Errichtung dieser in jeder Hinsicht unzulänglichen Lagerstätte verantwortlichen Personen, Firmen und Institutionen nicht mehr haftbar zu machen sind“. Das Areal gehört inzwischen zum Sondervermögen des Landesbetriebs Wald und Holz.