Neheim. Wenige Tage ist noch Geduld gefragt, dann kann man an der Stembergstraße wieder Geld abheben. Warum insgesamt Automaten reduziert werden.

Auf den Tag genau sechs Monate mussten die Menschen in Neheim ohne den Geldautomaten an der Stembergstraße auskommen – das ändert sich in der nächsten Woche nun endlich wieder. Am Mittwoch, 22. Juni, sollen die beiden Ein- und Auszahlungsautomaten im neuen Pavillon aus Stahlbeton in Betrieb genommen werden. Das erklärte Ernst-Michael Sittig, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Arnsberg-Sundern, bei der Vorstellung des neuen alten Standorts.

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Meist frequentierter Sparkassen-Automat in Arnsberg und Sundern

Am 22. Dezember 2021 hatte die Sprengung des Automaten einen erheblichen Schaden verursacht. Die Nachbarschaft wurde durch den Knall der Explosion aus dem Schlaf gerissen, im angrenzenden Wohnhaus zersprang eine Fensterscheibe und die SB-Geschäftsstelle wurde vollständig zerstört.

Der neue Sparkassen-Pavillon an der Stembergstraße in Neheim. 
Der neue Sparkassen-Pavillon an der Stembergstraße in Neheim.  © Unbekannt | Christina Schröer

Gleich war klar, dass eine neue, sprengfeste Lösung geschaffen werde muss, um den beliebten Geldautomaten am „Sparkassen-Kreisel“ so sicher und so schnell wie möglich zu ersetzen. „Der Standort ist bis zur Sprengung der am meisten frequentierte im gesamten Gebiet der Sparkasse Arnsberg-Sundern gewesen. Wir verbuchen hier rund 400 Transaktionen am Tag“, erklärt Ernst-Michael Sittig.

Ein halbes Jahr Lieferzeit

Die Wartezeit von einem halben Jahr bis zur Fertigstellung stimmt die Verantwortlichen mit Blick auf die aktuellen Lieferengpässe in zahlreichen Branchen jedoch recht zufrieden. Die Standard-Lieferzeit für Geldautomaten liege derzeit ohnehin bei sechs Monaten. „Es werden jährlich mehrere hundert Automaten gesprengt, die müssen ja auch erstmal wieder produziert werden“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.

In dieser Woche wurde nun der massive Korpus samt zweier Automaten für die Ein- und Auszahlung geliefert und seither finden verschiedene Arbeiten rund um die Geschäftsstelle statt. Anders als zuvor sind sogar die Automaten selbst mit in den Stahlbeton-Korpus eingegossen, sodass es kaum Angriffsfläche für mutmaßliche Sprengstoffangriffe gibt. „Hinzu kommt, dass beim Einbruchsversuch Nebel sowie ein Licht mit Stroboskopeffekt ausgelöst wird, um die Sicht potenzieller Täter einzuschränken“, erklärt Ernst-Michael Sittig. Eine Stahltür im hinteren Bereich des Pavillons ist zudem durch eine innenliegende Stahlgittertür gesichert, die auch Sprengungen standhalten soll.

Faktor Zeit ist entscheidend

Zwar könne man eine weitere Sprengung trotz Stahlbeton und Gittertür nicht verhindern, man spiele durch die massiven Sicherheitsvorkehrungen aber auf den Faktor Zeit. „Potenzielle Täter sollen abgeschreckt werden. Laut Landeskriminalamt werden die meisten Angriffe auf Geldinstitute nach zehn Minuten noch vor der Sprengung abgebrochen, es dauert den Tätern dann einfach zu lange und das Risiko, von der Polizei gefasst zu werden, ist zu hoch. Wir können eine mögliche Sprengung auch in Zukunft nicht vollends ausschließen, aber sie wird erfolglos bleiben“, so Ernst-Michael Sittig.

Aufgrund der neuen Bauweise wird es an der Stembergstraße keine Kontoauszugsdrucker und Überweisungsterminmal mehr geben. Hier bittet die Sparkasse Kundinnen und Kunden, das SB-Angebot des Beratungs-Centers in der Hauptstraße 10-12 zu nutzen.

Dort sowie an anderen Standorten der Sparkasse Arnsberg-Sundern werden in Zukunft ebenfalls weitere Sicherheitsmechanismen verbaut und alle Geschäftsstellen, auch die SB-Standorte, zwischen 23 und 6 Uhr schließen. „Wir wissen, dass in dieser Zeit nur 1,5 Prozent aller Bargeld-Transaktionen stattfinden, daher werden wir in diesem Zeitraum nicht mehr öffnen und die Sicherheit an den Standorten somit erhöhen“, sagt Sittig.

Automaten-Anzahl reduzieren

Keine Zukunft hat jedoch die ebenfalls gesprengte SB-Geschäftsstelle auf Bergheim. Hier wird nicht wie an der Stembergstraße nachgerüstet, stattdessen sei man auf der Suche nach einem neuen Standort für den „Westflügel“ in Bergheim, Bachum oder Voßwinkel. Bislang verlaufe die Suche jedoch erfolglos. „Die Vermieter wollen uns aufgrund der vielen Sprengungen nicht mehr in ihren Häusern haben. Aber wir suchen weiter. Insgesamt werden wir die Zahl der Geldautomaten zwar reduzieren, es wird an diversen zentralen und verkehrsgünstigen Standorten immer die Möglichkeit geben, Bargeld abzuheben.“ So entsteht am Stadtwerke Campus eine SB-Geschäftsstelle als Ersatz für die geschlossenen Filialen in Niedereimer und Bruchhausen.

Grundsätzlich reagiere die Sparkasse Arnsberg-Sundern mit der Reduzierung der Geldautomaten auf das Verhalten von Kundinnen und Kunden: 2021 habe es beispielsweise 500.000 Bargeld-Abhebungen und -Einzahlungen weniger gegeben, dafür zwei Millionen EC-Karten-Transaktionen mehr als im Vorjahr. Diejenigen, die keine Möglichkeit haben, eine der SB-Geschäftsstellen zu erreichen, werden auch weiterhin durch den Bargeld-Bringservice unterstützt. „Da muss man aber sagen, dass die Nachfrage sehr überschaubar ist. Das Angebot wird bisher zehn bis 15 Mal die Woche genutzt. Was sicher auch daran liegt, dass man sich im Sauerland noch gegenseitig hilft und Nachbarschaftshilfe nicht nur ein Wort ist“, so der Sparkassen-Vorstandsvorsitzende.