Neheim. Im März 2021 erkrankt eine 61-jährige Frau aus Neheim an Corona. Nun leidet sie an Long Covid. Ein Erfahrungsbericht, der unter die Haut geht.

Nach ihrer Corona-Erkrankung leidet eine 61 Jahre alte Frau aus Neheim an Long Covid. Hier berichtet sie ausführlich über ihre Erfahrungen damit:

„Meinen Mann und mich hat es schwer erwischt. Wir erkrankten im März 2021 an Covid-19. Es begann mit Grippesymptomen, Kopf- und Gliederschmerzen, Schnupfen, aber auch eigenartigen Beckenschmerzen und brennende Schmerzen entlang der Wirbelsäule. Wir kämpften zunächst zu Hause mit gewöhnlichen Grippemitteln. Aber als die Kurzatmigkeit immer schlimmer wurde und mir schwarz vor Augen wurde, war es Zeit fürs Krankenhaus. Es ging nicht mehr.

Uns ging es sehr schlecht, die Situation war lebensbedrohlich. Ich litt unter einer Lungenentzündung und wurde zwei Wochen einer starken Sauerstofftherapie im Marienhospital unterzogen. Bei meinem Mann hatten sich die Blutgefäße in der Lunge verengt. Auch er lag auf der Intensivstation. Wir hätten beide sterben können.

Frau aus Neheim leidet nach Long Covid unter starken Schmerzen

Zu Hause mussten wir erst einmal wieder zu Kräften kommen. Unser Sohn und Freunde kümmerten sich um uns. Wir haben anfangs fast nur geschlafen. Die Krankheit hatte uns alle Kräfte geraubt, der Körper war kaputt.

Und heute? Ich mache langsame Fortschritte. Sehr langsam. Ich leide unter Schwindel und eigenartigen Kopfschmerzen, die ich nicht richtig beschreiben kann. Eine Art Druckkopfschmerz, als würde etwas auf meinem Kopf liegen. Ich kann mich nur kurze Zeit konzentrieren. Beispielsweise habe ich früher gern Sudoku-Rätsel gemacht. Immer die schwierigste Stufe, jetzt versuche ich mich mühsam an den niedrigsten. Nach einer gewissen Zeit signalisiert mir mein Körper: Stopp! Aufhören.

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Fernsehen konnte ich anfangs gar nicht, jetzt etwas besser. 40 Minuten. Aber wenn viel geredet wird, strengt mich das sehr an. Der Kopf hat Probleme, die Informationen zu verarbeiten. Auch Lautstärke ertrage ich kaum. Musik geht leider gar nicht. Aber wir gehen spazieren und helfen uns gegenseitig.

Selbsthilfegruppe gründet sich

Unter Long-Covid und Post-Covid (mehr als vier Wochen nach Erkrankung) werden die möglichen Langzeitfolgen einer überstandenen Corona-Infektion zusammengefasst.Zehn bis 20 Prozent der Infizierten leiden laut Weltgesundheitsorganisation WHO noch Monate nach der Infektion an Symptomen.Im HSK gibt es nun eine Selbsthilfegruppe. Kontakt: selbsthilfe@arnsberg.de, 02932/ 201 2270. Eine Kooperation der Selbsthilfekontaktstelle AKIS im HSK mit dem Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft und dem Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises.Zum Auftakt findet an diesem Mittwoch, 26. Januar, ab 17 Uhr ein Online-Vortrag über die Plattform „Zoom“ mit Dr. med. Haidl und PD Dr. med. Dellweg statt.

Ich bin bei einem Lungenarzt unter ständiger Kontrolle und auch bei meinem Hausarzt in Behandlung. Aber leider muss ich sagen, dass ich das Gefühl habe: Es interessiert sich niemand für uns. Dabei sind wir so viele. Auch unsere Reha war leider eine Enttäuschung. Von der neuen Selbsthilfegruppe erhoffe ich mir einen Austausch über die Beschwerden und Tipps.

Selbsthilfegruppe für Long Covid Patienten im HSK gegründet

Wir machen unsere Atemgymnastik und ich gehe regelmäßig für sieben Minuten auf den Cross-Trainer. Mehr kann ich derzeit nicht tun. Und das fällt mir wirklich schwer, denn ich bin jemand, der immer etwas macht und jetzt strengen mich schon die einfachsten Dinge im Haushalt an. Den Fußboden wische ich zum Beispiel in mehreren Etappen, weil ich dazwischen Pause machen muss. Aber es wird.

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So Aussetzer-Situationen in denen ich zum Beispiel den Zucker in der Hand habe, obwohl ich eigentlich die Wäsche holen wollte, werden zum Beispiel weniger. Anfangs konnte ich mich nicht einmal unterhalten, weil mir die Wörter nicht einfielen.

Ich bin froh sagen zu können, dass sich alle Bekannte sofort haben impfen lassen, als sie gesehen haben, wie schlecht es uns ging. Doch mein Wunsch ist, dass die Menschen solidarisch sind und Masken tragen, um andere zu schützen. Das Gute an unserer Situation ist, dass wir zu zweit sind und wir das als Paar durchmachen. Das Verständnis ist immer da. Wenn nur einer krank wäre, hätte er vielleicht ständig eine schlechtes Gewissen, weil er dem anderen im Weg steht. Denn wir können ja seit 1,5 Jahren nicht einmal einen Ausflug machen. Wir machen auch öfter Späße übereinander. Ich sage zum Beispiel, dass sein Kopf heller ist als meiner, dafür ist seine Lunge schneller müde.

Humor ist ganz wichtig, sonst dreht man durch.“