Arnsberg. Beispiel aus Schulgemeinde der Grundschule Dinschede zeigt sensible Gratwanderung zwischen Aufarbeitung des Ukraine-Krieges und Verunsicherung
Der Ukraine-Krieg erreicht die Klassenzimmer in den Grundschulen. An vielen Schulen starten Kinder, Lehrer und Eltern symbolische Aktionen für die Frieden. Leicht machen es sich die Schulen dabei nicht. „Wir haben lange überlegt, wie wir das Thema angehen sollen“, erzählt Simone Eickhoff. Sie leitet die Grundschule Dinschede in Oeventrop. Die Frage war: „Warten wir bis die Kinder von alleine kommen oder sprechen wir es von uns aus an?“.
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Das Thema ist sensibel, weil gerade nach der Corona-Zeit die Kinder nicht erneut verängstigt werden sollen. Nach einem langen Wochenende mit dem schulfreien Montag versammelten die Dinscheder Lehrkräfte am Dienstag ihre Schülerinnen und Schüler zum Morgenkreis und fragten offen, was die Kinder denn am Wochenende erlebt hätten und was sie beschäftigte. „Und da kamen dann schnell die ersten Erzählungen, die klar machten, dass die Kinder schon viel über den Krieg gehört hatten“. Das wurde dann in den Klassen aufgegriffen - mit Hilfe einer Ukraine-Karte, die auch zeigte, wo die Nato-Länder sind, was ein Bündnis ist und wer dazu gehört und wo Russland liegt. „Das war schon sehr detailliert“, so Simone Eickhoff. Bei den 1. und 2. Klassen passierte das natürlich etwas oberflächlicher. Auch mit Kindernachrichten des „Logo-Formats“ wurde gearbeitet.
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Bei den Kindern bemerkte Simone Eickhoff weniger ernste Sorgen und Ängste als vielmehr „Entsetzen darüber, dass da jetzt die Familien durch die Flucht auseinandergerissen werden“, erzählt die Schulleiterin. Kinder berichteten aber auch von persönlicher Betroffenheit, wenn zum Beispiel Freunde der Eltern aus der Ukraine nun nach Oeventrop flüchteten. Andere fragen, ob sie nun bald auch neuen Schulkameraden aus der Ukraine bekämen. Und umzugehen sei auch damit, wenn Kinder aus russischstämmigen Familien kommen. „Wir machen hier in der Schule aber keine politische Analyse, das würde alle Kinder überfordern“, so Simone Eickhoff. Der Friedensgedanke stehe immer im Vordergrund.
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Friedenstauben gebastelt
So wurden zunächst Friedenstauben in den ukrainischen Farben gebastelt. Später wurde ein Banner mit den Handabdrücken der Kinder und der Forderung „Alle Kinder sollen in Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden leben können“ erstellt. Am Mittwochabend traf sich ein großer Teil der Schulgemeinde auf dem Schulhof. Hier standen die Äußerungen der Kinder im Vordergrund. Stellvertretend sprachen zwölf Kinder aus den Klassen 2 bis 4 über ihre Sorgen, Ängste und Wünsche. Während eines gezeigten Musik-Videos „Wir ziehen in den Frieden“ stellten viele der anwesenden Kinder und Erwachsene Kerzen als Symbol der Solidarität auf den Schulhof.
Simone Eickhoff, Dinscheder Schulleiterin, räumt aber auch ein, dass es vereinzelt Eltern gibt, die nicht wollen, dass die Schule die Kinder mit dem Ukraine-Krieg zusätzlich belastet. „Auch wir hätten uns gewünscht, dass es solche Aktionen nicht bräuchte“, sagt Simone Eickhoff. Der Krieg ist aber Realität.