Arnsberg-Voßwinkel/Ense. Der Voßwinkler Raimund Köhler produziert in seiner Enser Firma für das Projekt „Clochard Alert“.

„Flagge zeigen für Obdachlose“ – mit der Produktion von „Clochard Alert“ verbessert der in Voßwinkel lebende Unternehmer Raimund Köhler die Lebenssituation von Menschen ohne festen Wohnsitz erheblich – und stellt finanzielle Interessen dabei komplett in den Hintergrund:

Die Mini-Alarmanlage wird zum Selbstkostenpreis hergestellt und zu einem sehr erschwinglichen Preis angeboten. Das weckt mittlerweile bundesweit reges Interesse.

Wer noch im Boot ist

Der Verein „Unsichtbar e.V.“ setzt sich für wohnungslose und obdachlose Menschen im Ruhrgebiet ein und verteilt die Alarmanlagen derzeit im Raum Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop.

„Mit im Boot“ ist auch die IEEE Sight Germany Section, Untergruppe eines weltweit agierenden Berufsverbandes für Ingenieure, die sich technisch geprägten humanitären Aufgaben widmet.

Der Akku des Gerätes wird über einen USB-Anschluss geladen, hält danach 10 .000 Stunden im Stand-By“.

Hinter der Entwicklung dieses – übrigens nicht nur für Menschen ohne festes Dach über dem Kopf interessanten – Gerätes steht die Ruhruniversität Bochum; die Idee hatte der Verein „Unsichtbar“.

Dr. Christoph Baer von der Ruhr-Uni und seine Studenten begannen vor einigen Monaten zu tüfteln, konzipierten einen Prototypen. Doch damit allein war es nicht getan; schließlich sollte „Clochard Alert“ in Serie gehen – und so suchte man „tief im Westen“ nach einem Partner, der solche Geräte in größerer Stückzahl herstellen kann.

Fündig wurden die Bochumer weiter im Osten, genau gesagt, in der Gemeinde Ense. Dort, im Industriegebiet im Ortsteil Höingen, ist Raimund Köhler schon seit 1998 mit seiner Firma „Melitec“ ansässig.

Warum ausgerechnet er?

„Wir pflegen seit Langem Beziehungen zu den Hochschulen in Lippstadt und Bochum“, berichtet der Arnsberger; „stehen dort Projekte im Raum, bieten wir eine Zusammenarbeit an.“ Ein eher „loser Kontakt“ zu Dr. Baer mündete im konkreten Fall in eine erfolgreiche Kooperation. Zunächst in einer Auflage von 1000 Stück produziert, sind die einfach zu handhabenden Röhrchen inzwischen bundesweit gefragt. „Zuletzt hat am Mittwoch die Stadt Hamburg angefragt“, freut sich Raimund Köhler.

So sieht sie aus, die Mini-Alarmanlage für Obdachlose.
So sieht sie aus, die Mini-Alarmanlage für Obdachlose. © WP | Torsten Koch

Und wie funktionieren die Geräte? Im Grunde sehr simpel: Das dazugehörige rote Kabel kann zum Beispiel an einem Taschengriff befestigt werden. Zieht jemand daran, wird es laut: ein Warnsignal ertönt – „Clochard Alert“ im wahrsten Sinne des Wortes… Diebe werden abgeschreckt; sollte der Besitzer der Tasche schlafen, wacht dieser auf.

Funktioniert? Funktioniert! Über mehrere Monate haben Obdachlose – u.a. in Wuppertal, Bochum und Gladbeck – die Mini-Alarmanlagen getestet. „Man wird öfter beklaut, wenn man auf der Straße lebt“, meint Björn, „mit der Alarmanlage wird man gewarnt, wenn was ist, man fühlt sich sicherer damit.“ Er könne dadurch auch ruhiger schlafen, so der „Clochard“-Tester weiter.

„Wir liefern an Sozialstationen und Institutionen, die Obdachlosen helfen und über Spenden und Fördergelder die Geräte finanzieren“, schildert Köhler die „Kundschaft“ – und blickt bereits in die Zukunft:

Unter dem Namen „Taschen-Alarmanlage“ gibt es ein weiteres Gerät, das mit einem abziehbaren Schlüssel funktioniert und für einen breiteren Kundenkreis ausgelegt ist. Die Variante für Obdachlose ist bewusst ohne Schlüssel, sondern mit Druckknopf ausgestattet, um den Gebrauch zu erleichtern. Fakt ist; auch die Erlöse der „Folgevariante“ fließen zurück in das Projekt:
„Nur unsere Kosten sollen wieder reingeholt werden“, betont Raimund Köhler. Das „Dorf der schlauen Füchse“ kann stolz auf ihn sein!

Interessierte können Kontakt aufnehmen per Telefon: 02938-972514, oder Mail an: Koehler@melitec.de