Voßwinkel. Nachgefragt bei Matthias Winkler: Voßwinkler St.-Johannes-Schützen stehen zu ihrer Entscheidung, das Vogelschießen ohne Königsschuss zu beenden.
„Es ist dabei geblieben“, blickt Matthias Winkler auf den vergangenen Montag zurück, an dem sich der Voßwinkler Adler dauerhaft im Kugelfang eingenistet hat...
Wie berichtet, hatte die Bruderschaft St. Johannes das Schießen um 11 Uhr beendet, weil bis dahin kein Anwärter ernsthaft Anstalten gemacht hatte, das „Federvieh“ von der Stange zu holen und sich die Königskette umhängen zu lassen.
„Zwar hat sich unser Major Thomas Spelsberg beim Abmarsch von der Vogelwiese noch ein-, zweimal umgedreht – in der Hoffnung, es könnte doch noch jemand an’s Gewehr treten...“, berichtet Matthias Winkler.
Aber spätestens nach Ankunft in der Halle sei das Thema endgültig durch gewesen, so der Oberst der Voßwinkler Schützen weiter.
Entwicklung deutete sich an
„Ich habe im Vorstand schon länger kommuniziert, dass sich so eine Entwicklung andeutet“, blickt der Schützenoberst zurück, schon vor Corona habe man sich im „Dorf der schlauen Füchse“ schwer damit getan, einen Regenten zu finden. Der erhoffte „Nach Corona-Effekt“ – endlich wieder Schützenfest, viele Bewerber um die Königswürde unter der Vogelstange – sei leider ausgeblieben. „Viele sind weiterhin vorsichtig, wir hatten auch weniger Besucher in der Halle“, hat der Schützenchef beobachtet.
Trotzdem waren am Montagmorgen zahlreiche Voßwinkler auf „Höppen Kopp“ dabei, potenzielle neue Könige gab es sicher genug.
Hinter der Entscheidung, niemanden aus Reihen des Vorstands „zwangsrekrutieren“ zu wollen, steht der Oberst 100-prozentig: „Wir hatten im Vorfeld besprochen, dass wir das nicht machen wollen, wenn sich kein Bewerber findet; der Vorstand hat sich einstimmig dafür ausgesprochen.“ Trotz des Risikos, dass der ein oder andere am Montag in der Halle überrascht oder gar verstimmt gewesen sein mag?
Natürlich hätte jemand aus der Führungsriege einspringen können – obwohl dieser dann vieles kurzfristig hätte organisieren müssen – aber das wäre ein „falsches Signal gewesen“, betont Winkler: „Es sollte nur jemand König werden, wenn er es auch möchte!“
Mit der getroffenen Entscheidung könne er gut leben – und trage diese aus Überzeugung, sagt er; und hofft außerdem noch auf einen „Nebeneffekt“ dieser konsequenten Haltung: „Vielleicht hat es die Voßwinkler ja zum Nachdenken gebracht – zumal der ein oder andere sicherlich im Freundeskreis oder bei der Arbeit auf das Dorf ohne König angesprochen wird...“
Blick in die Zukunft
Womit wir beim Blick in die Zukunft wären – kann, und möchte, die Bruderschaft gegensteuern, um einer Wiederholung vorzubeugen?
Dafür sei es zum jetzigen Zeitpunkt definitiv noch zu früh, legt sich Voßwinkels Oberst fest, ist aber überzeugt, dass sich ein Vogelschießen mit Ausgang eines Hornberger Schießens nicht zwangsläufig wiederholen muss. Viele Faktoren spielten eine Rolle dabei, ob es genügend Bewerber für ein Jahr als König der schlauen Füchse gibt.
Ein Unsicherheitsfaktor bleibt also, sicher ist aber: Die Bruderschaft St. Johannes wird in den nächsten Monaten offen mit ihrem „Monarchen-Problem“ umgehen – und sich nicht verstecken:
„Wir besuchen die Feste befreundeter Vereine, auch ohne amtierendes Königspaar“, legt Thomas Winkler sich fest, und merkt außerdem an: „In der Vergangenheit waren wir das ein oder andere Mal auch ohne König und Königin auf Festen zu Gast – zum Beispiel, wenn unser Paar in den Urlaub gereist oder oder auf unverschiebbaren Terminen gefragt war.“
Apropos Urlaub: Die bevorstehenden Sommerferien mögen ein weiterer Grund für die Zurückhaltung auf der Vogelwiese gewesen sein. „Vielleicht haben einige potenzielle Kandidaten – nach langer Corona-Zwangspause – eine Reise fest gebucht und wollten nicht in Konflikte geraten“, mutmaßt der Oberst.
Wie dem auch sei, die Welt geht in Voßwinkel nicht unter – meint auch Margit Hieronymus.
Arnsbergs stellvertretende Bürgermeisterin fand noch am Montag in der Schützenhalle tröstende Worte, räumte ein, dass es im ersten Moment sicher betroffen mache, ohne König ins Schützenjahr zu gehen. Doch vor allem angesichts der aktuellen Weltlage gebe es sicher Schlimmeres, so Hieronymus.
Ein Jahr zum Nachdenken
Nun haben die „Füchse“ – und nicht nur die im grünen Schützenrock – fast ein Jahr lang Zeit, sich Gedanken zu machen, wie es an der B 7 mit dem Schützenwesen weitergehen soll.
Sie werden die richtige Entscheidung treffen – schließlich sind sie schlau!