Erschüttert und entsetzt: Und doch sieht Redaktionsleiter Martin Haselhorst gute Gründe, warum ein Kirchenaustritt für ihn nicht in Frage kommt.

Nein, ich bin noch nicht wie im vergangenen Jahr fast 1000 Arnsberger und Sunderner aus der Kirche ausgetreten – und werde es auch nicht tun. Nicht, nachdem ich mir einst das theologisch durchgeknallte Buch unseres Papstes Benedikt gewünscht habe und nach 40 Seiten beschloss, es nicht weiter zu lesen, um meinen volksfrommen Glauben nicht zu verlieren. Nicht, nachdem selbiger Papst Menschen wie mich als „laue Christen“ kategorisierte, mit denen ja wohl kein Kirchenstaat zu machen sei. Auch nicht nach alten und neuen Missbrauchs­fällen in der katholischen Kirche und deren desaströser Aufarbeitung.

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Die richtigen Ideen

Ich gehöre auch nicht zu denen, die einen Wandel einer Kirche fordern, die sie selber eher selten besuchen. Ich gehöre aber zu denen, die überzeugt sind von den Ideen, für die Christentum steht: Näch­stenliebe, Wertschätzung, Frieden und Gemeinschaft. Als „lauer Christ“ brauche ich dafür keinen Wiederauferstehungsglauben und erst recht keinen verbliebenen mittelalterlich geprägten Habitus pastoraler und klerikaler Auftritte.

Respekt vor Engagement

Nein, ich trete nicht aus der Kirche aus. Aus Respekt vor all den vielen Menschen, die im guten Glauben (und das bedeutet nicht gutgläubig) in den vielen Gemeinden hier vor Ort darum bemüht sind, höchst engagiert ein Gemeindeleben zu schaffen, das Menschen ein Zuhause, einen Ankerpunkt und eine Anlaufstelle gibt. Ich bleibe aus Respekt vor denen, die im Selbstverständnis christlicher Nächstenliebe – egal, ob als laue, gefühlte oder echte Christen im theologischen Sinne – Gutes tun, Menschen helfen und Caritas sind. Und ich bleibe in der Kirche, weil ich mir von Verfehlungen einiger Repräsentanten nicht mein Wertebild nehmen lassen und das große Ganze in Frage stellen will.

Den „Guten“ den Rücken stärken

Ich bleibe aber auch, um all den Pastoren in der katholischen Kirche den Rücken zu stärken, die näher am Menschen als am hochtrabenden theologischen Firlefanz sind. Eben den intelligenten, liebenswerten, beeindruckenden und sicher – wie wir alle – nicht fehlerfreien Männern im Priestergewand (und hoffentlich ganz schnell auch Frauen), die das Herz am rechten Fleck und die Menschen in all ihrer Vielfalt im Fokus haben. Und die eine selbstbewusste Gemeindearbeit stärken und fördern anstatt zu bremsen, und verantwortungsvoll und auch bei heiklen Themen selbstkritisch im Hier und Jetzt leben.