Arnsberg. Solar-Anlage auf dem Spulberg bei Herdringen und Windpark Kirchlinde erzielen im Jahr 2021 unterdurchschnittliche Stromerträge.
Der Klimawandel lässt grüßen: Während die Erträge heimischer Projekte zur Gewinnung regenerativer Energie vor zwei Jahren äußerst positiv ausfielen, war die Ausbeute im vergangenen Jahr eher mau. „2020 lagen wir bei Wind und Solar deutlich über Durchschnitt – 2021 hingegen war die Ausbeute unterdurchschnittlich“, bilanziert Matthias Kynast auf Anfrage der Redaktion.
2021 zehn Prozent mehr Solarmodule in Deutschland
Der Absatz von Solarmodulen legte 2021 gegenüber dem Vorjahr um rund zehn Prozent zu, so die vorläufige Bilanz des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW).
Wurden der Bundesnetzagentur 2020 noch 184.000 Photovoltaik-Systeme mit einer Gesamtleistung von 4,8 Gigawatt neu gemeldet, brachten neu installierte Solaranlagen 2021 eine Gesamtleistung von 5,3 Gigawatt. Somit stammen nun zehn Prozent des deutschen Stromverbrauchs aus Photovoltaikanlagen.
Der Projektierer aus Erwitte betreibt in Arnsberg die „Bürger Wind Sauerland GmbH & Co. KG“ und fungiert außerdem als Geschäftsführer des Beteiligungsprojektes „Bürger Solar“ Arnsberg. Diese großräumige Photovoltaik-Anlage befindet sich auf dem Spulberg bei Herdringen wurde im Herbst 2012 in Betrieb genommen. „Bürger Wind“ lässt bereits seit Februar 2009 eine Enercon E-82 mit zwei Megawatt (MW) Leistung und 108 Metern Nabenhöhe bei Kirchlinde Strom erzeugen. 2009 wurden zwei weitere, baugleiche Windenergieanlagen (WEA) errichtet – der Standort wurde Windpark. Seit 2010 werden die Ergebnisse aller drei WEA gepoolt.
Auch die Windkraftanlage in Müschede (HeVoRa I) hat der Erwitter in den Stiel gestoßen – dort „schnurrt“ eine Enercon E 40 – übrigens die älteste der vier örtlichen Bürger-Windenergie-Anlagen (Baujahr Oktober 1996). Das „Schätzchen“ hat bereits seinen Standsicherheitsnachweis erbracht, der den Betrieb über den „angenommenen Nutzungszeitraum“ von 20 Jahren hinaus erlaubt – nun bis zum Jahr 2026.
Zahlen zu den Stromerträgen liefern unsere Tabellen (rechts unten).
Jahreszeitliche Schwankungen
Bringt ein „unterdurchschnittliches Jahr“ wie 2021 die Betreiber wirtschaftlich in Schwierigkeiten? Noch nicht: „Jahreszeitliche Schwankungen sind kein Grund zur Panik und lösen auch keine Krise aus“, bleibt Matthias Kynast gelassen. In Summe der vergangenen zwei Jahre liege man im Soll. Doch der Klimawandel macht sich auch im Sauerland bemerkbar. „Stabile Wetterlagen über viele Wochen lang sind ein Problem“, erklärt der Projektentwickler. Tiefdruckgebiete machten sich rar, der Wind habe insgesamt nachgelassen – oder komme als Orkan daher: „Ein Sturm wie Kyrill – verteilt auf 30 Tage, das würde bei uns die Sektkorken knallen lassen...“
Prognosen, wie es mit dem Wetter weitergehen wird, seien schwierig, was wiederum Einfluss auf die Perspektiven für den langfristigen Betrieb von Windenergie- und Solaranlagen nehme.
Fehlende Perspektiven sieht Kynast aber vor allem beim Blick auf die Energiepolitik. Während der Merkel-Ära sei der Ausbau regenerativer Energien über Jahre ausgebremst worden. Nun erschwerten mangelnde Ressourcen deren zügigen Ausbau, obwohl das Interesse enorm groß sei. Der richtige Zeitpunkt, um auch in Arnsberg und Sundern in weitere Projekte zu investieren? „Derzeit eher ein schlechter Zeitpunkt“, meint der Erwitter – wegen der explodierenden Kosten. Der Bau einer Solaranlage wie auf dem Spulberg sei um 50 bis 100 Prozent teurer als noch vor einem Jahr, vor allem wegen der Transportkosten. „Weil in Deutschland so gut wie keine Solarmodule produziert werden, muss alles aus Fernost kommen“, so Kynast, „per Container, z.B. aus China.“ Doch Container sind momentan dünn gesät – und kosten viel Geld.
Auch der WEA-Produktion im eigenen Land habe die Politik in den vergangenen Jahren viele Steine in den Weg gelegt – von überzogener Bürokratie mit jahrelang laufenden Genehmigungsverfahren ganz zu schweigen… Bis all diese Missstände überwunden sind, braucht es laut Kynast vor allem eins – Zeit.