Arnsberg. Mit dem Einzug des Internets hat sich unser Alltag stark verändert. Die Gefahren des Internets präsentiert das Teatron Theater in Arnsberg.

An drei Abenden lockte das Teatron Theater in der Arnsberger Kulturschmiede viele Gäste an. Immerhin behandelt das Stück „Verwebungen - I will delete everything by tomorrow“ unseren Alltag: Das Internet. Eine gelungene Inszenierung über Bedrohungen und Risiken.

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Denn wie sieht eine Welt aus, in der die großen Tech-Unternehmen die Zügel lenken? Inwiefern bedrohen Shitstorms unseren Meinungsaustausch und damit unser Zusammenleben? Was macht es mit uns, ständig auf Empfang sowie Abruf zu sein? Diese Fragen stellte sich auch das Künstlerkollektiv Detektor aus Hamburg, das in Zusammenarbeit mit dem Teatron das Schauspiel auf die Beine stellte.

Stolz auf ihre Vorstellung: Max Gausepohl, Ada Grüter und Daniel Almagor.
Stolz auf ihre Vorstellung: Max Gausepohl, Ada Grüter und Daniel Almagor. © Sven Richter

Packende Kulisse

Direkt zu Beginn werden die Gäste geschockt, dafür sorgt die multimediale Aufarbeitung in der Kulturschmiede. Insgesamt fünf verstellbare Leinwände und vier Lautsprechern sorgen nicht nur für ein quadrophones Hörerlebnis sondern auch für ein faszinierendes Seherlebnis.

Diese Möglichkeiten werden auch gleich genutzt: Bereits die erste Szene des Abends zeigt, dass Töne durchaus Stress auslösen können - ein vertonter Chatgruppenverlauf offenbart, wie chaotisch und fordernd das Internet ist.

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Stress und Chaos im Internet

Generell weiß das Stück mit vielen Bezügen zur Pop-Kultur zu glänzen, jeder Gast (ganz unabhängig vom Nutzungsgrad des Internets), wird so den ein oder anderen Zusammenhang erkennen.

Ein Aspekt des Internets wird durchgehend offenbart: Stress. Durch durcheinander redenden Online-Chattern, acht Lichtinstallationen sowie den fünf unterschiedlich genutzten Leinwänden (auf denen zeitweise unterschiedliche Filme gezeigt werden) zieht es die Zuschauerinnen und Zuschauer ins künstliche Internet.

Auch wenn viele bereits abgestumpft sind, ist das Internet vor allem eines - lebendig, laut und regellos. Ohne Grenzen. Diese Aspekte prasseln auf die Gäste ein, ein Gedanke dabei: Das Internet als wilder Westen.

Abgründe im Netz

Letzten Endes wirkt das Stück teilweise bedrohlich, immerhin konzentrierten sich die Kunstschaffenden auf die Abgründe im Netz. „Ursprünglich war ein Stück rund um Frankenstein geplant, das bedeutet Recherche zum Thema. Im Laufe dieser stellten wir uns die Frage: Was ist ein modernes Monster? Verbunden mit dem Gedanken der künstlichen Intelligenz entstand dieses Stück“, weiß Ada Grüter, „Deshalb auch die vielen Sprecherinnen und Sprecher. Eine künstliche Intelligenz ist etwas kollektives - keine einzelne Figur“

Obwohl sich das Stück an einen roten Faden hält, ein mysteriöses Geräusch und dessen Auswirkungen, wirkt es zwischendurch episodisch. Neben Referenzen zur Pop-Kultur nimmt das Künstlerkollektiv auch die Arroganz der großen Internetkonzerne unter die Lupe: Ganz egal ob Google, Meta oder Apple.

So preist ein Typus „Steve Jobs“ das Internet als Himmel auf Erden an, geschaffen, um den Verbrauchern zu dienen - nur um schlussendlich die Konzerne als gottgleich anzupreisen, als etwas das schon längst nicht mehr menschlich ist.

Herausforderungen

Besonders für die Schauspielenden war das Stück eine Herausforderung. „Wir mussten alles vorproduzieren, Töne, Videos und Lichter. Dass das gesamte Timing stimmt, war die größte Herausforderung, da gab es nur eine Lösung: Viele Proben und hartes Training“, erklärt Künstler Daniel Almagor.

Auch die aufwendige Maske war notwendig, so Max Gausepohl: „Indem wir unsere Körper entfremden, können wir die Anonymität des Internets am besten darstellen. Schließlich leihen wir unsere Körper den Stimmen vom Band, in der Anonymität ist das am Besten möglich.“ Außerdem besonders: Licht, Ton und Video wurden während des Stücks vom Ensemble gesteuert.

Positive Resonanz

Nach dem rund einstündigen Stück blieb noch Zeit für Fragen aus dem Publikum, diese wurde dankend genutzt. Immerhin gab es einigen Gesprächsbedarf. Interessant: Den dargestellten Stress haben die Gäste der Kulturschmiede teils sehr unterschiedlich wahrgenommen. Während ein Gast es teilweise als „schwer auszuhalten“ empfand, mussten andere Gäste feststellen, dass das Internet sie abgestumpft habe.

Und obwohl auch die schönen Seiten des Internets gezeigt wurden, blieb bei den Anwesenden ein mulmiges Gefühl. Die Veränderung der menschlichen Kommunikation kann bedrückend wirken, schließlich heißt es: Menschliches Leben ist Begegnung.