Arnsberg. Der neue Propst Stephan Schröder will den Weg in die Kirche der Zukunft gemeinsam mit den ehrenamtlich engagierten Gemeindemitgliedern gestalten.
Eine Welt ohne Glauben, das ist für Stephan Schröder absolut nicht vorstellbar.
„Weil der Glaube vielen Menschen – auch in Arnsberg – Halt und Orientierung gibt.“ Besonders in schwierigen Zeiten. Davon ist der seit 1. März im Amt befindliche neue Propst der katholischen St.-Laurentius-Gemeinde fest überzeugt. Doch um diesen Glauben zu bewahren beziehungsweise neue Menschen für den Glauben zu gewinnen, dafür müsse die Kirche neue Wege beschreiten, teils mit schmerzhaften Veränderungen.
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„Ich hatte schon immer die Vision, ein geistliches Zentrum aufzubauen“
Doch der Reihe nach: Als dem 53-jährigen Priester, zuvor Diözesanjugendpfarrer und Direktor der Jugendbildungsstätte Hardehausen, das Amt des Propstes in Arnsberg angeboten wurde, „hat mich diese Aufgabe sofort gereizt“.
Aus zweierlei Gründen: Zum einen rückte Schröder so näher an seinen Heimatort Balve-Garbeck heran, zum anderen – und das war ausschlaggebend – hatte er davon gehört, dass das Kloster Wedinghausen zu einem neuen geistlichen Zentrum entwickelt werden soll. „Denn ich hatte schon immer die Vision, ein solches Zentrum aufzubauen, weil ich weiß, wie wichtig das für die Menschen ist.“
Propst Schröder: „Wir werden kleiner werden, die Zeit der Volkskirche ist vorbei“
So wolle er nun diese Chance zum Aufbau nutzen. „Und das ist ein sehr bedeutsamer Prozess,“ sagt Stephan Schröder, „weil sich die Kirche verändert, auch verändern muss, will sie die Menschen noch erreichen.“ Dabei müsse sich aber auch jeder darüber im Klaren sein, dass die Kirche künftig ganz anders aussehen wird. „Wir werden kleiner werden, die Zeit der Volkskirche ist vorbei. Was aber kein Nachteil sein muss, denn auch eine kleine Kirche kann erfolgreich sein.“
Daher sei es nun die große Frage, die er mit den insgesamt zehn Gemeinden, für die er als Propst Verantwortung trägt, diskutieren und so gemeinsam nach Antworten suchen will: „Wie stellen wir uns künftig auf, damit die Menschen Kirche und Glauben als eine Bereicherung, als einem Schatz empfinden?“
Dafür wolle er alles tun, „weil eine Welt ohne Glauben für mich nicht vorstellbar ist. Wir als Kirche geben Halt und stehen für die Menschen ein.“ Schließlich dürfe man nie vergessen, dass trotz aller Skandale das Positive bei Weitem überwiege.
„Altes stirbt, dafür entsteht gutes Neues“
„In Arnsberg,“ schwärmt Schröder, „sind sehr viele Personen ehrenamtlich in Kirche und im karitativen Bereich engagiert. Das ist der Wahnsinn.“ Damit sei eine wunderbare Basis vorhanden, den Änderungsprozess der Kirche zu gestalten. „Denn dabei müssen wir grundsätzlich die Menschen mitnehmen und ihnen offen zeigen, wo die Reise hingeht.“
Für manche, räumt der Propst ein, sei, was da anstehe, vielleicht zu viel Umbruch, aber die Welt drehe sich immer schneller. „Deshalb muss sich auch die Kirche weiterentwickeln. Was schließlich auf allen Ebenen eingefordert wird.“ Und so breche eine neue Zeit an, beziehungsweise laufe bereits der Übergang: „Altes stirbt, dafür entsteht gutes Neues. In diesem Mix befinde ich mich gerade.“ Für diesen Weg, der auch Mut erfordere, wolle er die Menschen vor Ort gewinnen. Auf jeden Fall aber ein harter Weg.
Den Weg in die Zukunft gemeinsam mit den aktiven Ehrenamtlichen gestalten
„Wir leben in einer säkularisierten Welt, in der der Glaube in unseren Händen verrinnt. Aber warum ist das so?“ Diese Frage müsse man gemeinsam klären, die Menschen auf Augenhöhe ansprechen und überzeugen, wie wichtig Glaube ist.
Kein einfaches Unterfangen, weiß Stephan Schröder, denn „wir als Gläubige stehen vor einer völlig neuen Situation: Wir werden zur Minderheit.“
Und der Weg aus dieser schwierigen Lage heraus, von der allerdings nicht nur die katholische Kirche betroffen sei, könne nur gemeinsam mit den in den Gemeinden engagierten Menschen – in Arnsberg sind dies die zehn Gemeindeteams – beschritten werden, die bereits eigenständig nach Lösungen suchen würden, wie ihre Kirche vor Ort künftig aussehen könnte. „Dabei will ich sie unterstützen, theologisch begleiten, ihnen vieles ermöglichen und keine Grenzen setzen. Ich will ihnen zeigen, dass ich dieses Engagement sehr schätze.“
Die Schreiben aus dem Vatikan stoßen ehrenamtlich Engagierte oft vor den Kopf
Im „ersten Leben“ Industriekaufmann
Propst Stephan Schröder hat im „ersten Leben“ als Industriekaufmann gearbeitet.
Später dann hat er das Abitur nachgeholt und Theologie in Freiburg und Paderborn studiert.
Der 53-jährige Garbecker ist seit 23 Jahren Priester.
Wenig hilfreich, nimmt Propst Schröder kein Blatt vor den Mund, seien bei diesem bedeutsamen Prozess manche Schreiben aus dem Vatikan. „Damit werden die in der Kirche engagierten Ehrenamtlichen oft vor den Kopf gestoßen.“ Ein für ihn unprofessionelles Verhalten, was letztlich zur Abkehr von der Kirche führen könne.
Zudem müssten zwingend alle innerkirchlichen Skandale rigoros aufgearbeitet werden. Ohne Wenn und Aber. „Die Wahrheit muss ans Licht, auch wenn es weh tut. Sonst hat man keine Chance auf eine Zukunft.“ Denn die Institution Kirche habe sehr viel Vertrauen verspielt, die Menschen enttäuscht und verärgert. „Dieses Vertrauen müssen wir zurückgewinnen, denn Vertrauen ist schließlich nicht von Gott gegeben.“
Keinesfalls aber dürfe die Kirche auf dem Weg in die Zukunft den Fehler begehen, sich dem Zeitgeist anzupassen, „sondern wir müssen bei jeden Schritt hinterfragen: Was hätte Jesus in der jeweiligen Situation gewollt?“