Voßwinkel. Nach 130 Schuss wurde das Vogelschießen in Voßwinkel beendet - weil kein Anwärter mehr unter die Stange trat.
Die Voßwinkler St. Johannes-Schützen müssen in diesem Jahr ohne König auskommen: Niemand aus dem „Dorf der schlauen Füchse“ war am Montagmorgen bereit, den Vogel abzuschießen.
Nach kurzer Beratung beschloss der Vorstand daher, das Warten zu beenden und zur Halle zurück zu marschieren. Dabei hatte der Tag mit einer freudigen Premiere begonnen, denn Theresa Kemper wurde Jungschützenkönigin.
Der Musikverein Herdringen schmetterte um kurz vor elf Uhr das Lied von der Schützenliesel – in der Hoffnung, doch noch einen Anwärter unter die Vogelstange locken zu können. „Gekracht“ hatte es zuvor bereits mehr als dreimal (nicht wie im Lied...), doch die Schüsse wurden zu Beginn auf die Insignien abgefeuert – und danach – eher sporadisch – von einigen Schützenbrüdern abgegeben. So kam es, dass der Vogel noch ungerührt im Kugelfang hockte, als um 10.40 Uhr per Lautsprecher die Durchsage über die Wiese „auf Höppen Kopp“ hallte: „Findet sich bis 11 Uhr kein Bewerber aus Reihen der Dorfgemeinschaft, brechen wir ab...“
Obwohl sogar die Sonne plötzlich hinter den Wolken hervor lugte, als wolle sie den potenziellen neuen König locken, verstrich die Frist ohne Ergebnis – mit gesenkter Fahne ging es zurück zur Schützenhalle...
Marco Hauschulte sichert sich Insignien
Als die Bruderschaft gegen 9 Uhr mit klingendem Spiel Richtung Vogelwiese marschierte, hatte es noch kräftig geregnet – vielleicht ein schlechtes Omen… Die trotz des zunächst miesen Wetters zahlreich anwesenden Voßwinkler – nach rund 1000 Tagen ohne Schützenfest erwartungsfreudig – konnten anfangs reges Treiben an den Gewehren beobachten. Unter den Augen von Pfarrer Stephan Jung (der auch einen Ehrenschuss abgab) und Arnsbergs stellvertretender Bürgermeisterin Margit Hieronymus wurde kräftig auf die Insignien gefeuert: Marco Hauschulte aus dem Vorstand der Bruderschaft gelang es, sowohl Apfel als auch Zepter zu „erbeuten“… Doch dann ebbte die Aktivität an den beiden Flinten spürbar ab.
So gab es eine Schießpause, die zur Ermittlung des Jungschützenkönigs genutzt wurde – und einen überraschenden Verlauf nahm, denn den entscheidenden fünften Treffer auf das einer Biathlonscheibe nachempfundene Ziel setzte eine junge Dame: Theresa Kemper ist neue Jungschützenkönigin. Eine Premiere, denn zuvor hatten sich stets „Jungs“ die Kette für den Nachwuchs gesichert. „Vier mal hat es beim Versuch, Kinderkönigin zu werden, nicht geklappt“, freute sich die 17-jährige Schülerin des St. Ursula-Gymnasiums, die auch im Voßwinkler Spielmannszug aktiv ist, wie eine „Schneekönigin“ über ihren Coup. Neuer Kinderkönig der St. Johannes-Schützen ist übrigens Anton Dünschede – herzlichen Glückwunsch!
Gern hätte der Vorstand auch einen neuen „großen“ König beglückwünscht, zeigte aber „klare Kante“: „Wir feiern das Schützenfest ja nicht für die Bruderschaft, sondern für das ganze Dorf“, hieß es dazu. Dass offenbar niemand den „Mumm“ hatte, König zu werden, sei bedauerlich, dass jemand aus dem Schützenvorstand einspringen muss, nur um einen Regenten zu ermitteln, nicht zwingend vorgesehen – und am Montagmorgen wohl auch nicht gewünscht.
Am „Finanziellen“ kann es nicht gelegen haben, denn die Bruderschaft gewährt ihren Königen jeweils eine „Geldspritze“ von 3000 Euro!