Sundern/Hochsauerlandkreis. Zum Auftakt der Landtagswahlkandidaten-Vorstellung haben wir ein spannendes Gespräch mit Idiz Greiwe von der Satire-Partei „Die Partei“ geführt.

Der Landtagswahlkreis Hochsauerlandkreis I hat mit Idiz Greiwe von „Die Partei“ bei der diesjährigen Wahl wohl einen der jüngsten und gleichzeitig größten Kandidaten auf dem Zettel. Mit gerade einmal 18 Jahren und 1,95 Metern Körpergröße strotzt der junge Sunderner vor Ideen mit jugendlicher Leichtigkeit und satirischem Touch. Aber ebenso ernsten Hintergründen.

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Leute, macht bessere Politik!

„Wir verstehen uns als Satire-Partei und möchten mit unseren oft provokativen Ansätzen und Slogans vermitteln: Leute, macht bessere Politik! Diese Wahl zu gewinnen, wäre eine Katastrophe. So viele Stimmen zu bekommen, dass man mitreden darf, wäre allerdings perfekt“, sagt Idiz Greiwe zu Gesprächsbeginn und vermittelt damit unter anderem, wie man seine politischen Ansichten einzuordnen hat: Eben durchaus politisch engagiert und am Wohlergehen der Menschen im HSK interessiert, jedoch immer ein wenig überspitzt und über das Ziel hinaus. „Wir möchten den großen Parteien den Spiegel vorhalten“, so der 18-Jährige, der quasi noch ein Politik-Neuling ist. Mit 16 Jahren ist er erstmalig auf Tuchfühlung mit „Die Partei“ in Sundern gegangen und wurde ein gutes Jahr später gleich als Kandidat für die Landtagswahl aufgestellt.

Mindest-Hirn als Voraussetzung

Er hat sich auf die Fahne geschrieben, sich für die Absenkung des Wahlalters einzusetzen. „Und ein Mindest-Hirn sollte ebenso wie vernünftiger Demokratie-Unterricht in der Schule Voraussetzung für die Zulassung zur Wahl sein“, sagt er.

Nun hat Idiz Greiwe sich, ebenso wie die anderen HSK-Landtagskandidaten, im Gespräch mit unserer Redaktion zu den großen Themen Mobilität, Energiewende, innere Sicherheit und Polizeipräsenz, ärztliche Versorgung in ländlichen Regionen, Schule sowie den aktuellen Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg geäußert.

Mobilität

Den öffentlichen Nahverkehr ausbauen, optimieren und subventionieren. Das wären die Wünsche von Idiz Greiwe: „Jeder sollte kostenlos Bus und Bahn fahren können. Aber damit das Sinn ergibt, müsste im HSK natürlich zunächst einmal das Angebot deutlich verbessert werden.“ Um dies zu ermöglichen schlägt der 18-Jährige vor, Gelder, die in die Autoindustrie gesteckt werden, umzuverteilen und ggf. auch leicht die Steuern zu erhöhen. „Ich bin zudem der Meinung, dass man lieber in den Schienenverkehr investieren sollte, anstatt die A46 auszubauen. Die Strecke der Röhrtal-Bahn wird ja auch für den Transport von Bäumen genutzt, warum nicht auch wieder für den Personenverkehr?“

Energiewende

„Lieber auf ein Windrad blicken als auf eine Atommüll-Halde oder ein Kohlekraftwerk“, findet der „Die Partei“-Kandidat klare Worte zu den Windkraft-Diskussionen, die den Hochsauerlandkreis seit Jahren und auch ganz aktuell umtreiben. Er stehe gänzlich hinter regenerativen Energien und würde sich vor allem für Photovoltaik-Anlagen einsetzen und die Förderung dafür erhöhen. „Außerdem darf es keine Steuern für selbst erzeugten Strom geben“, sagt er. Sinnvoll sei zudem die Einbindung des Sorpesees in die Produktion von Wasserenergie. „Und schwimmende Solarzellen wäre sicher auch eine gute Sache.“

Ärztliche Versorgung

Moderne Medizin, Weiterbildungen für Zahnärzte, „man muss nicht zwingend gleich ein Loch bohren, um Karies zu entfernen“, und Arztpraxen ohne Faxgeräte wünscht sich Idiz Greiwe für das Sauerland.

„Und ich bin grundsätzlich gegen die Privatisierung von Krankenhäusern“, erklärt er. Um die hausärztliche Versorgung auf dem Land adäquat aufrecht zu erhalten, müsse man seiner Meinung nach bei den Krankenkassen ansetzen.

Schule

„Stühle und Tische sind in den 80er Jahren hängen geblieben. Wenn Arbeitnehmer unter solchen Bedingungen arbeiten müssten, würde es Klagen hageln“, ist die Meinung des 1,94-Meter-Mannes zur Ausstattung in Schulen. Da seien dringend Investitionen nötig.

Und auch in anderen Bereichen müsse viel mehr Budget vorhanden sein. „Jedes Unternehmen hat einen IT-Berater, aber in Schulen wurde von den Lehrkräften verlangt, dass die mal eben den Distanzunterricht mit allen digitalen Herausforderungen ermöglichen - das kann es ja nicht sein. Hier hätte man viel mehr unterstützen müssen“, so Greiwe. Er kritisiert zudem, dass an den Schulen in NRW immer nur iPads der Marke Apple für die Schülerinnen und Schüler angeschafft wurden. „So hat man die Monopolstellung des Unternehmens noch mehr gefördert. Ich bin dafür, dass man sich von Apple sowie von Microsoft löst und freie Systeme einsetzt, die auch den DSGVO-Vorgaben (Datenschutz) entsprechen.

Innere Sicherheit

„Ich finde es abstoßend, dass jede kleine Polizeiwache inzwischen über den Staatstrojaner verfügt und z.B. Zugriff auf Whatsapp-Verläufe hat“, so Greiwe. Zwiegespalten blickt er zudem auf die Body-Cams, die die Beamten im Einsatz tragen. „Die Idee ist eigentlich toll, aber ich sehe da auch viel Potenzial für Missbrauch und einen zu tiefen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte.“

Das Konzept des „Dorfsheriffs“ befürworte er und sieht darin die Chance, eine vertrauensvolle Basis zwischen Polizei und Bevölkerung zu schaffen.

Herausforderung Ukraine-Krieg und Flüchtlinge

„Die Solidarität mit den Geflüchteten aus der Ukraine ist im Hochsauerlandkreis sehr groß und das freut mich ungemein. Durch das Engagement der vielen Ehrenamtlichen läuft die Betreuung der Geflüchteten meiner Ansicht nach sehr gut. Die Behörden müssen die Arbeit jedoch weiterhin unterstützen“, sagt Idiz Greiwe. Er kritisiert jedoch, dass nicht alle Flüchtlinge in Deutschland gleich behandelt werden. „Es sollten alle gleich offen begrüßt und unterstützt werden. Die Situation jetzt zeigt ja, dass Deutschland das grundsätzlich gut kann.“

Mein liebstes Hobby:

Das ist zum einen 3D-Design und zum anderen mein Lieblingsinstrument: Der Synthesizer.

Meine Lieblingsmusik:

Dem Lieblingsinstrument entsprechend ist das die Musik der 80er Jahre - am liebsten analog. Daft Punkt finde ich z.B. richtig gut.

Mein Lieblingstier?

Das ist auf jeden Fall der Hund. Wir haben einen Shitzu-Mix namens Toffy zu Hause. Wenn man in Sundern also eine sehr große Person mit einem recht kleinen Hund sieht, bin ich das womöglich.