Arnsberg. Stephan Schröder sieht erste positive Signale dafür, dass die katholische Kirche jetzt auch in der Welt des 21. Jahrhunderts ankommen wird.

Zum 1. März wird der 53-jährige Stephan Schröder die Nachfolge von Propst Hubertus Böttcher antreten. Unsere Zeitung sprach mit dem Seelsorger unter anderem über sein künftiges Wirken.

Sie treten das Amt in Arnsberg in schwieriger Zeit an: innerkirchliche Missbrauchsfälle erschüttern die Menschen, das kirchliche Arbeitsrecht ist aus der Zeit gefallen, immer mehr Gläubige kehren der Amtskirche den Rücken. Wie wollen Sie die Menschen zum Bleiben bewegen?

Stephan Schröder: Zuerst einmal freue ich mich auf die Menschen in Arnsberg und die Propsteipfarrei mit den dazugehörigen Gemeinden. Ich habe aber auch sehr großen Respekt vor den Aufgaben, die vor mir liegen. Ich möchte alles in meiner Kraft stehende dafür tun, dass die Katholische Kirche in Arnsberg mit den vielen Haupt- und ehrenamtlichen Engagierten als attraktiv und anziehend wahrgenommen wird und wir im besten Fall wieder Menschen neu für Jesus Christus gewinnen können. Ich hoffe, dass mir dabei meine Erfahrungen der letzten 13 Jahre mit jungen Menschen in meiner Funktion als Diözesanjugendpfarrer und Leiter der Jugendbildungsstätte Hardehausen zugutekommen.

Am 13. März erfolgt in der Arnsberger Propsteikirche die offizielle Amtseinführung des neuen Propstes Stephan Schröder.
Am 13. März erfolgt in der Arnsberger Propsteikirche die offizielle Amtseinführung des neuen Propstes Stephan Schröder. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

Was uns als Kirche in der aktuellen Kirchenkrise hilft, ist absolute Transparenz. Das gilt bei der Missbrauchs-Aufarbeitung, ebenso bei kirchlichen Finanzen und für viele andere Themen. Mein Eindruck ist, dass viele wichtige Veränderungen angestoßen sind. Mit großer Hoffnung schaue ich auf den synodalen Weg der Kath. Kirche in Deutschland, der viel in Bewegung gebracht hat.

Erste Reformen werden gerade konkret auf den Weg gebracht, wie die Anpassung des kirchlichen Arbeitsrechtes an die Lebensverhältnisse vieler Mitarbeitenden. Das heißt, dass kirchlich Mitarbeitende in gleichgeschlechtlich eingetragenen Lebenspartnerschaften oder geschieden Wiederverheiratete Rechtssicherheit bekommen und ihnen endlich angemessene Wertschätzung entgegengebracht wird.

Oder vor ein paar Tagen hat das Paderborner Domkapitel beschlossen, der Empfehlung des synodalen Weges zu folgen, dass bei der Wahl eines neuen Erzbischofs Laien und Domkapitel beteiligt werden. Das sind für mich angemessene Signale, um die Kirche im 21. Jahrhundert ankommen zu lassen. Doch bei allen Reformen, die notwendig sind, sehe ich die größte Herausforderung in einer immer säkularer werdenden Welt darin, dass Gott nicht vergessen wird und der Glaube noch eine Relevanz für die Menschen hat.

Halten Sie persönlich das Zölibat für noch zeitgemäß?

Vor gut 24 Jahren habe ich bei der Diakonenweihe das Versprechen abgelegt, ehelos, also zölibatär, zu leben. Ich habe es aus der Überzeugung vor dem Bischof versprochen, um mir die Lebensform Jesu zu eigen zu machen. Bei allen Höhen und Tiefen des Lebens würde ich mich heute wieder für die zölibatäre Lebensform entscheiden. Mich erinnert der Zölibat daran, dass ich kein Funktionär sein will, sondern ich möchte ein Priester sein, der alles gibt, mein ganzes Leben und das mit viel Herzblut und Leidenschaft.

Wie stehen Sie zu Frauen im Priesteramt?

Auch die Modelleisenbahn ist ein Hobby

Stephan Schröder (53) stammt aus Balve-Garbeck.Sein beruflicher Werdegang: Industriekaufmann, Theologiestudium in Paderborn und Freiburg, 1999 - 2003 Vikar in Hövelhof, Regionalvikar im Hochstift Paderborn und Pfarrverwalter in Mariä Himmelfahrt Pömbsen, 2005 - 2008 Diözesanpräses des Kolpingwerks Paderborn und geistlicher Begleiter der Kolpingjugend, von 2008-2021 Diözesanjugendpfarrer und Direktor der Jugendbildungsstätte Hardehausen, Januar bis Februar 2022 geistliche Sabbatzeit im Kloster Einsiedeln / Schweiz.Schröders Hobbys: Pilgerreisen ins Heilige Land, wandern in den Südtiroler Bergen, Klavier, klassische Musik und Modelleisenbahn.

Es gibt unzählige Frauen, die in der Kirche aktiv sind und das gemeindliche Leben prägen. Darüber hinaus habe ich persönlich Frauen sehr schätzen gelernt, die andere und mich geistlich begleiten. Ich verstehe die Anliegen vieler Frauen in unserer Kirche, dass ihnen auch in wichtigen Leitungsfunktionen mehr Bedeutung zukommen muss.

Es gibt da bereits eine höhere Sensibilität, so werden beispielsweise im Erzbistum immer mehr Leitungsfunktionen von Frauen übernommen. Wir haben beispielsweise Frauen in der Leitung der wichtigen Fachbereiche Bauamt und Kommunikation oder in der Leitung von Abteilungen oder Bildungseinrichtungen. Ich empfinde das als eine sehr große Bereicherung und hoffe, dass die Weltkirche den Frauen auch sakramentale Vollmachten ermöglicht wie z.B. das Diakonat der Frau. Das wäre aus meiner Sicht weltkirchlich ein realistisches Ziel. Die Frage, ob das Priesteramt auch für Frauen geöffnet wird, müsste auf einem Konzil geklärt werden.

Was – in kurzen Worten – bedeutet Ihnen persönlich Kirche?

Kirche ist für mich eine große Familie. Ich habe in der Kirche viele tolle, vorbildliche Menschen kennen und schätzen gelernt. Hier erfahre ich Heimat und fühle mich zuhause.

Wie entstand der Wunsch, Priester zu werden?

Der ist nicht vom Himmel gefallen. Vielmehr habe ich als junger Mensch gespürt, wie Gott mehr und mehr in mein Leben tritt. Mein Heimatpfarrer, eine sehr lebendige Gemeinde und meine Familie haben sicher ihren Teil beigetragen. Irgendwann war ich so erfüllt von dem Wunsch, ganz für Gott da zu sein, dass ich den Schritt gewagt habe.

Was sagt Ihnen der Blick - noch – aus der Distanz auf Arnsberg? Was auf Ihr neues Amt als Propst?

Ich mache mich ganz bewusst als Pilger auf den Weg nach Arnsberg. Ich möchte im wahrsten Sinne des Wortes auf die Menschen zugehen. Ich freue mich sehr, dass mich Pastoralteam, Kirchenvorstand, Gemeindeteams, Shalomgemeinschaft und vielleicht das ein oder andere Gemeindemitglied an der Stadtgrenze zwischen Freienohl und Oeventrop abholen, um mich nach Arnsberg zu begleiten. Und ich hoffe, dass mein Start unter diesem geistlichen Vorzeichen steht. Ich möchte als Pilger starten, um viel Neues zu entdecken und die Gemeinden in Arnsberg kennenzulernen. Ich komme gerne nach Arnsberg und hoffe, dass ich in das Propstamt hineinwachse.

Sie waren zuletzt Diözesanjugendpfarrer und Direktor im Jugendhaus Hardehausen. Ist der Wechsel in die Gemeindearbeit ein Sprung ins kalte Wasser?

Nach gut 13 Jahren Verantwortung in der Jugendseelsorge des Erzbistums ist das schon ein Sprung ins kalte Wasser. Andererseits wollte ich mich noch einmal verändern und eine neue Herausforderung annehmen. Im besten Fall ist es für die Gemeinden und für mich eine Win-Win-Situation.

Wo werden Sie vor Ort die Schwerpunkte Ihrer Arbeit setzen?

Mir ist wichtig, mehr auf das halbvolle als auf das halbleere Glas zu schauen. Es wäre schön, wenn es mir gelingt, mehr Optimismus zu verbreiten und die Menschen in den Gemeinden im Glauben zu ermutigen.

Wie werden Sie es mit der Einbindung von Gemeindemitgliedern in die kirchliche Arbeit halten?

Die Propsteipfarrei St. Laurentius besteht aus zehn Gemeinden und zahlreichen Einrichtungen. Das ist keine One-Man-Show, sondern das geht nur gemeinsam. Ich setze auf die Stärke und die Fantasie der Ehrenamtlichen in den Gemeinden.

Stephan Schröder pilgert 110 Kilometer zu seinem neuen Amtssitz on Arnsberg

„Ich habe mir da einiges vorgenommen.“ Das stimmt, denn der neue Propst Stephan Schröder wird nicht ganz profan mit dem Auto an seiner neuen Wirkungsstätte in Arnsberg vorfahren, sondern sich als Pilger auf einen sicher nicht ganz einfachen Weg machen - von der Jugendbildungsstätte Hardehausen bei Warburg, deren Leiter er zuletzt lange Jahre war, bis nach Arnsberg. Immerhin rund 110 Kilometer per pedes über Stock und Stein.

Schröder ist jedoch optimistisch, dass er die Strecke auch in einer für das Pilgern nicht gerade idealen Jahreszeit gut bewältigen wird. „Denn ich wandere und bewege mich sehr gerne.“ Aber viel bedeutender ist dem Seelsorger die Symbolik, die der Pilgertour zugrunde liegt. „Weil dies für mich ein wichtiges Zeichen ist, gehe ich doch auf die Menschen zu. Eben das, was meine tägliche Arbeit ausmacht.“

Die Gemeinde ist zum Mitpilgern eingeladen - „Ein sehr schönes Bild“

Und weil die Arnsberger Gemeindemitglieder auf den letzten drei Etappen zum Mitpilgern eingeladen sind, gibt es für den neuen Propst noch eine weitere aussagekräftige Symbolik: „Ich werde von den Menschen abgeholt. Dieses Aufeinanderzugehen und das Abholen ist für mich insgesamt ein sehr schönes Bild.“

Die Pilgertour startet am Sonntag, 20. Februar, nach einem Gottesdienst in Hardehausen und führt über sechs Etappen nach Arnsberg. Zu den letzten drei Etappen lädt Stephan Schröder die Gemeindemitglieder ein, mit ihm unterwegs zu sein.

Und die starten wie folgt: 23. Februar vom Bergkloster Bestwig zur Benediktinerabtei Meschede, Donnerstag, 24. Februar, von Meschede nach Freienohl und Freitag, 25. Februar, von Freienohl zur Propstei Arnsberg. Treffpunkt zur letzten Etappe ist um 12 Uhr die Ruhrbrücke Wildshausen.

Info im Pfarrbüro unter 02931-4303.