Arnsberg. Worauf man beim Nachrichtenkonsum und dem Umgang von Kindern und Jugendlichen mit dem Thema Krieg achten muss.

Mit den aktuellen Bildern aus der Ukraine mental fertig zu werden, ist für viele Erwachsene eine riesige Herausforderung. Der Blick in die Zeitung, den Fernseher oder das Internet gleicht einem Alptraum, aus dem wir nicht so einfach wieder aufwachen können. Und doch stürzt man sich immer wieder auf die neusten Meldungen aus dem Kriegsgebiet, konsumiert mehr Nachrichten denn je und versteht trotzdem nicht, wie es so weit kommen konnte und was tatsächlich vor sich geht.

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Was Erwachsenen schon schwer fällt, stellt für Kinder und Jugendliche eine noch größere Herausforderung dar - die sie nicht alleine bewältigen sollten. „Was uns beschäftigt, merken auch unsere Kinder. Sie bekommen die Stimmung mit, selbst wenn man versucht, sie zu verbergen“, erklärt Barbara Bögge-Schröder, Diplom-Psychologin beim Psychologischen Dienst des Sozialdienstes katholischer Frauen in Arnsberg. Umso wichtiger sei es daher, auf Kinder und Jugendliche einzugehen, die ihre Sorgen zu den aktuellen Geschehnissen in der Ukraine äußern.

Barbara Bögge-Schröder ist Diplom-Psychologin beim beim Psychologischen Dienst des Sozialdienstes katholischer Frauen.
Barbara Bögge-Schröder ist Diplom-Psychologin beim beim Psychologischen Dienst des Sozialdienstes katholischer Frauen. © SkF

Kinder geben das Tempo vor

„Grundsätzlich gilt, dass die Kinder das Tempo vorgeben und wir ihnen nicht auferlegen, was uns gerade beschäftigt. Viel mehr sollten wir dann nachfragen, was das Kind gerade beschäftigt“, sagt sie. Sätze, wie „das geht dich nichts an“ oder „da bist du noch zu klein für“ seien definitiv fehl am Platz. Kinder aktiv und ohne erkennbaren Anlass auf das Thema Krieg anzusprechen ebenso.

Doch wenn Fragen kommen, sollte man vorbereitet sein: Informationen vermittle man am besten mit kindgerechten Antworten und mit der Unterstützung durch altersgerechte Nachrichten-Formate wie „ZDF-Logo“ oder „9 1/2“, wo Nachrichten speziell für Kinder aufgearbeitet werden. „Um die Kinder beim Konsum von Nachrichten zu schützen, rate ich davon ab, sie z.B. mit vor den ntv-Liveticker zu setzen. Aber auch bei kindgerechten Nachrichten zum Thema Krieg in der Ukraine sollte immer ein Erwachsener begleitend zur Seite stehen“, so Barbara Bögge-Schröder. Insgesamt gelte es, Nachrichten sowohl für Erwachsene als auch für Kinder zu dosieren und nicht rund um die Uhr zu konsumieren. „Gut informiert zu sein ist wichtig. Auch mal den Kopf freizubekommen aber ebenso.“

Bei Jugendlichen komme hinzu, dass man im Blick haben muss, wie und in welchem Umfang sie Nachrichten aus der Ukraine in den sozialen Medien konsumieren. „Und natürlich stellen Jugendliche auch andere Fragen als zum Beispiel Grundschulkinder. Eltern sollten auf jeden Fall darauf achten, dass seriöse Quellen gewählt und auf keinen Fall ungefilterte Videos aus dem Kriegsgebiet geschaut werden. Das gilt natürlich immer und auch für andere Krisen.“

Die Situation mit Aktionen verarbeiten

Dass Kinder und Jugendliche die aktuellen Ereignisse, so wie die Grundschulkinder aus Moosfelde mit ihrem Peace-Zeichen, mit verschiedenen Aktionen verarbeiten, schätzt die Diplom-Psychologin als durchaus hilfreich im Verarbeitungsprozess ein. „Ob es nun das Peace-Zeichen ist, das Anzünden von Kerzen, um jemandem zu gedenken, oder vielleicht eine Mal-Aktion, in der sich die Kinder ausdrücken können. Das alles sind Versuche und Wege, aus der Hilflosigkeit um den Ukraine-Krieg herauszukommen. Und mit der Unterstützung durch Pädagogen halte ich das für sehr sinnvoll“, erklärt Barbara Bögge-Schröder.

Wichtig sei auch hier, die Kinder dort abzuholen, wo sie stehen und sie das Tempo vorgeben zu lassen. „Da bin ich mir sehr sicher, dass die Lehrerinnen und Lehrer vor Ort die Situation richtig einschätzen und die Kinder nicht überfordern.“

Struktur gibt Sicherheit

Eltern rät die Diplom-Psychologin, im Anschluss an solche Aktionen oder Gespräche über den Krieg, gemeinsam zur Ruhe zu kommen und auf vertraute Rituale zu setzen. Das Thema abends gemeinsam abzuschließen, bevor es ins Bett geht, sei auf jeden Fall hilfreich für die Verarbeitung. „Struktur gibt immer Sicherheit“, sagt sie.

Gerade dann, wenn die schlimmen Nachrichten aus der Ukraine die ohnehin schon durch Corona bewegte Kinderseele treffen.

Tipps und Beratung:

  • Eltern, die sich über Jugendschutz im Internet informieren möchten, empfiehlt Diplom-Psychologin Barbara Bögge-Schröder zum Beispiel folgende Website: www.servicestelle-jugendschutz.de.
  • Bei Fragen zum kindgerechten Umgang mit dem Thema Krieg, kann man sich zudem auch gerne an die Beratungsangebote des Sozialdienstes katholischer Frauen in Arnsberg (SkF) wenden.
  • Die Familien- und Erziehungsberatungsstelle des SkF sitzt in der Ringlebstraße 10 in Arnsberg und ist erreichbar unter Tel. 02932 / 9393 111.